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Vor gut drei Jahren haben Sie auf die 

Frage, was der Wirtschaftsstandort 
Oberösterreich brauche, um wieder 
stärker zu werden, geantwortet: Ein 
Klima, wo Wirtschaften Freude macht, 
ein Anheben der Forschungsquote und 
das Beheben infrastruktureller Defizite. 

Was konnten Sie in diesen Bereichen 

während Ihrer Amtszeit bewirken?

PÜHRINGER_Das ist meines Erachtens 

eine Daueraufgabe. Gegenwärtig ist das 
Gebot der Stunde die Digitalisierung, also 
schnelles Internet, Ausbau der Forschung 
und des universitären Bereiches. In mei-
ner Zeit haben wir vor allem in den Bil-
dungssektor investiert, in die FHs, auch in 
die Universitäten, zuletzt in die Medizinfa-
kultät, und wir haben in die Verkehrsinfra-
struktur investiert.

Was waren Ihre Herzensprojekte?

PÜHRINGER_Wenn man von Herzens-
projekten spricht, dann muss man die 
Sache teilen: Es war mir ein Herzensan-
liegen, Menschen zu helfen, die mit ihren 

Anliegen – die für die Allgemeinheit kleine 
Anliegen zu sein schienen – zu mir ge-
kommen sind. Ich war immer froh, wenn 
Menschen mein Büro mit mehr Hoffnung 

verlassen haben, als sie es betreten haben. 
Das ist das eine. Am Sektor der Projekte 
waren mir sicherlich die Medizinfakultät, 
das Musiktheater, die Kultureinrichtun-
gen, aber vor allem auch Bildung und 
Wissenschaft besonders wichtig. Auf der 
anderen Seite habe ich mich auch mit vol-
ler Kraft etwa für den Bau des Kraftwerks 
Lambach eingesetzt. 

Einige dieser Projekte hatten nicht nur 
Befürworter. Stichwort Medizinische 

Fakultät. Ist sie tatsächlich ein Mittel 
gegen den Ärztemangel?

PÜHRINGER_Das kann man nach drei 

Jahren schon sagen, denn erstens ha-

ben sich aufgrund dessen, dass man in 
Oberösterreich Medizin studieren kann, 
wesentlich mehr Oberösterreicher zum 
Medizinstudium entschlossen. Zweitens 
wissen wir von den anderen Studienor-
ten, dass der Studienort Studenten bindet 

– dort lernt man den Partner fürs Leben 

kennen, dort macht man seine Praktika 
in den Krankenhäusern. Die Gefahr, dass 
Oberösterreicher wegziehen, ist dadurch 
wesentlich geringer. Ich bin der festen 
Überzeugung, dass wir das Ärzte-Nach-
wuchsproblem mit der Medizinfakultät 
allein nicht lösen werden. Aber sie ist ein 
wesentlicher Teil der Lösung. Was man 
noch tun kann: dem Arztberuf Wertschät-

zung entgegenbringen. Wir haben die Ge-

hälter angehoben, das war, denke ich, ein 
sehr wichtiger Punkt, dass der Abfluss 
der Ärzte ins Ausland wesentlich gestoppt 
wurde.

Prognosen zeigen dennoch, dass es vor 
allem am Land schon bald zu Engpäs-
sen bei der medizinischen Versorgung 
kommen kann.  

PÜHRINGER_Ganz generell ist wichtig, 
dass wir die Studierendenquoten anhe-
ben, denn wir brauchen vor allem auch 

Ärzte fürs Land, gute Ärzte in den Spi-
tälern, in Zukunft werden wir womöglich 
auch Ärzte in den Pflegeheimen benöti-
gen, weil wir in einer sehr alternden Ge-
sellschaft leben. Das halte ich für ganz 
entscheidend. Und ja, man wird sich in 
der nächsten Zeit auch einiges einfallen 

lassen müssen, wie der Beruf des nie-

Das Geburtsdatum sagt 

wenig über die körperliche 

und geistige Frische aus.

JOSEF PÜHRINGER

ehemaliger Landeshauptmann OÖ, 
Obmann des OÖ Seniorenbundes

dergelassenen Arztes am Land noch at-
traktiver gestaltet werden kann.

Großen Widerstand haben Sie auch 

bei der Spitalsreform 2 erlebt. Wie geht 
man mit so viel Gegenwind um?

PÜHRINGER_Ich habe mit den Protesten 
deswegen umgehen können, weil ich von 
der Richtigkeit der Reform überzeugt war. 
Den einzigen Vorwurf, den ich mir heute 
dabei mache: Man hätte die Informations-
phase intensiver machen sollen. Ehrlich 
gesagt war mir um das Geld für die Kom-
munikationsarbeit leid. Doch vielleicht 
hätte man damit Ängste abbauen können. 
Heute zeigt sich aber, dass die Spitalsre-
form 2 richtig und alternativlos war. 

Sie haben vorhin den demografischen 

Wandel angesprochen. Als Landesob-

mann des OÖ Seniorenbundes sind Sie 

Verantwortlicher und Sprachrohr für 

eine immer größer werdende Gruppe 
der Gesellschaft. Wie werden Sie diese 
wachsende Bevölkerung in der Politik 
vertreten?

PÜHRINGER_Ihr Befund ist richtig – bei 
der letzten Landtagswahl waren 30 Pro-

zent der Wähler über 60, 2021 werden es 
34 Prozent, 2045 sogar 48 Prozent sein. 
Die Seniorenwähler werden mit Abstand 
die größte Gruppe sein, fünf bis sechsmal 
so groß wie die Gruppe der Jungwähler. 
Die Gesellschaft verändert sich drama-
tisch und wir als Seniorenbund sehen uns 
als Interessensanwalt, damit die Interes-
sen der älteren Menschen nicht unter die 
Räder kommen.

Was sind die wichtigsten Interessen der 

älteren Menschen?