37
Viele erfolgreiche
Unternehmen wurden von
Menschen in die Welt gesetzt,
die davor woanders schon
gescheitert sind.
MICHAEL STRUGL
Wirtschafts-Landesrat, OÖ
Studenten in Start-ups schnuppern. Diese
Ansätze wollen wir noch weiter unterstüt-
zen. Meiner Meinung nach ist das oberös-
terreichische Konzept ein Vorreiter. Man
darf aber auch nicht vergessen, dass zahl-
reiche Gründer keine jungen Menschen
sind, viele machen sich nach einer langen
Zeit als Angestellter mit ihrem Know-how
selbstständig.
Oberösterreich soll Start-up-Zentrum
werden. Ist das realistisch?
STRUGL_Ich war vor kurzem auf Dienst-
reise in Amsterdam, und habe mir ange-
sehen, wie die das dort machen. Die Rei-
se hat mich einmal mehr bestätigt: Man
muss auf die eigenen Stärken setzen, bei
uns sind das die starke Industrie, die star-
ke technologische Kompetenz und unsere
Innovationslandschaft, was Schulen, Uni-
versitäten und Forschungseinrichtungen
betrifft. Gleichzeitig braucht es ein offe-
nes Klima und eine starke internationale
Komponente, um Gründungen rasch in-
ternational vernetzen zu können und den
Zugang zu internationalen Technologie-
knotenpunkten zu bekommen. Aus meiner
Sicht ist das für Oberösterreich machbar,
weil wir gute Voraussetzungen haben. Wir
haben sehr gute Beratungs- und Informa-
tionsangebote, wie etwa die Wirtschafts-
kammer mit der JW, dem Gründerservice,
Tech2b, Akostart oder Business Upper
Austria.
Woran fehlt es dann noch?
STRUGL_Im Risikokapitalbereich müs-
sen wir noch mehr tun, es ist nach wie vor
schwer, als Gründer an privates Kapital zu
kommen.
Sie sprechen oft die fehlende Kultur des
Scheiterns in Oberösterreich an. Wie
kann man diese Einstellung ändern?
STRUGL_Bei uns ist es kulturell veran-
kert, dass Scheitern stigmatisiert wird.
Daher kann es auch passieren, dass
gleich zurückgeschreckt wird, etwas zu
wagen. Das ist eine zusätzliche Hemm-
schwelle, die man erst einmal über-
winden muss als Gründer. Woanders
gehört Scheitern zum täglichen Leben,
auf der anderen Seite werden auch Er-
folge ganz anders zelebriert. Viele er-
folgreiche Unternehmen wurden von
Menschen in die Welt gesetzt, die davor
woanders schon gescheitert sind. Wir
müssen uns überlegen, wie wir dieses
Problem angehen. Auf der einen Seite
sollten wir jene, die scheitern, nicht
an den Pranger stellen, und diejeni-
gen die erfolgreich sind, noch mehr vor
den Vorhang holen. Und wir müssen
mit unseren Instrumenten auch richtig
umgehen. Wenn der Rechnungshof bei-
spielsweise kritisiert, dass bei einem
Inkubator eine Unternehmensidee
gescheitert ist, dann macht er genau
das Gegenteil von dem, was wir uns
wünschen. Eine Gründung impliziert
ja schon, dass sie scheitern kann.
Unsere Aufgabe ist es, das stärker zu
kommunizieren, damit ein Umden-
ken in den Köpfen stattfindet._
Erste konkrete Umsetzungsschritte im
Rahmen der neuen Gründerstrategie
„Start-up meets Industry“: Vernetzung von Start-ups mit Leitbetrieben,
weil sie sich optimal ergänzen
„Midtech-Initiative“: flexible, niederschwellige Unterstützung für
innovative technologische Gründungen aller Art
„Pre-Seed-Programm“ in Hagenberg, um das Gründungspotenzial im
Umfeld von Fachhochschule und Softwarepark Hagenberg voll zu
erschließen
Intensivierung der unternehmerischen Verwertung von
Forschungsergebnissen
Gezielte Förderung von „Gründungen aus Unternehmen“
„Start-up-Prämie“ des Landes Oberösterreich: Fördermaßnahme für
innovative und wachstumsorientierte Betriebe für Investitionsvorhaben