124
der Fall. Die Herausforderung ist daher,
eine Struktur zu haben, die auf einer fa-
miliären Wertebasis aufbaut.“ Kühner
verweist auf die richtigen Management-
methoden: „Die Herausforderung war
von Beginn an, zu modernisieren, aber
gleichzeitig den Charakter eines Fami-
lienunternehmens beizubehalten. Das
funktioniert einerseits, indem man mo-
derne Managementmethoden beispiels-
weise in der IT, der Personalentwicklung
oder der Compliance einführt. Anderer-
seits bestimmen wir aber das Tempo und
hören genau zu, wo die Probleme liegen.
Die Kombination, moderne Methoden zu
implementieren, dabei aber flexibel zu
sein und die Menschen mitzunehmen, ist
der Weg, wie wir beide Ansätze vereinen.“
Petschl Transporte baut auf den lang-
lebigen Traditionscharakter: „Eine über
80-jährige Tradition kann man nicht von
heute auf morgen abdrehen. Man kann
aber auch keine großen Sprünge ma-
chen. Das Entscheidende ist, die aktuel-
len Entwicklungen nicht zu verschlafen.
Sich auszuruhen und zurückzulehnen
wäre der größte Fehler. Man muss alles
mit Maß und Ziel aufnehmen und Ide-
en für die Zukunft gemeinsam mit dem
Kunden für die eigenen Zwecke weiter-
entwickeln. So kann man die Tradition
weitertransportieren und sich trotzdem
für die Zukunft ausrichten.“ Beim Stich-
wort „zukünftige Ausrichtung“ drängen
sich zwei Fragen auf: Wie hilfreich oder
erschwerend ist die familiäre Tradition
in der täglichen Arbeit respektive bei
Zukunftsentscheidungen? Und wie hart
muss man für die nötige Anerkennung
kämpfen und auch manchmal gegen Wi-
derstand Entscheidungen durchboxen?
Kühner empfindet die Tradition als sehr
hilfreich: „Eine langfristige Ausrichtung
an familiären Werten ist rückenstärkend.“
Um sich die nötige Anerkennung zu be-
schaffen, seien zwei Punkte wesentlich:
„Offene Kommunikation und Geduld. Man
sollte keinem etwas vormachen, sondern
es ansprechen, wenn Dinge schlecht
laufen. Und man muss für das, was
schlecht läuft, selber die Verantwortung
übernehmen.“ Bei Petschl Transporte
betont man vor allem die Vorteile des
langjährigen Zusammenwachsens, die
bei wichtigen Zukunftsentscheidungen
die Widerstände bei der Entscheidungs-
findung gegen null tendieren lassen, wie
Nikolaus Glisic senior beschreibt: „Bei
uns gibt es so viel innerbetriebliche In-
formationssysteme, dass niemand mit
überraschenden Entscheidungen da-
herkommt. Bei einer großen Entschei-
dung, wie bei unserem Betriebsneubau
vor ein paar Jahren, muss eine einstim-
mige Entscheidung gefällt werden. Es
gibt keine Abstimmung bei uns, sondern
nur einstimmige Einvernehmlichkeit.
Ich werde nie meinen Sohn oder den
Christian irgendwie overrulen, nur weil
ich der Eigentümer oder der Älteste bin.“
Auch Graf empfindet die unternehmeri-
sche Vergangenheit in der täglichen Ar-
beit als nicht erdrückend: „Ganz im Ge-
genteil, das hat meines Erachtens große
Vorteile. Wir können Entscheidungen
sehr rasch und präzise treffen. Da gibt
es kein langes Kämpfen um Mehrheiten.
Die Vergangenheit hat uns zu dem ge-
macht, was wir sind, und das wollen wir,
gespickt mit Innovationen, fortsetzen.
Den Erfolgsfaktor eines Familienun-
ternehmens sehe ich im Gleichgewicht
zwischen vergangener Erfahrung und
Innovation.“_
Für klein- und mittelständische Familienbetriebe ist es häufig schwie-
rig, ihr Wachstum zu günstigen Konditionen zu finanzieren. Gerade bei
einer Übergabe stehen aber oft neue Ideen oder Expansionspläne im
Raum. KGG und UBG unterstützen oberösterreichische Unternehmen
deshalb mit einer kostenlosen Finanzierungsberatung, aber auch mit
konkreten Angeboten wie etwa Haftungsübernahmen für Kredite, Betei-
ligungen oder Garantien für private Investments.
Ein Beispiel dafür ist die Firma Amering Salzkammergut Eiprodukte.
Roman Amering, der im Jahr davor den Betrieb vom Vater übernommen
hatte, investierte in eine vollautomatische Sortier- und Verpackungsan-
lage für Frischeier. Mit Hilfe einer Standardbürgschaft – bei der die KGG
für bis zu 80 Prozent der Kreditsumme haftet – bzw. einer Standardbe-
teiligung – im Rahmen derer die UBG als stiller Gesellschafter Eigen-
kapital zur Verfügung stellt – erhielt der Vorchdorfer Betrieb wesentlich
bessere Kreditkonditionen. „Die Zusammenarbeit war einfach und
unbürokratisch“, ist Amering begeistert. „Interessant für Familienun-
ternehmen ist beim Thema Finanzierung auch eine Eigenkapitalgaran-
tie. Damit kann privates Geld sicher in den Betrieb investiert werden“,
so KGG UBG Geschäftsführer Konrad Remplbauer.
FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR
FAMILIENUNTERNEHMEN