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KURZ GEFRAGT.
Auf welche Innovation hätten Sie
gerne verzichtet?_Eine Innovation
ist für mich ein Erfolg, wenn sie
durchgedrungen ist, und daher kann ich
dazu nichts sagen.
Welche Innovation sehnen Sie
herbei?_Die Möglichkeit, Informationen
im Medienbereich schnell und einfach auf
ihre Richtigkeit zu überprüfen.
Was sehen Sie als größte Chance der
Digitalisierung?_Dass sie für alle gleich
ist und allen Menschen die gleichen
Möglichkeiten anbieten kann.
Und was ist das größte Risiko?_Der
Missbrauch zur Beeinflussung
von Menschen und Kriminalität –
Cyberkriminalität ist das am schnellsten
wachsende Kriminalitätsthema.
Glauben Sie, dass Sie die
grundlegende berufliche Tätigkeit,
der Sie heute nachgehen, in 30 Jahren
genauso ausüben könnten?_Nein, die
mache ich in drei Jahren schon nicht
mehr so. Dinge, die früher noch manuell
erledigt wurden, wie etwa die Überlegung,
welches Medium wo passt, sind schon
völlig automatisiert. Die Kreationsleistung
wird zwar wichtig bleiben, ist aber nicht
mehr alleine für den Erfolg der Werbung
ausschlaggebend – es geht sehr stark
um die Performance. Geschäftsprozesse
laufen in einer Geschwindigkeit ab, die
ein Mensch nicht mehr vollbringen kann
– etwa bei Programmatic Advertising, wo
in Echtzeit Werbung im Internet wie bei
der Börse eingekauft wird. In Deutschland
werden bereits 65 Prozent der Werbung
so eingekauft.
„
Die Schwierigkeit wird
nicht darin liegen,
dass uns die Roboter
wegrationalisieren,
sondern wie wir
einen großen Teil der
Bevölkerung anders
beschäftigen.“
Kommentar
von Christian Spendel.
Abgefahren.
Der gebürtige Kärntner schloss 2003 sein Doktorratsstudium am
Institut für Rechtssoziologie an der Karl-Franzens-Universität Graz
ab, war bis 2006 in der Wirtschaftskammer Österreich tätig und
leitet seither die Petschl-Transporte Gruppe mit Stammsitz in Perg.
Es wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Super, oder? Super wird
es dann, wenn es bis jetzt nicht so prickelnd gelaufen ist. Wenn Ihnen Ihr
Leben bis jetzt aber ganz gut gefallen hat, kann es dann noch „superer“
werden?
Drohnen, die unseren Online-Einkauf ins GPS-codierte Postkastl fliegen.
Autos, die, tagsüber von Sonnenkraft aufgetankt, uns nach stressigen
Arbeitstagen sicher heim chauffieren und am Weg noch beim 24-Stun-
den-Supermarkt Ladung aufnehmen, weil sie vorher schon mit dem
leeren Kühlschrank kommuniziert haben. Traktoren, die, von Satelliten
gelenkt, Wiesen mähen und die Qualität des Grünschnitts gleich an den
Düngemittellieferanten und den Melkroboter melden. Alles wird gelenkt,
gesteuert und überwacht von Bits und Bytes. Super, oder?
Und so dreht sich am Ende alles um Fremdbestimmung, Überwachung
und die Aufzählung von Berufen, die es nicht mehr geben wird. Digitali-
sierung heißt also: Maschinen ersetzen Menschen. Wer etwas anderes
behauptet, ist Träumer (oder Politiker).
Die Frage an viele Kinder „Was willst du denn einmal werden?“, gewinnt
so an besonderer Brisanz. Mechaniker, Pilot oder Tierärztin eher nicht,
wenn alle nur mehr Softwareentwickler, IT-Designer und Netzwerkad-
ministratoren werden dürfen. Der Bildungsminister im Jahr 2047 wird ...
egal, brauchen wir dann auch nicht mehr!
Oder kommt alles anders? Aus digitaler Evolution wird menschliche
Revolution? Wenn wir schon von Maschinen ersetzt werden, dann lieber
unser eigenes Gemüse am Balkon ziehen und die selbstgeernteten Äpfel
und Kartoffel im Keller überwintern. Fleisch und Gebäck beim Fleischer
und Bäcker ums Eck kaufen, die es dann wieder geben wird, weil auch
die Nachfrage wieder da ist. Hüftsteak und Wachauerweckerl von Ama-
zon haben wohl doch nicht überzeugt.
Ich persönlich wünsche mir jedenfalls den Adel in Österreich zurück;
meine Könige der Landstraße! Vielleicht werden die Lkw-Fahrer der
Zukunft wieder so gewürdigt wie sie es verdienen. Sie steuern Hightech
Fahrzeuge, die mit geringstem Energieaufwand größtmögliche Effizienz
bringen. Sie werden beim Kunden laden und starten, auf der Autobahn
an den virtuellen GPS-Autopiloten übergeben, kurz vor dem Ziel wieder
selbst übernehmen und die Ware sicher beim Empfänger landen. Ob
die Lkw-Fahrer der Zukunft auch mit dunklen Uniformen, goldenen
Schulter-Epauletten und Sonnenbrillen ihren Dienst antreten werden,
überlasse ich Ihrer Phantasie. Ready for take off?
GERHARD KÜRNER
MARKETING- UND
KOMMUNIKATIONSEXPERTE,
MANAGING PARTNER
BEI LUNIK2