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Ich habe jahrelang nur
investiert und nichts
verkaufen können – die
Schlinge ist immer enger
geworden und die Bank
hat auch schon ordentlich
geschwitzt.
PETER AFFENZELLER
Gründer, Whisky-Destillerie
im Mühlviertel
moment. Mein Traum von der eigenen
Whisky-Destillerie ist damit in erreich-
bare Nähe gerückt.“
Kein Spaziergang
Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen.
Affenzeller hat mit viel Herzblut und
Ausdauer einen beachtlichen Betrieb
aufgebaut. Ein Spaziergang sei dies aber
nicht gewesen, erinnert sich Affenzeller
an eine Reihe von Schwierigkeiten: Die
Banken hielten von seiner „Schnapsidee“
nichts. Die Landwirte in der Region be-
lächelten ihn anfangs. Rückhalt bekam
er von Anfang an von den Eltern: „Sie
haben immer an mich geglaubt und für
mich bei meinem ersten Kredit mit 21
Jahren gebürgt.“
Im Jahr 2013 stand Affenzeller vor einer
schwierigen Entscheidung. Die Arbeit
in der Whisky-Brennerei wurde immer
mehr und Affenzeller konnte diese nur
mehr schwer mit seinem Vollzeit-Job
als gelernter Elektroniker vereinbaren.
„Ich wollte weniger Stunden auswärts ar-
beiten, aber das ging nicht. Nach einem
Tag habe ich dann die Entscheidung ge-
troffen, dass ich kündige und 100 Pro-
zent der Zeit in meinen eigenen Betrieb
investiere.“ Wiederum wurde Affenzeller
belächelt, die Arbeitskollegen konnten
seine Entscheidung nicht nachvollzie-
hen. Doch erneut überzeugte Affen-
zeller die Skeptiker. Er gewann bei der
„Whisky-Europameisterschaft“ den ers-
ten Platz, sein Bekanntheitsgrad stieg.
Die ersten Besucher kamen auf den Hof
und er begann, diesen schrittweise zu
vergrößern und zu einem Schaubetrieb
umzubauen. Zuerst kamen ein kleiner
Shop für Verkostungen und ein Park-
platz dazu. Als die Besucherzahl weiter
stieg, wurden ein Busparkplatz und ein
Kinosaal errichtet. Im Jahr 2015 kam ein
Café sowie eine Sonnenterrasse dazu
und auch die Produktpalette wurde um
Vodka und Gin unter der Marke „White
Swan“ erweitert. Es folgte ein Hub-
schrauberlandeplatz. Die Pläne für den
nächsten Umbau wurden bereits einge-
reicht. Es soll ein Schaubereich für die
400 gelagerten Fässer gebaut werden,
die jetzt nicht besichtigt werden können.
Ab Anfang 2018 sollen die Whisky-Fäs-
ser in einem Hochregallager hinter Glas
aufbewahrt werden und es soll dort auch
einen Hall of Fame geben, wo für eine
Jahresgebühr eine Whisky-Patenschaft
übernommen werden kann. Die Paten
können ihr Fass mit ihrem Whisky wäh-
rend der notwendigen Lagerzeit besu-
chen. Weitere Baupläne hat Affenzeller
vorerst keine, will aber nichts ausschlie-
ßen. Der Betrieb habe sich schrittweise
entwickelt und so soll es auch weiterge-
hen: „Ich will ein gesundes Wachstum.
Seit 2015 wirtschaften wir positiv, aber
es müssen natürlich noch Investitionen
abbezahlt werden.“
Rohstoffe aus der Region
Die lange Lagerzeit von Whisky – gesetz-
lich sind drei Jahre und ein Tag vorge-
schrieben – war es auch, die Affenzeller
zu Beginn seiner Unternehmertätigkeit
beinahe in den Ruin getrieben hätte:
„Ich habe jahrelang nur investiert und
nichts verkaufen können.“ Die Schlinge
sei immer enger geworden, die Bank
habe schon ordentlich geschwitzt und
auch das Finanzamt wollte Geld haben.
Affenzeller bekam in dieser Zeit den
Ratschlag, einmal mit einem Obstbrand
zum Verkaufen anzufangen, um endlich
Umsatz zu machen. Doch das wollte
er nicht. Seine Rettung war schließlich
der Preisregen bei den „Whisky-Euro-
pameisterschaften“ – Peter Affenzellers
Whisky wurde drei Jahre in Serie zum
Whisky des Jahres ausgezeichnet: Die
Prämierungen brachten schnell Dyna-
mik in den Verkauf, die anfängliche Durst-
strecke konnte so ausgeglichen werden.
Affenzeller sei es von Anfang an wichtig
gewesen, ein „ehrliches Produkt aus der
Region im High Level-Bereich“ herzu-
stellen: „Ich wollte nie ein Supermarkt-
Produzent sein, der im Cent-Bereich
verhandeln muss.“ Alle Rohstoffe kom-
men aus der Umgebung, der Vater küm-
mert sich um den Anbau und die Ernte
des Getreides und auch seine Mutter,
Schwester und der Onkel arbeiten im
Betrieb. Dass Affenzeller einmal den
elterlichen Hof übernehmen werde, war
immer ausgemacht. „Ich habe aber ge-
sehen, dass man in der Landwirtschaft
etwas verändern muss, weil es beson-
ders kleinstrukturierte Betriebe immer
schwerer haben.“ Nun hat Affenzeller
neun angestellte Mitarbeiter. 70 Prozent
der Produkte werden ab Hof verkauft,
der Rest geht an die Spitzengastrono-
mie, Hotels und in den ausgewählten
Fachhandel. Der Kernabsatzmarkt ist
Österreich. „In Kärnten und Wien sind
wir noch relativ schwach aufgestellt, das
forcieren wir dieses Jahr“, so Affenzeller.
Weiters wolle man in naher Zukunft auch
den Absatz im Ausland steigern. Affen-
zeller hat die gesetzliche Erlaubnis für
den Verkauf seiner Produkte in zwanzig
Ländern. Die Produktionsmenge wird
ständig gesteigert, eine Industrie wolle
man aber nicht werden. „Ich habe schon
relativ große Anfragen bekommen“, sagt
Affenzeller und nennt als Beispiel das
Kaufangebot für die ganze Jahrespro-
duktion für den asiatischen Markt. Auf
die Frage, wie viel von seiner Jahrespro-
duktion der junge Unternehmer selbst
trinkt, lacht Affenzeller und sagt: „Wahr-
scheinlich am wenigsten – ich bin viel
mit dem Auto unterwegs.“_