134
Sie sind Bankdirektor, Ihnen ist
aber auch soziales Engagement
sehr wichtig, sie waren Pfadfinder,
bei der Schuldnerhilfe, haben Ihren
Zivildienst bei der Caritas geleistet.
Wie passt der Banker im Schat-
ten des „bösen“ Kapitalismus und
der gute Samariter mit sozialem
Engagement zusammen?_Für mich
persönlich ist es kein Widerspruch,
weil es Teil meines Lebens und meiner
Persönlichkeit ist. Ich glaube auch,
dass es für die VKB-Bank kein Wider-
spruch ist, es passt gut zu unserer
Bank. Einerseits der wirtschaftliche,
andererseits der menschliche und
soziale Zugang. Ich bin davon über-
zeugt, dass das Bankgeschäft Teil der
Wirtschaft ist und damit auch der Wirt-
schaft dienen soll. Wirtschaft hat für
mich keinen Selbstzweck, sondern soll
dabei unterstützen, dass es uns besser
geht. Und das wiederum ist etwas
höchst Soziales. Umgekehrt ist eine
Gesellschaft ohne Wirtschaft langwei-
lig. Ich würde nicht alle Banker unter
die Bösen einreihen, wahrscheinlich
kann man aber auch nicht alle Banker
unter die Guten einreihen.
In der öffentlichen Meinung wird der
Bankensektor meist nur mit Schlag-
wörtern wie Profitmaximierung,
Renditeerwartungen und ähnlichem
assoziiert. Wie sozial kann oder darf
der Bankensektor sein?_Es gibt kein
Lineal, das man über den Sektor ziehen
kann. Es hängt davon ab, wie sich das
einzelne Bankinstitut positioniert. Es
gibt Genossenschaftsbanken – wie uns –,
die haben natürlich einen stärkeren
kooperativen Ansatz. Dann gibt es auch
Banken, die ausschließlich das Interesse
haben, an einem Fonds möglichst viel
Gewinn zu erzielen. Ich denke, dass jede
Bank Gewinn machen muss, sonst kann
man wirtschaftlich nicht bestehen und
auch nicht weiterwachsen. Ich glaube
zudem, dass jede Bank angemessen
verdienen soll, so wie jeder Kaufmann
und jedes Unternehmen auch. Jedes
überzogene Gewinnstreben ist jedoch
mindestens unsympathisch, wenn nicht
ungesund. Es braucht einen vernünftigen,
maßvollen Zugang.
Sollte man für eine Bankomatbehebung
zahlen müssen?_Ich glaube, dass der
Weg, der in Österreich gewählt wird, ein
sehr sinnvoller und vernünftiger ist. Ich
halte es für einen sehr innovativen Weg,
dass alle einen offenen und gleichen
Zugang zu Geldversorgung und Bankoma-
ten haben. Ich finde es sehr schade, dass
dieser positive Zugang von einzelnen poli-
tischen Strömungen nicht goutiert wird.
Pro und Contra der bargeldlosen Ge-
sellschaft?_Ich bin ein Fan davon, dass
beides nebeneinander Sinn macht. Vieles
wird durch bargeldlosen Zahlungsverkehr
erleichtert, das ist eine der wichtigen
Funktionen von Banken. Wir sind aber
auch dafür da, die Bargeldversorgung
sicherzustellen. Auch das ist ein vernünf-
tiger Weg._
Wie wird man mit Jus und Soziolo-
gie Bankdirektor?_Ich habe Jus und
Soziologie angefangen, allerdings nur
Jus fertiggemacht. Ich konnte aus den
Sozialwissenschaften aber trotzdem
etwas mitnehmen, allein das Wissen
um soziale Zusammenhänge war
sicher förderlich. Ich fing mit den klas-
sischen juristischen Themen an, also
mit dem Gerichtsjahr, habe bei einem
Anwalt gearbeitet. Durch Zufall kam
ich in die Rechtsabteilung der VKB-
Bank, danach beschäftigte ich mich in
der Sanierungsabteilung intensiv mit
Basel II. Der damalige Generaldirektor
nominierte mich dann für den Vor-
standsposten. Dass ich Bankdirektor
werde, hätte ich mir aber niemals er-
träumt. Vieles führe ich darauf zurück,
dass ich mich auf neue Dinge eingelas-
sen habe und immer unterstützt und
gefördert wurde. Was auch mitspielt ist
der Zufall. Man kann solche Schritte
nicht immer planen.
Wie treffen Sie Entscheidungen? Mit
dem Kopf oder aus dem Bauch her-
aus?_Ich glaube beides. Die struktu-
relle Aufarbeitung ist die Grundlage
für meine Entscheidungen, in der ich
mich mit Zahlen, Daten und Fakten
auseinandersetze. Aber jede Entschei-
dung muss ein Stück weit aus dem
Bauch kommen. Sie muss sich einfach
stimmig anfühlen.
Woran arbeiten Sie im Moment am
intensivsten?_Ich versuche mich
intensiv damit zu beschäftigen, wie
das VKB-Bankgeschäft in der Zukunft
aussehen kann. Ein Bereich ist etwa,
welche strategischen Initiativen wir
setzen werden, ein zweiter Punkt sind
die unmittelbaren Kundenbedürfnisse.
Der dritte Bereich ist das Risikoge-
schäft, bei dem es auf ein gesundes
Chance-Risiko-Verhältnis ankommt.
Also welche Risiken kommen auf uns
zu, etwa aktuell die Niedrigzinsphasen,
und wie gehen wir damit um.
210x297_Macher_Herbst2017.indd 1
07.09.17 13:49