118
mal an erster Stelle, aber langfristig
die Nummer eins bleiben, ist noch
schwerer.
Der Wille, auf dem ersten Platz zu blei-
ben, ist also auch Motivation für Sie?
KIRCHMAYR_Nur Nummer Eins blei-
ben ist mir zu wenig. Es gilt, den Vor-
sprung auszubauen. Wenn man sich
als Ziel setzt, nur den jetzigen Status
beizubehalten, ist das Stillstand. Und
Stillstand bedeutet Rückschritt.
Sie sind in unterschiedlichste Projekte
involviert, sind Gesellschafter und
fahren Autorennen in Ihrer Freizeit.
Kommt es überhaupt vor, dass Sie auch
mal eine Stunde am Sofa liegen und
fernsehen?
KIRCHMAYR_Ich bin auch Genuss-
mensch, mir gefällt die Vielfalt im Le-
ben. Nur arbeiten, das kann es nicht
sein, das war auch nie mein Lebensziel.
Natürlich habe ich auch meine Auszei-
ten, insbesondere weil ich zwei kleine
Kinder habe, eine Tochter mit acht
Jahren und einen Sohn mit drei. Mitt-
lerweile kenne ich jeden Kinderfilm
auswendig. „König der Löwen“ habe
ich sicher 100 Mal gesehen, glaube ich.
Die Zeit mit den Kindern vergeht wie
im Flug. Kinderfilme können übrigens
auch für Erwachsene ganz interessant
sein. Vor kurzem habe ich mir „The
Boss Baby“ hier im IMAX-Kino angese-
hen, der war auch für mich spannend.
Ich bin übrigens Langschläfer und
brauche schon meine acht Stunden
Schlaf. Mein Team und ich haben im-
mer unsere Urlaube konsumiert. Zum
Erfolg ist eine ausgewogene Work-
Life-Balance essentiell wichtig.
Sie blicken auf eine erfolgreiche Karrie-
re zurück. Bereuen Sie auch etwas?
KIRCHMAYR_Grundsätzlich bin ich
ein Mensch, der nach vorne blickt. Mit
meiner Fehlerquote habe ich kein Pro-
blem. In Amerika gibt es ein Sprich-
wort – wenn man zumindest 51 Pro-
zent gute Geschäfte macht, kann man
„Zum Erfolg
gehört auch eine
ausgewogene W
ork-
Life-Balance.“
ERNST KIRCHMA
YR
Geschäftsführ
er,
Plus City
sich 49 Prozent schlechte leisten. Das
ist natürlich übertrieben. Was ich mir
aber sicher gönnen würde, das ist ein
Auslandsaufenthalt von zumindest ei-
nem Jahr oder länger. Das war bei mir
leider nicht eingeplant, da beneide ich
die jungen Leute, die ein, zwei, drei
Jahre im Ausland waren. Ein längerer
Auslandsaufenthalt würde mich im-
mer noch reizen – vielleicht lässt sich
das beruflich einmal vernünftig unter-
bringen. Etwa ein Jahr mit der Familie
nach Dubai oder London zu gehen und
dort zu leben.
Abgesehen von Auslandsaufenthalten:
Was raten Sie jungen Menschen, die
erfolgreich werden wollen?
KIRCHMAYR_Völlig klar ist: Eine gute
Ausbildung ist ganz wichtig. Die Ju-
gend muss wettbewerbsfähig sein. Wir
leben in einer Leistungsgesellschaft,
es geht darum, besser als andere zu
sein. Man muss an sich selbst glauben.
Wie soll man Dinge vertreten oder In-
vestoren überzeugen, wenn man selbst
nicht überzeugt ist? Das wird nicht
funktionieren. Und Realität ist auch:
Geschenkt kriegt man nichts._