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Wirtschafts-Landesrat
Michael Strugl will die Zahl der Unternehmensgründungen in Oberösterreich
erhöhen, der Standort soll zu einem attraktiven Zentrum für Start-ups werden. Das soll durch die neue
oberösterreichische Gründungsstrategie gelingen. Ein Interview über Herausforderungen, Stärken – und
Werteprobleme.
Um den Standort für Start-ups attrakti-
ver zu machen, muss man die Motive
und Probleme der Gründer verstehen.
Wie oft besuchen Sie eigentlich selbst
Start-ups, abgesehen von den erfolg-
reichen, die ohnehin im Rampenlicht
stehen?
STRUGL_Ich bin jedes Jahr bei etwa 200
Betrieben, darunter sind auch viele sehr
junge dabei. Neben verschiedenen Veran-
staltungen zu Wirtschaftspreisen, die ich
besuche, habe ich einen eigenen Gründer-
preis ausgelobt. Dort trifft man natürlich
auch sehr viele Menschen, die gerade ge-
gründet haben. In den Gesprächen erfährt
man, wie es ihnen geht, und bekommt
einen Eindruck über die Stimmung in der
Szene.
Und wie ist die Stimmung?
STRUGL_Ich glaube, dass es uns gelun-
gen ist, eine Aufbruchstimmung im Land
zu erzeugen. Gründungen sind wieder
gefragt, Menschen werden ermutigt, zu
gründen. Die Gründungsbilanz des ersten
Quartals 2016 sieht gut aus: Wenn man
die Personenbetreuer abzieht, haben wir
fast 1.600 Neugründungen. Im Vergleich:
2015 gab es 4.500 im gesamten Jahr. Ich
glaube, dass im Land eine Gründerwelle
angelaufen ist, und ich hoffe, dass es so
weiter geht. Bis 2020 wollen wir die Zahl
der Gründungen auf 5.000 steigern.
Das soll mit der neuen Gründerstrate-
gie gelingen, die dieses Jahr beschlos-
sen wurde – was wurde seitdem schon
umgesetzt?
STRUGL_Eine Reihe der Maßnahmen, die
in der Gründerstrategie Neu angespro-
chen wurden, sind schon umgesetzt, ob
das jetzt Instrumente wie die MidTech-
Gründer-Initative sind, der Accelerator in
Hagenberg oder neue Instrumente, wel-
che die Gründung erleichtern sollen, wie
zum Beispiel die Start-up-Prämie des
Landes. Auch Konzepte wie die unterneh-
merische Universität werden auf den Weg
gebracht, konkrete Initiativen wie Start-up
meets Industry, bei dem große Unterneh-
men mit Gründern kooperieren, werden
auch gut angenommen.
Die Motivation der Gründer soll schon
sehr früh geweckt werden – wie soll
das funktionieren?
STRUGL_Mit der neuen Strategie wol-
len wir den Betrachtungszeitraum bei
der Entstehung von neuen Unternehmen
verlängern. Wir schauen uns also nicht
nur die Gründung an, sondern auch, was
davor passiert, vom Entstehen der Idee
weg. In der Schule soll mit dem Fach
„Entrepreneurship Education“ das Thema
schon mitgetragen werden. Schüler ler-
nen Unternehmen kennen, werden in Be-
triebe eingeladen, später können sie als
REDAKTION_VALENTIN LISCHKA
FOTOGRAFIE_THINKSTOCK, LAND OÖ
„ES IST UNS GELUNGEN, EINE
AUFBRUCHSTIMMUNG ZU ERZEUGEN“