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Bei Ihrer letzten Konzernbilanz als Vorstandsvorsitzen-
der der Energie AG konnten Sie mit 135,4 Millionen Euro
Gewinn (Ebit) das beste Ergebnis in der 125-jährigen
Konzerngeschichte präsentieren. Gibt es etwas, das Sie
gerne noch erreicht hätten?_Es wurde im Rahmen des
Möglichen wirklich alles erreicht. Die wirtschaftlichen Ziele
wurden voll erfüllt, es gibt derzeit keinerlei Bedrohungs-
szenarien und auch im laufenden Geschäftsjahr, in dem
ich noch für einen gewissen Teil verantwortlich bin, ist der
Konzern top unterwegs. Das ist aber auch die Grund-
voraussetzung, um die gewaltigen Herausforderungen der
nächsten Zukunft positiv angehen zu können.
Die größte Herausforderung als Energie AG-Chef?_Der
Ausstieg aus Osteuropa mit der damaligen AVE, der einen
kompletten Umbruch in der Organisation zur Folge hatte.
Der größte Erfolg?_Dass die Energie AG von einem einst
als Übernahmefall geltenden Stromunternehmen zu einem
heute top aufgestellten Infrastrukturkonzern mit Füh-
rungsrolle in Österreich geworden ist.
Die härteste Niederlage?_Die Absage des Börsenganges,
auf den sich das Unternehmen und die Führungskräfte
monatelang und intensiv bestens vorbereitet haben, war
sicherlich ein starker mentaler Rückschlag. Aber wir
haben die Dinge trotzdem offensiv angepackt und dieses
Private Placement mit neuer Struktur zum Anlass genom-
men, Dinge wieder zum Positiven zu verändern – gerade
die Führungsqualität und die neue Aktionärsstruktur wurde
damit noch gesteigert.
Etwas, das Sie aus der Zeit bei der Energie AG vermis-
sen werden?_Ich vermisse natürlich unglaublich viele tolle
Mitarbeiter, Führungskräfte, aber auch viele starke Part-
ner, mit denen ich jahrelang bestens zusammengearbeitet
habe, da Bekanntschaften über das Business hinausge-
hend zu einer persönlichen Freundschaft geworden sind.
Soziale Kontakte, die der Position und nicht der Person
galten, fallen in der Pension weg. Haben Sie diese Erfah-
rung auch gemacht?_Davon spüre ich bislang sehr wenig,
zumal ich weiterhin einige Funktionen in der Wirtschaft
und auch im Sport einnehme und damit noch genug Luft in
der Publicity atmen kann.
Etwas, das Sie aus der Zeit nicht vermissen werden?_
Den montäglichen Stau auf der A7 nach Linz vermisse ich
sicher nicht. Jetzt kann ich es mir einteilen und fahre erst
um kurz vor acht Uhr.
Immer wieder – seit 1978 – geht
Windtner auch das Mostpressen mit
den Äpfeln und Birnen von seinen 120
Obstbäumen an. Jedes Jahr presst er
rund 1.500 bis 2.000 Liter. Zukünftig
könnten es mehr werden. Zum Ab-
schied bei der Energie AG hat Windtner
wiederum Obstbäume und Mostfäs-
ser bekommen. Damit gibt es – wenn
schon nicht beim Zeithaushalt – zu-
mindest in Windtners Obstgarten eine
Änderung durch den Abschied von der
Energie AG-Spitze._
Die Energiebranche steht vor einer Reihe von Heraus-
forderungen, Veränderungen werden nötig sein. Wie
lange wird es dauern, bis Sie den Konzern nicht mehr
erkennen?_In manchen Strukturen werde ich ihn im-
mer wieder erkennen, aber mit den Veränderungen, die
der Markt oder auch gewisse Technologiesprünge in den
nächsten Jahren bringen werden, wird das Unternehmen in
den nächsten fünf Jahren schon komplett anders dastehen.
Im Detail wird sich einiges gewaltig verändern.
Tickt die Wirtschaft heute anders als noch zu Ihrem
Karrierebeginn?_Die öffentliche Darstellung in der Wirt-
schaft – auch der inneren Verhältnisse der Unternehmen –
hat sich gewaltig verändert. Die Darstellung der Medien ist
penetranter, speziell die Abhandlung von Personalthemen
ist heute wesentlich intensiver als früher und es gilt mehr
denn je, seine Leistung zu verkaufen. Der Fakt, dass die
Märkte unter einem immensen Konkurrenzdruck stehen
und immer neue Marktteilnehmer auftreten, bedingt das
geradezu.
Was raten Sie jungen Menschen, die erfolgreich werden
wollen?_Eine gute Ausbildung passend zu ihrem Talent
abzuschließen und dann muss man bereit sein, sich in das
Unternehmen voll einzubringen und weiter zu lernen.
Welche Zukunftsentwicklung macht Ihnen Sorgen?_
Angst und Sorge sind da nicht der beste Wegbegleiter, man
wird jede neue Entwicklung wieder offensiv aufnehmen
müssen. Wenn man meint, man kann daran vorbeigehen
oder ein Thema bremsen, dann ist man schon am falschen
Dampfer. Es gilt, jeweils für seinen Bedarf die optimale
Umsetzung zu schaffen. Manches hat sich innerhalb kurzer
Zeit auch relativiert, aber an den Grundpfeilern der neuen
Entwicklungen kommt man nicht vorbei.
Sie wurden immer wieder als einer der mächtigsten
Österreicher bezeichnet. Ihr Verhältnis zur Macht?_
Macht verspürt man nicht bewusst und wird auch nicht von
mir ausgespielt, sondern man gewinnt Einfluss mit Funk-
tionen und steigert diesen, indem man gute Arbeit leistet
und sich dadurch Akzeptanz und Respekt erarbeitet. Das
Thema Macht ist speziell in der Wirtschaft stark relativiert.
Macht ist nur Stärke, wenn man mit dem Unternehmen et-
was weiterbringt. Ansonsten ist man dem Eigentümer und
den Aktionären ausgeliefert und dann meistens machtlos.
Die wirtschaftliche Performance und die Stärke, die man
dem Unternehmen gibt, ist letztlich auch die Reflexion auf
die eigene Person.
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