70
ein gutes Briefing und klar definierte
Zielsetzungen, ist Lindinger überzeugt.
Das sieht auch Kirchmair so: „Wenn
die Mitarbeiter gut sind, sie die Pro-
dukte und auch die Kunden verstehen,
dann wird der Händler nie Probleme
haben.“ Jedenfalls dann, wenn auch
das Sortiment, die Lage und der Aufbau
des Stores eine Synthese ergeben. Und
bei Letzterem kommen die Ladenbau-
er ins Spiel. Im Fall von Umdasch wird
der größte Teil des Umsatzes – etwa 85
Prozent – in den Bereichen Food und
Lifestyle erwirtschaftet, dazu gehören
Lebensmittelhändler, Drogerien, Bau-
märkte ebenso wie die Mode- und Au-
toindustrie, Banken und Gastronomie.
Etwa zehn Prozent entfallen auf die Di-
vision Premium Retail, die Luxus-Mar-
ken betreut, den Rest erwirtschaftet der
Ladenbauer mit seiner jüngsten Divisi-
on – Digital-Retail. Um die Kunden bes-
ser betreuen zu können, hat man sich
vor etwa drei Jahren, zusätzlich zu den
bereits bestehenden drei Standorten in
Österreich, in Linz niedergelassen. „Im
stationären Handel finden zunehmend
digitale Lösungen Einzug – damit ent-
wickeln wir uns immer mehr vom klas-
sischen Möbelbauer zum Storemaker.“
Weil Sofwareentwickler Mangelware
sind, spielte auch die Nähe zum Soft-
warepark Hagenberg eine Rolle bei der
Standortwahl.
Dass der stationäre Handel irgend-
wann ganz vom Online-Geschäft ver-
drängt werden könnte, glaubt Kirch-
mair nicht: „Er wird zwar weiter an
Marktanteilen gegenüber dem Inter-
net verlieren, der Online-Anteil sollte
jedoch bei insgesamt einem Viertel
die Grenze finden“. Grund für seine
Einschätzung sind die Menschen, die
durch persönliche Überzeugung und
Begeisterung dafür sorgen können,
dass die Ertragskraft eines guten
Händlers immer höher als die des
Internetanbieters sein wird. Und ob
Messen in Zukunft noch gut besucht
sein werden, hängt für Klaus Lindinger
vom Konzept ab: „Wenn Messen nicht
gut konzipiert sind und keinen klaren
Mehrwert bieten, werden sie definitiv
rückläufig sein. Wie überall im Marke-
ting muss man auch hier mit der Zeit
gehen und darf nicht einfach stagnie-
ren. Wenn man sich Gedanken macht,
wie man den Online-Bereich für sei-
ne eigenen Zwecke positiv verwenden
kann, ist er bestimmt keine Bedro-
hung, sondern ein klarer Vorteil.“_
Wir sind in einer Phase, in der
die Konsumenten schon mehr
Informationen bekommen, als
sie jemals verarbeiten könnten
– das trifft auch auf Messen zu.
KLAUS LINDINGER
Geschäftsführer,
Werbeagentur Conquest
Erfolgskontrolle.
Wie merkt man, ob eine Messe
erfolgreich ist?
LINDINGER_Das kommt ganz auf die Zielsetzung an. Misst
man den Erfolg an der Anzahl der Besucher oder an deren
Interesse an den Exponaten, macht es Sinn, auf der Messe
Echtzeit-Trackingsysteme einzusetzen, die erlauben, Besu-
cherströme zu visualisieren. Wenn es darum geht, Leads zu
generieren, muss man sich nach der Messe ansehen, welche
Datenbank entstanden ist und welche Verkaufszahlen daraus
resultierten. Man sollte sich schon vor einer Messe klare
Kennzahlen setzen, an denen man hinterher den Erfolgsgrad
messen kann. Die Learnings daraus sollten gezielt in die
Optimierung der nächsten Messe einfließen.
Trends.
Was sind die Trends bei Messen,
jetzt und in Zukunft?
LINDINGER_Als Kreativer finde ich es natürlich immer
schön, wenn ich auf einer Messe kreative Konzepte sehe, wo
jemand etwas komplett anders macht. Digitale Interaktions-
konzepte verzeichnen dabei eine klar steigende Bedeutung.
Aus meiner Sicht bewegen wir uns auch auf Messen immer
weiter in Richtung Augmented und Virtual Reality, die einen
Messebesuch zum interaktiven Erlebnis werden lassen.
Wenn ein Produkt oder ein Unternehmen im Kopf des Kun-
den verankert werden soll, muss er sich damit beschäftigen
– das geht nur, wenn Interaktion und Unterhaltung geboten
werden.
Erfolgskontrolle.
Wie merkt man, ob das
Ladenbaukonzept eines Händlers erfolgreich ist?
KIRCHMAIR_In der Regel: Wenn der Deckungsbeitrag pro
Quadratmeter einer Verkaufsfläche nach dem Umbau höher
ist als vorher. Entscheidend ist: Was kostet die Miete und wie
viel kann ich erwirtschaften? Man kann im Handel rasch er-
kennen, ob ein Konzept funktioniert und ebenso schnell auf
Fehler reagieren – etwa mit einer anderen Flächenplanung
oder Veränderung des Lichts. Eine hilfreiche Messgröße ist
auch die Conversion-Rate, die angibt, wie viele Besucher
eines Geschäftes tatsächlich etwas gekauft haben.
Trends.
Was sind die Trends des stationären Handels,
jetzt und in Zukunft?
KIRCHMAIR_Digitalisierung trifft Individualisierung – und
zwar in zweierlei Hinsicht. Es geht darum, die Dinge, die
online bereits Standard sind, auch im stationären Handel zu
nutzen. Die kundenspezifischen Angebote, die wir aufgrund
der von uns hinterlassenen Spuren im Netz erhalten, wird
es zukünftig nicht mehr nur im Online-Handel geben. Auch
der stationäre Handel wird immer mehr über seine Kunden
erfahren – kann sein, dass Smartphones einmal Signale
empfangen, sobald man ein Geschäft betritt. Aber auch der
Ladenbau selbst geht immer mehr in Richtung Individualität
– keine Filiale soll aussehen wie die andere, aber man muss
auf den ersten Blick erkennen können, in welchem Geschäft
man sich befindet.