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Sie sind Bankdirektor, Ihnen ist 
aber auch soziales Engagement 
sehr wichtig, sie waren Pfadfinder, 
bei der Schuldnerhilfe, haben Ihren 
Zivildienst bei der Caritas geleistet. 
Wie passt der Banker im Schat-
ten des „bösen“ Kapitalismus und 
der gute Samariter mit sozialem 
Engagement zusammen?
_Für mich 
persönlich ist es kein Widerspruch, 
weil es Teil meines Lebens und meiner 
Persönlichkeit ist. Ich glaube auch, 
dass es für die VKB-Bank kein Wider-
spruch ist, es passt gut zu unserer 
Bank. Einerseits der wirtschaftliche, 
andererseits der menschliche und 
soziale Zugang. Ich bin davon über-

zeugt, dass das Bankgeschäft Teil der 

Wirtschaft ist und damit auch der Wirt-
schaft dienen soll. Wirtschaft hat für 
mich keinen Selbstzweck, sondern soll 
dabei unterstützen, dass es uns besser 
geht. Und das wiederum ist etwas 
höchst Soziales. Umgekehrt ist eine 
Gesellschaft ohne Wirtschaft langwei-
lig. Ich würde nicht alle Banker unter 
die Bösen einreihen, wahrscheinlich 
kann man aber auch nicht alle Banker 
unter die Guten einreihen.

In der öffentlichen Meinung wird der 
Bankensektor meist nur mit Schlag-
wörtern wie Profitmaximierung, 
Renditeerwartungen und ähnlichem 
assoziiert. Wie sozial kann oder darf 
der Bankensektor sein?
_Es gibt kein 
Lineal, das man über den Sektor ziehen 
kann. Es hängt davon ab, wie sich das 

einzelne Bankinstitut positioniert. Es  
gibt Genossenschaftsbanken – wie uns –,
die haben natürlich einen stärkeren 
kooperativen Ansatz. Dann gibt es auch 
Banken, die ausschließlich das Interesse 
haben, an einem Fonds möglichst viel 
Gewinn zu erzielen. Ich denke, dass jede 
Bank Gewinn machen muss, sonst kann 
man wirtschaftlich nicht bestehen und 
auch nicht weiterwachsen. Ich glaube 
zudem, dass jede Bank angemessen 
verdienen soll, so wie jeder Kaufmann 
und jedes Unternehmen auch. Jedes 
überzogene Gewinnstreben ist jedoch 
mindestens unsympathisch, wenn nicht 
ungesund. Es braucht einen vernünftigen, 
maßvollen Zugang.

Sollte man für eine Bankomatbehebung 
zahlen müssen?
_Ich glaube, dass der 
Weg, der in Österreich gewählt wird, ein 
sehr sinnvoller und vernünftiger ist. Ich 
halte es für einen sehr innovativen Weg, 
dass alle einen offenen und gleichen 

Zugang zu Geldversorgung und Bankoma-

ten haben. Ich finde es sehr schade, dass 
dieser positive Zugang von einzelnen poli-
tischen Strömungen nicht goutiert wird.

Pro und Contra der bargeldlosen Ge-
sellschaft?
_Ich bin ein Fan davon, dass 
beides nebeneinander Sinn macht. Vieles 
wird durch bargeldlosen Zahlungsverkehr 

erleichtert, das ist eine der wichtigen 
Funktionen von Banken. Wir sind aber 
auch dafür da, die Bargeldversorgung 
sicherzustellen. Auch das ist ein vernünf-
tiger Weg._

Wie wird man mit Jus und Soziolo-
gie Bankdirektor?
_Ich habe Jus und 
Soziologie angefangen, allerdings nur 

Jus fertiggemacht. Ich konnte aus den 

Sozialwissenschaften aber trotzdem 
etwas mitnehmen, allein das Wissen 
um soziale Zusammenhänge war 
sicher förderlich. Ich fing mit den klas-
sischen juristischen Themen an, also 
mit dem Gerichtsjahr, habe bei einem 
Anwalt gearbeitet. Durch Zufall kam 
ich in die Rechtsabteilung der VKB-
Bank, danach beschäftigte ich mich in 
der Sanierungsabteilung intensiv mit 
Basel II. Der damalige Generaldirektor 
nominierte mich dann für den Vor-
standsposten. Dass ich Bankdirektor 
werde, hätte ich mir aber niemals er-
träumt. Vieles führe ich darauf zurück, 
dass ich mich auf neue Dinge eingelas-
sen habe und immer unterstützt und 
gefördert wurde. Was auch mitspielt ist 
der Zufall. Man kann solche Schritte 
nicht immer planen.

Wie treffen Sie Entscheidungen? Mit 
dem Kopf oder aus dem Bauch her-
aus?
_Ich glaube beides. Die struktu-
relle Aufarbeitung ist die Grundlage 
für meine Entscheidungen, in der ich 
mich mit Zahlen, Daten und Fakten 
auseinandersetze. Aber jede Entschei-
dung muss ein Stück weit aus dem 
Bauch kommen. Sie muss sich einfach 

stimmig anfühlen.

Woran arbeiten Sie im Moment am 
intensivsten?
_Ich versuche mich 
intensiv damit zu beschäftigen, wie 
das VKB-Bankgeschäft in der Zukunft 
aussehen kann. Ein Bereich ist etwa, 
welche strategischen Initiativen wir 
setzen werden, ein zweiter Punkt sind 
die unmittelbaren Kundenbedürfnisse. 
Der dritte Bereich ist das Risikoge-

schäft, bei dem es auf ein gesundes 
Chance-Risiko-Verhältnis ankommt. 
Also welche Risiken kommen auf uns 
zu, etwa aktuell die Niedrigzinsphasen, 
und wie gehen wir damit um.

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