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VON BÄREN, HONIG UND
VIEL UNTERNEHMERGEIST
Dass Bären Honig lieben und dafür sogar Bienenstiche in Kauf nehmen, wissen wir spätestens seit dem
kleinen, tollpatschigen gelben Bären aus dem Hundert-Morgen-Land – dem Helden aus Kindertagen:
Winnie Puuh.
Florian Zagler hat den Zusammenhang von Bären und Honig für den Namen und die
Marke seines Unternehmens genutzt. Das Ergebnis: bärenstarke Produkte.
REDAKTION_SABRINA KAINRAD
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_ZAGLER MÜSLIBÄR
„Fühücken“ war das erste Wort von Florian
Zagler in Kindheitstagen. Gut 30 Jahren
später ist „Frühstücken“ sein tägliches
Geschäft. Er betreibt die erste österreichi-
sche Bio-Müsli-Manufaktur und erzeugt
vierzehn verschiedene Sorten Müslis in
Braunau am Inn. Sein Vater Alois eröffne-
te 1980 einen der ersten österreichischen
Bioläden und stellte daneben einige Le-
bensmittel selbst her. Das war auch die
Geburtsstunde der Bio-Müsli-Manufaktur.
Mittlerweile produziert Sohn Florian unter
dem Namen „Zagler Müslibär“ in einer
eigenen Manufaktur mit drei Mitarbeitern
wöchentlich über 7.000 Kilo Müsli. Das
junge Unternehmen wurde bereits mit
dem Jungunternehmerpreis in Gold und
dem „Born Global Champion“ Award für
eine Exportquote von 46 Prozent ausge-
zeichnet. Doch alles der Reihe nach.
Suche nach Sinn
Florian Zagler absolvierte eine Handels-
lehre und machte danach neben der Ar-
beit im Vertrieb bei zwei großen Firmen
die Abendmatura. Dabei wurde ihm klar,
dass er etwas machen möchte, das für ihn
und seine Mitmenschen „auf lange Sicht
gesehen Sinn macht“. Der heute 32-Jähri-
ge begann berufsbegleitend Betriebswirt-
schaftslehre und Wirtschaftspsychologie
zu studieren. Gleichzeitig stieg er in das
Unternehmen des Vaters ein und über-
nahm den Vertrieb der Bio-Müslis. „Ich
habe in dieser Zeit gesehen, dass es ein
großes Potential gibt und nach meinem
Studium war klar, dass ich die Müsli-Er-
zeugung auf neue Beine stellen werde“,
sagt Zagler. Aufbauend auf das Grundkon-
zept des Vaters, entwickelte der Sohn mit
viel Unternehmergeist eine neue Marke
und einen neuen Look für die Müslis. Der
Name „Zagler Müslibär“ ist in der Mensa
beim Austausch mit seinen Studienkolle-
gen entstanden, erzählt Zagler schmun-
zelnd: „Der Bär liebt den Honig und die
Müslis werden mit Honig gesüßt. Außer-
dem passt der Bär zu mir mit meiner Kör-
pergröße von 1,95 Metern und einer dem-
entsprechend kräftigen Figur.“
2012 kaufte Zagler ein 4.000 Quadratme-
ter großes Firmenareal. Nach fast zwei
Jahren intensiver Planungsphase und an-
schließender kurzer, intensiver Bauphase,
ging Zagler im Oktober 2014 mit seiner
Bio-Müsli-Manufaktur auf 1.500 Quadrat-
metern in Betrieb. Davor wurde das Müsli
im Bio-Geschäft produziert. „Natürlich
waren mein Vater und ich nicht immer der
gleichen Ansicht, aber durch Reibung ent-
steht Wärme und Gewitter sind reinigend“,
erinnert sich Zagler an die Abtrennung der
Müsli-Erzeugung vom Betrieb seines Va-
ters. Die gute Vater-Sohn-Beziehung habe
nicht darunter gelitten und der Unterneh-
mer könne nun jederzeit auf die 35 Jahre
lange Erfahrung seines Vaters zurückgrei-
fen: „Mein Vater steht mir bei Bedarf im-
mer mit Hilfe und Tipps zur Seite.“
Schonende Verarbeitung
Doch wie unterscheiden sich die Zagler
Müslibär-Produkte von der riesigen Aus-
wahl an Müslis in den Supermarktregalen?
Die Zutaten werden ohne Zusatzstoffe bei
sehr niedriger Temperatur gebacken und
bekommen danach Zeit, um bei Raum-
temperatur langsam abzukühlen. Es sind
keinerlei Zusatzstoffe enthalten, gesüßt
wird nur mit österreichischem Bio-Blüten-
honig. „Durch die schonende Verarbeitung
und der niedrigen Backtemperatur bleibt
das Müsli auch in Milch oder Joghurt lange
knusprig“, erklärt Zagler die Besonderheit
seiner Produkte. Die Getreideflocken wür-
den als ganze Einheit bestehen bleiben, es
entstehe kaum Bruch und Staub. In der