115
Vor gut drei Jahren haben Sie auf die
Frage, was der Wirtschaftsstandort
Oberösterreich brauche, um wieder
stärker zu werden, geantwortet: Ein
Klima, wo Wirtschaften Freude macht,
ein Anheben der Forschungsquote und
das Beheben infrastruktureller Defizite.
Was konnten Sie in diesen Bereichen
während Ihrer Amtszeit bewirken?
PÜHRINGER_Das ist meines Erachtens
eine Daueraufgabe. Gegenwärtig ist das
Gebot der Stunde die Digitalisierung, also
schnelles Internet, Ausbau der Forschung
und des universitären Bereiches. In mei-
ner Zeit haben wir vor allem in den Bil-
dungssektor investiert, in die FHs, auch in
die Universitäten, zuletzt in die Medizinfa-
kultät, und wir haben in die Verkehrsinfra-
struktur investiert.
Was waren Ihre Herzensprojekte?
PÜHRINGER_Wenn man von Herzens-
projekten spricht, dann muss man die
Sache teilen: Es war mir ein Herzensan-
liegen, Menschen zu helfen, die mit ihren
Anliegen – die für die Allgemeinheit kleine
Anliegen zu sein schienen – zu mir ge-
kommen sind. Ich war immer froh, wenn
Menschen mein Büro mit mehr Hoffnung
verlassen haben, als sie es betreten haben.
Das ist das eine. Am Sektor der Projekte
waren mir sicherlich die Medizinfakultät,
das Musiktheater, die Kultureinrichtun-
gen, aber vor allem auch Bildung und
Wissenschaft besonders wichtig. Auf der
anderen Seite habe ich mich auch mit vol-
ler Kraft etwa für den Bau des Kraftwerks
Lambach eingesetzt.
Einige dieser Projekte hatten nicht nur
Befürworter. Stichwort Medizinische
Fakultät. Ist sie tatsächlich ein Mittel
gegen den Ärztemangel?
PÜHRINGER_Das kann man nach drei
Jahren schon sagen, denn erstens ha-
ben sich aufgrund dessen, dass man in
Oberösterreich Medizin studieren kann,
wesentlich mehr Oberösterreicher zum
Medizinstudium entschlossen. Zweitens
wissen wir von den anderen Studienor-
ten, dass der Studienort Studenten bindet
– dort lernt man den Partner fürs Leben
kennen, dort macht man seine Praktika
in den Krankenhäusern. Die Gefahr, dass
Oberösterreicher wegziehen, ist dadurch
wesentlich geringer. Ich bin der festen
Überzeugung, dass wir das Ärzte-Nach-
wuchsproblem mit der Medizinfakultät
allein nicht lösen werden. Aber sie ist ein
wesentlicher Teil der Lösung. Was man
noch tun kann: dem Arztberuf Wertschät-
zung entgegenbringen. Wir haben die Ge-
hälter angehoben, das war, denke ich, ein
sehr wichtiger Punkt, dass der Abfluss
der Ärzte ins Ausland wesentlich gestoppt
wurde.
Prognosen zeigen dennoch, dass es vor
allem am Land schon bald zu Engpäs-
sen bei der medizinischen Versorgung
kommen kann.
PÜHRINGER_Ganz generell ist wichtig,
dass wir die Studierendenquoten anhe-
ben, denn wir brauchen vor allem auch
Ärzte fürs Land, gute Ärzte in den Spi-
tälern, in Zukunft werden wir womöglich
auch Ärzte in den Pflegeheimen benöti-
gen, weil wir in einer sehr alternden Ge-
sellschaft leben. Das halte ich für ganz
entscheidend. Und ja, man wird sich in
der nächsten Zeit auch einiges einfallen
lassen müssen, wie der Beruf des nie-
Das Geburtsdatum sagt
wenig über die körperliche
und geistige Frische aus.
JOSEF PÜHRINGER
ehemaliger Landeshauptmann OÖ,
Obmann des OÖ Seniorenbundes
dergelassenen Arztes am Land noch at-
traktiver gestaltet werden kann.
Großen Widerstand haben Sie auch
bei der Spitalsreform 2 erlebt. Wie geht
man mit so viel Gegenwind um?
PÜHRINGER_Ich habe mit den Protesten
deswegen umgehen können, weil ich von
der Richtigkeit der Reform überzeugt war.
Den einzigen Vorwurf, den ich mir heute
dabei mache: Man hätte die Informations-
phase intensiver machen sollen. Ehrlich
gesagt war mir um das Geld für die Kom-
munikationsarbeit leid. Doch vielleicht
hätte man damit Ängste abbauen können.
Heute zeigt sich aber, dass die Spitalsre-
form 2 richtig und alternativlos war.
Sie haben vorhin den demografischen
Wandel angesprochen. Als Landesob-
mann des OÖ Seniorenbundes sind Sie
Verantwortlicher und Sprachrohr für
eine immer größer werdende Gruppe
der Gesellschaft. Wie werden Sie diese
wachsende Bevölkerung in der Politik
vertreten?
PÜHRINGER_Ihr Befund ist richtig – bei
der letzten Landtagswahl waren 30 Pro-
zent der Wähler über 60, 2021 werden es
34 Prozent, 2045 sogar 48 Prozent sein.
Die Seniorenwähler werden mit Abstand
die größte Gruppe sein, fünf bis sechsmal
so groß wie die Gruppe der Jungwähler.
Die Gesellschaft verändert sich drama-
tisch und wir als Seniorenbund sehen uns
als Interessensanwalt, damit die Interes-
sen der älteren Menschen nicht unter die
Räder kommen.
Was sind die wichtigsten Interessen der
älteren Menschen?