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Nach seinem Studium 

„Betriebs- und Energiewirt-

schaft“ an der Montanuniver-
sität Leoben begann Stefan 
Pierer seine Karriere 1982 bei 
der Hoval GmbH in March-
trenk, 1987 gründete er die 
heutige KTM Industries-Betei-
ligungsgruppe, in der er als 

Aktionär und Vorstand tätig 

ist. Seit 1992 ist er Aktionär 
und Vorstand der KTM AG.

STEFAN PIERER

Ein Start-up zum 

Erfolg zu führen 

ist kein Lottospiel. 

Sondern viel Fleiß, 

Mühe, Versuch und 

Irrtum

Und: Nie die Flinte 

ins Korn werfen!“

MUTMACHER

 

01

 Wenn du erfolgreich bist, 

ist es nicht schwer, mutig 
zu sein, weil du ja Sicherheit 
hast. Wichtig ist aber, auch 
nach Misserfolgen nicht auf-
zugeben, selbst wenn’s mal 
richtig weh tut. 

02

 Du musst in der richtigen 

Situation bereit sein, Ent-
scheidungen zu treffen. 

03

 Das Beste ist, wenn du 

deine besonderen Fähigkei-
ten mit unternehmerischer 
Erfüllung verbindest. Viele 
wollen aber zunächst etwas 
tun, worin sie nicht so gut 
sind und erkennen das, worin 
sie wirklich gut wären, gar 
nicht als wertschätzend. 
Deshalb gehen viele in eine 
falsche Richtung. 

04

 Unternehmertum heißt: 

Versuch und Irrtum. 

05 

Angst ist auch ein wichti-

ger Ratgeber! Sonst wird aus 
Mut Übermut. Das ist in der 
Wirtschaft ähnlich wie beim 
Extremsport. 

schnell zu verkaufen. Arbeiten und et-

was zu erschaffen kann ja etwas Erfül-
lendes sein.

STEFAN_Das ist genau auf den Punkt 
getroffen! Unternehmertum heißt 
Versuch und Irrtum, gepaart mit viel 
Einsatz und Fleiß. Und nicht Lotto-

spielen. 

Kann nicht der Wunsch nach viel Geld 
der Antrieb für diesen Fleiß sein?

STEFAN_Und dann? Was macht man 
nach dem Exit? Geld ist nur ein Wer-
tespeicher, ein Mittel zum Zweck. 

Aber beim Unternehmertum geht es 
um etwas ganz Anderes – irgendet-

was wirklich zu unternehmen, größer 

zu werden und letztlich stehst du im 

Wettbewerb. Und genau dieser Wett-
bewerb hält dich frisch. Natürlich, 
wenn du eine entsprechende Liquidität 

zur Verfügung hast, kannst du größe-
re Dinge unternehmen, aber es geht 
immer darum, dass du Freude an dem 

hast, was du als Unternehmer machst. 
Ich bin überzeugt, dass man nur dann 
Erfolg haben kann. Und deshalb kann 
der Handwerker, der sich selbststän-
dig macht und damit seine Erfüllung 
findet, genauso erfolgreich sein. Dazu 
muss mir meine Idee nicht irgendeiner 
aus dem Silicon Valley abkaufen und 
dann gehe ich auf die Insel. 

Sie hätten schon Mitte der 90er Jahre 
auf die Insel gehen können, weil Sie 
damals bereits ausgesorgt hatten.

STEFAN_Unternehmertum ist wie bei 

einer mechanischen Uhr die Unruhe. 
Die gibt nie eine Ruhe. Geld bedeutet 
natürlich schon auch Freiheit, wenn du 
eine soziale Ebene erreicht hast, wo 
du keine Sorgen haben musst, ob du 
deine Miete bezahlen kannst, und gibt 
eine enorme Sicherheit. Aber es ist die 
Freude an der Gestaltung, die Freude, 
etwas aufzubauen und Verantwortung 
zu übernehmen. 

Haben jüngere Generationen nicht 
mehr diese Freude an der Gestaltung 
und an der Verantwortung? Investoren 
beklagen, es gebe zu wenige Projekte, 
die sie fördern könnten. 

STEFAN_Wir haben in Österreich defi-
nitiv einen Mangel an Unternehmens-
gründungen. Weil das Unternehmer-
tum keinen positiven Stellenwert hat. 
Das Risiko, selbstständig zu werden, 
tun sich viel zu wenige an. Wir haben 
keine Gründerkultur in Österreich. 

Warum?

STEFAN_Leistung muss Freude ma-

chen. Zum einen brauchst du die 
Selbsterfüllung, den Spaß an dem, 

was du machst. Und zum anderen 
muss diese Leistung auch in der Ge-

sellschaft anerkannt werden. Und am 
Ende des Tages muss es sich auch loh-
nen. Diejenigen, die bereit sind, mehr 
zu leisten, sollen belohnt werden. Heu-
te ein Unternehmen in Österreich zu 
gründen, ist nicht einfach – Stichwort 
Bürokratie, Vorschriften, Arbeitszeit-
regelungen und all diese Dinge. Bei 
einer derart hohen Besteuerung stellt 
sich für junge, engagierte Karriereleu-
te schon die Sinnfrage: Warum mache 
ich das überhaupt? 

Mit dem Workspace möchten Sie 
dennoch viele zum Gründen motivie-
ren. Warum lohnt es sich trotz dieser 
schwierigen Rahmenbedingungen, 
Unternehmer zu sein?

STEFAN_Unternehmertum heißt Frei-
heit. Und für mich gibt es nichts Schö-
neres, als selbstbestimmt entscheiden 

zu können. Das ist meine Erfüllung, 
egal wie viel Mühe dahintersteckt.  

Welche Rolle spielt das Alter beim 
Gründen?

CLEMENS_Ich glaube, eine große. 
Wenn man jung ist, geht man viel un-
bedarfter an die Sache heran und hat 
meist noch nicht die große Verantwor-
tung einer Familie gegenüber. 

Wobei Sie schon auf der Welt waren, 

als Ihr Vater Unternehmer wurde.

STEFAN_Ja, das stimmt. Meine Frau 
und ich hatten das Glück, sehr früh El-
tern zu werden. Wenn man eine Fami-
lie mit zwei Kindern hat, bedeutet das 
natürlich, dass man die Entscheidung 

zur Selbstständigkeit gemeinsam trifft, 
sonst brauchst du das nicht machen.