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Welche Rahmen-
bedingungen
braucht es,
damit Europa
erfolgreich in die
Zukunft geht?
HAINDL-GRUTSCH_Im Kampf der gro-
ßen Wirtschaftsräume geht es darum,
die Rahmenbedingungen so attraktiv zu
gestalten, dass Firmen hier investieren.
Die Kritik der Industrie ist, dass gerade
in Österreich in den letzten Jahren zu
wenige Veränderungen eingeleitet wur-
den. Die Staatsverschuldung ist hoch,
wir haben die höchste Steuerquote,
keine Bildungsreform, Infrastruktur-
projekte brauchen 20, 30 Jahre bis zur
Umsetzung. Die Politik muss ihre Haus-
aufgaben machen, dann ist der Standort
wieder attraktiv.
Wie wird Politik
2047 betrieben?
HORX_Klar ist, dass Politik in Zukunft
einerseits mehr im Lokalen stattfinden
wird, weil dort Demokratie am besten
funktioniert. Andererseits brauchen
wir mehr und effektivere transnationa-
le Organisationen, weil viele Probleme
eben nur global zu lösen sind.
HAINDL-GRUTSCH_Der neue Politi-
kertyp sollte einer sein, der staatspo-
litische Verantwortung übernimmt und
nach seiner Wahl die Sachpolitik in
den Mittelpunkt stellt, nicht die Partei
oder eine Ideologie. Diesen verände-
rungsbereiten, zukunftsfitten Politiker
brauchen wir immer mehr!
KÜRNER_Die Welt wird extrem kom-
plex sein – in allen Bereichen. Umso
wichtiger wird es vonseiten der Politik
sein, die Dinge zu vereinfachen. Um
morgen bestehen zu können, müssen
die Dinge heute radikal vereinfacht
werden.
MATTHIAS HORX
ZUKUNFTSFORSCHER
„
Je sozialer,
kommunikativer
und komplexer
wissensbasiert
eine Tätigkeit ist,
desto größer wird
ihre Bedeutung in
Zukunft.“
Wie wird die
Digitalisierung
die Welt
verändern?
MATZLER_OECD-weit werden 50 bis 60
Prozent aller Jobs durch die Digitali-
sierung in den nächsten zehn bis 20
Jahren verschwinden. Taxifahrer, Bus-
fahrer, Callcenter-Angestellte, auch
Köche werden zu einem guten Teil er-
setzt. Es verschwinden auch Wissens-
arbeiter: Kreditanalysten, Versiche-
rungs- und Immobilienmakler wird es
nicht mehr geben. Vom 40-Stunden-
Job werden wir uns großteils verab-
schieden. Es sind heute schon über
30 Prozent der Arbeitsverhältnisse
atypisch – Teilzeit, Projektarbeit, be-
fristet. In den meisten Berufen wer-
den wir mit digitalen Assistenten zu
tun haben, also intelligenten Geräten,
die uns unterstützen. Geschwindigkeit
und Transparenz werden zunehmen.
Durch die Digitalisierung von Arbeits-
schritten wird fast alles aufgezeichnet.
Damit wird alles transparent. Auch je-
der Fehler.
HANSMANN_Digitalisierung heißt, dass
durch den Einsatz von Software und von
intelligenter Hardware bestehende Pro-
zesse in Unternehmen schneller, einfa-
cher, billiger gemacht werden können.
Dem müssen sich Unternehmen stellen
und das auch umsetzen. Weil sie sonst
nicht mehr konkurrenzfähig sind. Die
Chips werden immer kleiner, die Soft-
ware darin immer intelligenter, bis hin
zum Roboter, der Dinge machen kann,
die bis vor kurzem nur ein Mensch ma-
chen konnte. Das ist Fakt. Man weiß nie,
was kommt, aber ich bin sicher, dass
die Digitalisierung zwangsläufig all
unsere Lebensbereiche erfassen wird.
Die Unfallwahrscheinlichkeit eines
fahrerlosen Autos wird zum Beispiel
wesentlich geringer sein als die eines
vom Menschen gelenkten Autos. Da
liegt es auf der Hand, dass Menschen
nicht mehr fahren werden dürfen, weil
sie damit andere gefährden. Das ist ein
Prozess, der sich nicht aufhalten lässt.
LINDINGER_Durch die neuen Techno-
logien wird es zu einer ganz anderen
gesellschaftlichen,
wirtschaftlichen
und politischen Situation kommen. Die
Veränderungen sind zum derzeitigen
Zeitpunkt schwer abschätzbar, aber sie
werden tiefgreifend sein und deshalb
müssen wir anfangen, anders darüber
nachzudenken. Das Problem ist, dass
bei uns oft nur die Technologie alleine
und nicht deren Auswirkungen disku-
tiert werden. So sind auch die Förde-
rungen ausgerichtet – es wird die Ent-
wicklung der Technologie und nicht die
Erforschung der Folgen gefördert. Die
Digitalisierungsstrategien sind meist
nur technokratische Versionen. Das ist
der falsche Ansatz. Wir sollen uns jetzt
schon überlegen, wie wir in Zukunft le-
ben wollen, wir brauchen den „Huma-
nismus 4.0“.
HORX_Der Begriff der Digitalisierung
erzeugt ein Missverständnis. Er sugge-
riert nämlich, dass sich das Materiel-
le im Digitalen auflöst, dass die Dinge
quasi in Nullen und Einsen zerfallen
und durch Rechen- und Speicherkraft
ersetzt werden. Wir sollten lieber von
Konnektivität sprechen: Menschen,
Dinge und Systeme gehen vielfältige
Vernetzungen ein, und dieser Prozess
hat Rückwirkungen auf das Analoge. In
dieser Welt wird die Führungskraft zum
„Konnektor“, zum Hersteller der richti-
gen Beziehungen. Dabei geht es vor al-
lem um Empowerment von Menschen.
MATZLER_In Zukunft werden wir da-
nach bezahlt werden, wie gut wir mit di-
gitalen Technologien umgehen können.
Psychologen werden Hochkonjunktur
haben. Digitalisierung verursacht viel
Stress: steigende Transparenz, mehr
Leistungsdruck, ständige Erreichbar-
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