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Welt bekommen. Wenn die sich für ei-
nen Standort wie etwa Linz entscheiden, 
sehen sie sich ganz genau an, ob es in 
der Umgebung auch ein reichhaltiges 
Kulturangebot gibt. Dabei geht es auch 
viel um Kinder, welche Schulen haben 
wir, welche Ausbildungstechniken, wel-
che Freizeitangebote – die wollen, dass 
ihre Kinder top ausgebildet sind und da 
gehört Kunst und Kultur schlichtweg 
dazu. Wenn das nicht zu 100 Prozent 
passt, gehen sie lieber nach München, 
Luxemburg oder wo auch immer sie 
einen gleichwertigen Job angeboten be-
kommen. Kunst und Kultur spielt also 
auch hier eine Rolle beim Standortfaktor. 

Bei einem aktuellen Wohnprojekt am 
Pöstlingberg schaffen Sie eine starke 

Verbindung zu Anton Bruckner und 

nützen damit das Thema Kunst und 
Kultur als Marketingmaßnahme. Funk-
tioniert das?

WOLFSTEINER_Als 

Marketingspezia-

listen in der Immobilienbranche ist es 
unserer Aufgabe, unsere Liegenschaf-

auch Unmögliche im Gießkannenprinzip 
gefördert wird. Zum einen muss klarge-
stellt werden, dass die großen Flagg-
schiffe der österreichischen Kultur, wie 
zum Beispiel das Burgtheater oder die 
Salzburger Festspiele, ihrem Auftrag 
entsprechend öffentlich unterstützt 
werden. Zum anderen muss durch eine 
bessere Evaluierung auch den jungen 
Künstlern mehr finanzieller Rückhalt 
gegeben werden. Kunst ist ein leben-
der Organismus, der sich entwickeln 
können muss. Daher brauchen wir auch 
kleinere, neue Initiativen. Und die Basis 
für alles ist die Kunsterziehung im Kin-
desalter. Hier ist das oberösterreichi-
sche Musikschulwerk vorbildlich –  es 
ist zwar kostspielig, aber auch kostbar 
und darum ein Kulturgut, das ich nie 
aus finanziellen Gründen opfern würde.

PICHLBAUER_Die Kulturförderung wird 
bei uns in der Abteilung für das Land 
Oberösterreich gemacht – das sind 
qualifizierte Sachbearbeiter, die in ih-
rem Themenbereich Entscheidungen 
treffen. Die Politik muss es natürlich 

ten ins bestmögliche Licht zu rücken. In 
unserem aktuellen Projekt „Dreiklang“ 
schaffen wir einen Spannungsbogen aus 
moderner Technik und guter alter Kunst 
und Kultur. Eines der großen Highlights 
des Projekts ist der Ausblick – man sieht 
über die neue  Bruckneruniversität in 
direkter Linie zum Brucknerhaus. Das 
hat uns inspiriert. Zudem hat sich An-
ton Bruckner der Überlieferung nach 
tatsächlich gerne hier oben aufgehal-
ten, um sich inspirieren zu lassen. In der 
Vergangenheit war Linz ja nicht gerade 
als Kunst- und Kulturstadt verschrien, 
die Stadt hat aber immens aufgeholt 
und viel in Kultur und Weltoffenheit in-
vestiert. Heute merkt man, dass es ge-
fruchtet hat. Der Pöstlingberg ist eine 
der Marken unserer Stadt – wir sind na-
türlich nicht verlegen, hier dabei zu sein.

Wie entscheidet man, wo die öffentli-

chen Förderungen hingehen sollen?

RABL-STADLER_Der 

verwaschene 

Kunst- und Kulturbegriff führt dazu, 
dass heute alles Mögliche und leider 

Manuel Wolfsteiner

arbeitet seit 2011 bei Pro-
jektas Immobilien. Während 
seiner Auslandsaufenthalte in 
seiner Studienzeit gewann er 
immer mehr Interesse an der 
Immobilienbranche und ab-
solvierte deshalb ein Studium 
zum Immobilienkaufmann. 

„Wir sind es der Jugend 

schuldig, in der doch sehr 

anonymen digitalisierten 

Welt auch die Künste und 

Kulturgüter aufrecht zu 

erhalten.“

Roland Pichlbauer

ist seit 2001 im Landeskul-
turbetrieb tätig, 2003 ist er 
in die Landeskulturdirektion 
eingestiegen und organisiert 
unter anderem die Oberös-
terreichische Landesaus-
stellung, die alle zwei Jahre 
in einer anderen Region 
Oberösterreichs stattfindet.

„Es geht nicht ohne For-

schung, aber ebenso wenig 

geht es ohne Kunst und 

Kultur.“

Manuela Reichert

ist Geschäftsführerin des Kul-
turparks Traun. Nach Besuch 
des Musischen Gymnasiums in 
Salzburg studierte sie Kultur-
management und Betriebs-
wirtschaft, außerdem ist sie 
Sängerin in einer Blues-Band. 
Und damit kennt sie die unter-
nehmerischen Herausforderun-
gen beider Seiten – die einer 
Kulturmanagerin und die einer 
Künstlerin. 

„Wir haben gelernt, aus weni-

ger mehr zu machen – auch 

aus der Not heraus.“