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Der Nutzen von Kunst und Kultur lässt sich schwer in exakten Zahlen messen. Im Industriebundesland 
Oberösterreich gibt es immer wieder laute Rufe, dass zu viel öffentliches Geld dafür ausgegeben wird. Wir 
haben drei Kulturmanager, einen Vertreter der Industrie, einen Immobilienkaufmann und einen Professor für 
Ökonomie über die Bedeutung des 

Wirtschaftsfaktors Kunst und Kultur gefragt.

WIE WIRTSCHAFTLICH 

IST KULTUR?

Bei der Diskussion, wie viel des öffentli-
chen Budgets dem Kultursektor zugute-
kommen soll, gehen die Meinungen oft 
weit auseinander. Wie viel Kunst und 
Kultur braucht ein Industriebundesland 
wie Oberösterreich überhaupt? 

SCHNEIDER_Mit dem Ars Electronica 
Center oder dem Musiktheater ist Linz 
der Schritt von einer Industrie- zu einer 
Kultur- und Innovationsstadt sehr gut 
gelungen. Man hat gezeigt, dass derarti-
ge Investitionen Gold wert sind und den 
Standort Linz wesentlich attraktiver ge-
macht haben. Soweit ich das sehe, be-

zieht sich die Diskussion um öffentliche 
Förderungen oft darauf, ob man so viele 
Musikschulen und so viele Kultur- und 
Kunstausgaben über ganz Oberösterreich 

verteilt braucht, oder ob Schulen wie 
HTLs oder andere Infrastrukturausgaben 
nicht wichtiger sind. Diese Frage ist sehr 
schwer zu beantworten – die Musikschu-
len haben dazu geführt, dass die Identität 

zur (volksnahen) Kunst wieder mehr her-
gestellt ist und Jugendliche einen Sinn 
darin sehen. Das ist eine Umwegrentabi-

lität, die man natürlich nicht in zusätzli-
chen Arbeitsplätzen messen kann. 

REICHERT_Ich glaube, dass wir heute 

entwurzelter denn je sind. Durch all die 
Dinge, die zurzeit auf der Welt passieren, 
beschäftigt uns die Frage „Wo komme 
ich her und wo gehe ich hin?“ heute 
umso mehr. Kultur polarisiert und macht 
dadurch eine Entwicklung möglich – im 
Geist, im Handeln sowie im Blickwinkel, 
aus dem man die Dinge betrachtet. Das 

passiert schon seit hunderten von Jah-
ren. Dinge, die früher polarisiert haben, 
sind heute Teil unseres Kunst- und Kul-
turgutes. Und damit landen wir bei der 
Wirtschaft: Menschen aus der ganzen 
Welt besuchen unser Land aufgrund 
seines Kulturgutes, unser großer Wirt-
schaftsfaktor ist nicht nur die Industrie, 
sondern auch die Kultur und der daraus 
resultierende Tourismus. Deshalb müs-
sen wir tunlichst aufpassen, dass wir die 
Kultur nicht vernachlässigen.

WOLFSTEINER_Was die Technologie 
angeht, müssen wir natürlich am Puls 
der Zeit bleiben und entsprechende 
Budgets zur Verfügung stellen. Es kann 
aber auch nicht schaden, in der doch 

sehr anonymen digitalisierten Welt auch 
die Künste und Kulturgüter aufrecht zu 
erhalten. Nicht von Computer zu Com-
puter, sondern von Mensch zu Mensch 

– das sind wir der Jugend schuldig.

RABL-STADLER_Kunst und Kultur ge-
hören zu den positiven Standortfakto-
ren eines Landes. Und natürlich ist es 

erfreulich, wenn Kulturinstitutionen wie  
etwa die Salzburger Festspiele künstle-
rischer und ökonomischer Motor einer 
Region sind. Aber ich warne davor, Wirt-
schaft und Kunst gegeneinander auszu-
spielen. Kunst darf ihre Rechtfertigung 
niemals aus ihrer Rentabilität beziehen. 
Das heißt, natürlich bedarf es öffentli-
cher Förderungen.

GREINER_Wenn man aus Kunst Profit 
macht, ist es keine Kunst mehr, sondern 

REDAKTION_MICHAELA ALBRECHT

KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK

FOTOGRAFIE_MARIO RIENER / RABL-STADLER: ACADEMIA 

SUPERIOR - WAKOLBINGER / WOLFSTEINER: MEISTER EDER / 

GREINER: IV OÖ KRÜGL

ILLUSTRATION_THINKSTOCK

Kunsthandwerk. Kunst ist nichts, was 
unter monetärem oder wirtschaftlichem 
Ansatz alleine betrachtet werden darf. 
Damit eine Gesellschaft frei ist, muss 
Künstlern und Querdenkern auch Raum 
zur Entfaltung geschaffen werden. Kunst 
für sich genommen kann nicht alleine 
existieren. Es ist Aufgabe des Staates, 
Rahmenbedingungen zu schaffen, damit 
Kunst gedeihen kann – dazu braucht es 
Förderungen. Die Diskussion, wie viel 
Kunst notwendig ist und wie viel eine 
Gesellschaft sich davon leisten kann, ist 
deshalb sehr wichtig. 

Die Industrie fordert einen stärkeren 
Fokus auf den Wirtschaftsstandort. 
Kann man Kunst und Kultur nicht auch 
als einen Wirtschaftsfaktor bezeichnen? 
Oder anders gefragt: Wie wirtschaftlich 
ist Kultur?

GREINER_Selbstverständlich 

trägt 

Kunst auch ein Stück zum BIP bei. Das 
sind aber keine sehr hohen Beiträge 
und ein guter Teil davon stammt auch 
aus Fördermitteln, also aus Steuern, die 
zuerst wieder an einer anderen Stelle 
erhoben werden müssen. Wir fordern 
einfach eine Prioritätensetzung und 
damit einen stärkeren Fokus auf den 
Wirtschaftsstandort sowie auf die Uni-
versitätslandschaft – im Speziellen auf 

Technik, Mathematik sowie Natur- und 

Informationswissenschaften. Das sind 
die Dinge, die wir in der Industrie drin-
gend brauchen. Ohne Wirtschaft und 
Industrie haben wir nicht das Steuerauf-
kommen, das wir benötigen, um Kunst