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Besser, man
macht Fehler, als
gar nichts.
„Schauen wir uns jetzt mal
in Ruhe an, ob und wie wir
diesen Fehler das nächste Mal
vermeiden können. Und dann
vergeuden wir keine Zeit, son-
dern machen uns weiter an die
Arbeit – denn die machen Sie
verdammt gut! Ich schätze Ihr
Engagement und Ihr Verant-
wortungsbewusstsein sehr!“
Markus Krämer sieht die Einstellung,
Fehler als Freunde anzuerkennen, als
einen wesentlichen Punkt, um eine
offene Kommunikation im Team zu
ermöglichen. Fehler als Chancen zu
sehen, hat man sich auch bei Siemens
zum Motto gemacht. „Fehler sind dazu
da, um daraus zu lernen. Wenn man
eine offene Kommunikationskultur
lebt, dann ist es auch kein Problem,
anzusprechen, was gut läuft und was
weniger gut läuft. Und dann stimmt
das Arbeitsklima“, sagt Kinast. Wie
gut dieses Klima tatsächlich ist, könne
man zwar einerseits an den Geschäfts-
zahlen ablesen, viel wichtiger sei ihm
aber, bei Veranstaltungen im Haus
direkt zu den Menschen hinzugehen.
„Dann spürt man’s wirklich, ob diese
Kultur gelebt wird oder nicht.“
08
Die Sinnfrage.
„Schatz, ich komme heute
später heim.“
„Warum das denn?“
„Wir feiern heute noch! Stell dir
vor, die haben im Vertrieb jetzt
schon das Jahresziel erreicht.“
„Das versteh ich jetzt nicht. Du
arbeitest im Betriebskinder-
garten. Was hast du mit dem
Vertrieb zu tun?“
„Der Vertriebsleiter hat ge-
meint, das hätten sie nie
geschafft, wenn sie nicht das
Gefühlt gehabt hätten, dass
ihre Kinder so gut bei uns auf-
gehoben sind.“
Die Generation Y tickt anders. „Diesen
Menschen geht es darum, einen Bei-
trag zum Gesamterfolg leisten zu kön-
nen, einen Sinn in ihren Aufgaben zu
sehen“, erklärt Markus Krämer. Josef
Kinast beobachtet Ähnliches: „Die jun-
gen Menschen sind unheimlich leis-
tungsorientiert, aber auf eine andere
Art und Weise als es früher üblich war
– weniger karriereorientiert, vielmehr
aufgabenorientiert, der Wunsch nach
sinnerfülltem Arbeiten ist groß.“
Man wolle bei Siemens den weltweit
360.000 Mitarbeitern das Gefühl ver-
mitteln, dass jeder ein wichtiges Räd-
chen dreht – nur wenn jeder seinen
Job gut macht, dreht sich das große
Ganze. Genau darum gehe es, ist Palz
überzeugt: „Wenn ich als Mitarbeiter
weiß, welche Ziele das Unternehmen
verfolgt und diese bis auf mein Tun he-
runtergebrochen werden, dann ist mir
meine Bedeutung im Zahnräderwerk
bewusst.“ Im vergangenen Jahr zeich-
nete Great Place to Work eine Reini-
gungsfirma als besten Arbeitgeber
aus. Diesem Unternehmen ist es ge-
lungen, ein absolut beliebter Arbeits-
platz für seine Mitarbeiter zu sein. Und
das, obwohl kaum jemand schon im
Kindesalter davon träumt, eines Tages
Reinigungskraft zu werden. Die meis-
ten Mitarbeiter haben zunächst einen
konkreten Motivationsgrund, sich bei
dieser Firma zu bewerben: Man will
und muss Geld verdienen. Doch die
Führungskräfte zeigen den Mitarbei-
tern, welchen wichtigen Beitrag sie
zum Gesamterfolg leisten: Würden sie
nicht für ein so gutes, sauberes Klima
sorgen, würden die Mieter unzufrie-
den sein. Palz: „Es gibt keinen Job,
der sinnlos ist. Es ist die Aufgabe des
Unternehmens, diese Sinnhaftigkeit
den Mitarbeitern zu übersetzen.“ Sie
erinnert sich an die Geschichte eines
anderen Klienten: „Wenn der General-
direktor einer großen Versicherung am
Abend das Haus verlässt, dem Portier
die Hand schüttelt und sagt: ‚Ich kann
den ganzen Tag hier gut und konzent-
riert arbeiten, weil ich weiß, dass Sie
nur jene Menschen hereinlassen, die
dazu berechtigt sind’, dann ist das ein
wunderschönes Beispiel dafür, wie
man jeden Arbeitsplatz wertschätzen
kann.“
„Ein respektv
oller,
ehrlicher und off
ener
Umgang mit Mitarbeitern
hat großen Einfluss auf
ein positives
Arbeitsklima. “
Daniela Höllerbauer
Geschäftsführ
erin, Whitebox
„Mit Entlohnung
alleine hält man die
Mitarbeiter nicht, das
Gesamtpaket muss
passen.“
Felix Schober
Geschäftsführ
er, Schober