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30 KILO LEICHTER
So fühlt sich
Josef Pühringer heute. Körperlich sind es zehn Kilo, die er nach seiner Kur in Bad
Ischl abgenommen hat. Aber nach drei Jahrzehnten in der Politik und 22 Jahren als Oberösterreichs
Landeshauptmann hat er das Gefühl, jemand habe ihm nun einen 30 Kilo schweren Rucksack
abgenommen.
Vielleicht geht der neue Obmann des
Oberösterreichischen
Seniorenbundes
deshalb so flott wie ein 30-Jähriger und
gleichzeitig entspannt wie ein Pensionist
den Kreuzweg zum Pöstlingberg mit uns
hoch. Und plaudert dabei über vergange-
ne und zukünftige Zeiten. Und natürlich
über das Hier und Jetzt. Denn da scheint
er gerade angekommen zu sein.
Läutet der Wecker heute zu einer
anderen Zeit als damals während Ihrer
Amtszeit als Landeshauptmann?
PÜHRINGER_Selbstverständlich etwas
später und vor allem gestalten sich die
ersten Stunden am Tag in aller Regel an-
ders als damals, denn ich war meistens
zwischen sieben und acht Uhr im Büro.
Jetzt bin ich um diese Zeit oft irgendwo in
den Traunauen laufend oder gehend un-
terwegs.
Haben Sie sich verändert?
PÜHRINGER_Ich glaube, in meinem Alter
verändert man sich nicht mehr. Verändert
hat sich vor allem, dass der Druck und die
Verantwortung weg sind. Ich sage manch-
mal scherzhaft: „Es lebt sich hervorra-
gend, so verantwortungslos“. Wie man
das spürt? Es ist ungefähr so, als wenn
Sie mit einem 30-Kilo-Rucksack auf den
großen Priel gehen und plötzlich kommt
einer, nimmt Ihnen den Rucksack ab und
Sie gehen ohne weiter. Man ist erleichtert,
man hat nicht mehr die Haupt- und Letzt-
verantwortung und ist trotzdem noch im
Geschehen. Es ist ein gutes Gefühl, weil
einfach der Druck weg ist.
Schlagartig oder kam das Gefühl erst
mit der Zeit?
PÜHRINGER_Es war eine sehr gute Ent-
scheidung von mir, gleich ein Monat auf
REDAKTION_SUSANNA WURM
KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
UND JETZT?
MACHER IN PENSION
Kur zu gehen. Somit hatte ich einen tota-
len Tapetenwechsel und kein sukzessives
Umsteigen. Das tat gut und erleichterte die
Situation für mich wesentlich. Ich bin in kein
Loch gefallen, habe das aber ehrlich gesagt
auch nicht befürchtet, ich habe schöne,
zum Teil neue Aufgaben, aber weitaus nicht
mehr dieselbe Verantwortung zu tragen.
Wie oft sind Sie in Kontakt mit dem
jetzigen Landeshauptmann?
PÜHRINGER_Wir treffen uns immer wie-
der, manchmal telefonieren wir auch mit-
einander, wir sind zusammen in Sitzungen,
nachdem ich den Seniorenbund übernom-
men habe und außerdem Ehrenobmann
der ÖVP bin. Wir haben ein ausgezeichne-
tes Verhältnis. Er fragt aber nicht um Rat –
Ratschläge sind auch Schläge, daher soll-
te man diese vermeiden, wir reden einfach
über dieses und jenes.