KURZ GEFRAGT.
Auf welche Innovation hätten Sie
gerne verzichtet?_Facebook.
Welche Innovation sehnen Sie
herbei?_Selbstfahrende Autos.
Was sehen Sie als größte Chance
der Digitalisierung?_Dass
Entwicklungen wesentlich schneller
gehen, die Vernetzung und damit die
Zusammenarbeit weltweit wesentlich
besser und intensiver wird und eine
Beschleunigung der Innovationsspirale
in Gang kommt.
Und was ist das größte Risiko?_
Dass wir bei der Entwicklung dieser
Technologien nicht mit dabei sind,
weil dann und nur dann werden
wir wirklich Arbeitsplätze verlieren.
Aber ich bin sehr zuversichtlich,
denn mehr Maschinenbau- und
Fahrzeugbaukompetenz als bei uns
gibt es auf dieser Welt nicht und
wenn wir uns anstrengen bzw. die
Rahmenbedingungen passen, werden
wir diese auch behalten.
Glauben Sie, dass Sie die
grundlegende berufliche Tätigkeit,
der Sie heute nachgehen, in
30 Jahren genauso ausüben
könnten?_Solange es eine Industrie
in Österreich gibt, wird es auch eine
Industriellenvereinigung geben. Die
Aufgaben und Anforderungen werden
sich ändern, so wie sich diese auch in
den vergangenen 20 Jahren massiv
verändert haben. Es wird noch
weniger operative Tätigkeiten geben
und damit mehr Zeit für andere Dinge
sein, die wichtiger und höherwertiger
sind und mehr bringen.
„
Warum hat man Angst
davor, dass Maschinen
Arbeit wegnehmen? Weil
die Menschen die neuen
Technologien sehen, aber nicht,
welche neuen Produkte und
Dienstleistungen entstehen.“
Print wird es auch noch geben, nur
lange nicht mehr in diesem Umfang. In
Bezug auf Fake News werden wir ein
immer größeres Problem haben, die
Wahrheit rauszufinden. Man könnte
bereits jetzt etwa eine Mondlandung
ganz einfach auf der Erde nachstellen.
Daneben wird eine der größten Gefah-
ren die Massenbeeinflussung durch
Roboterjournalismus. Dabei handelt es
sich um eine Software, die automatisch
auf bestimmte Inhalte reagiert. Der In-
ternetverkehr soll aktuell bereits zu 30
Prozent aus Robotern bestehen.
Reden wir zum
Schluss noch über
jene, denen die
Zukunft gehört:
Kinder. Welches
Bildungssystem
brauchen wir,
um vorwärts zu
kommen?
HANSMANN_Das Allerwichtigste ist,
dass wir unsere Jugend so ausbilden,
dass sie in der Lage ist, mit dem Fort-
schritt umgehen zu können. Dazu müss-
te den Kindern schon in der Grundschule
das Programmieren und Codieren auf
spielerische Art und Weise beigebracht
werden. Nicht, weil jeder ein Program-
mierer oder Entwickler werden soll – ob-
wohl wir viele davon bräuchten – sondern
weil sich jeder, der eine Ahnung vom
Programmieren hat, viel leichter tut in
einer digitalen Welt. Englisch wird noch
viel wichtiger werden, in einer globalen
Welt braucht man eine globale Sprache.
Ganz wesentlich ist auch, die Kinder –
ebenso spielerisch – im selbstständigen
Denken und Handeln zu fördern. Wir
brauchen keine braven Lämmer, son-
dern Leute, die eigene Entscheidungen
treffen können – die rausgehen, etwas
verkaufen, andere überzeugen können.
KÜRNER_Es sollte noch ein Ausbil-
dungsweg für Erwachsene zwischen
Lehrberuf und akademischer Ausbil-
dung geschaffen werden. Diese können
aktuell eigentlich nur über eine uni-
versitäre Reife eine fundierte Ausbil-
dung machen. Wir brauchen rund um
das Thema Digitalisierung aber noch
viel mehr Ausbildungsmöglichkeiten,
denn es besteht die Gefahr einer Zwei-
klassengesellschaft: Leute, die mit den
neuen Technologien umgehen und einen
Nutzen daraus ziehen können und sol-
che, die damit überfordert sind. Jeder
muss sich in seinem Umfeld anschauen,
was sich in den nächsten Jahren verän-
dern könnte. Aussagen von 50-Jährigen
wie „Für das bin ich schon zu alt“, wer-
den nicht ausreichen.
MATZLER_Neben digitaler Kompetenz,
Unternehmertum und Programmier-
sprachen wird es auch entscheidend
sein, auf Kreativität und Lust am lebens-
langen Lernen zu setzen.
LINDINGER_In Wahrheit geht es ei-
gentlich nur darum, den Kindern und
Jugendlichen beizubringen, dass die
Zukunft aufgrund der starken Verände-
rungen unklar ist und sie so darauf vor-
zubereiten, dass sie keine Angst davor
haben. Wer weiß, ob meine jetzt zwei-
jährige Tochter noch den Führerschein
machen wird._