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Entwicklung von Produkten
und Märkten
Damit solche Einsätze aber möglich wur-
den, musste Firmengründer und Hauptei-
gentümer Hanisch nicht nur die Produkte,
sondern auch den Markt dafür erst einmal
entwickeln. Weltmarktführer sei er mit
seinen Pionierprodukten schnell gewesen,
doch das alleine habe noch keinen Erfolg
gebracht. Ein Markenaufbau brauche Zeit.
„Wir mussten in jedem Markt wieder von
Null anfangen und alles von vorne er-
klären“, nennt Hanisch eine der großen
Herausforderungen der Anfangszeit und
des Exportaufbaus. Der Firmengründer
hat von Beginn an auch international ge-
dacht: „Wenn man so ein einzigartiges
Produkt auf den Markt bringt, ist es umso
wichtiger, dass man auf internationale
Märkte geht.“ Mitte der 90er-Jahre hat
Rubble Master HMH die ersten Maschinen
im Ausland verkauft. Aktuell wird rund 60
Prozent des Umsatzes in Europa, 25 Pro-
zent in Amerika und etwa fünfzehn Pro-
zent in der restlichen Welt erwirtschaftet.
Von den insgesamt 135 Mitarbeitern ar-
beiten rund 100 im Headquarter im Linzer
Südpark, die restlichen Beschäftigten sind
auf der ganzen Welt für Rubble Master im
Einsatz.
Hanisch war vor der Unternehmensgrün-
dung als selbstständiger Techniker sowie
Consulter in diesem Industriebereich tä-
tig und immer von seiner Geschäftsidee
überzeugt. Erste Zweifel sind nach ein paar
Jahren gekommen, als keine anderen Fir-
men auf die Idee aufgesprungen sind und
Rubble Master nach fast fünfzehn Jahren
noch immer alleine auf dem Markt tätig
war: „Da habe ich schon zum Überlegen
begonnen, ob nicht doch ein Gedankenfeh-
ler in meinem Geschäftsmodell drinnen ist
und solche Maschinen gar nicht gebraucht
werden.“ Doch die Produktpalette entwi-
ckelte sich langsam weiter, die Verkaufs-
zahlen von Rubble Master stiegen und die
Zweifel waren weg. Ende der 90er-Jahre
hatte Hanisch bereits einige Mitarbeiter
aufgenommen und der Arbeitsplatz wurde
zu eng. „Wir sind dann einige Jahre fast wie
ein Wanderzirkus von einem Standort zum
nächsten gezogen“, erklärt Hanisch, wa-
rum dann im Jahr 2000 die Entscheidung
für einen eigenen Bau getroffen wurde.
Die neue Firmenzentrale im Südpark Linz
wurde ein Jahr später eröffnet.
Streben nach Exzellenz
Kurz vor der Wirtschaftskrise 2008 wurde
eine große Erweiterung des Headquarters
um 9,5 Millionen Euro beschlossen. Dann
gab es den großen Crash und der Markt
brach völlig zusammen: „Wir hatten keine
Handhabe. Die Firmen hatten kein Geld
mehr, um in unsere Maschinen zu inves-
tieren.“ Doch es gelang „erhobenen Haup-
tes aus der Krise rauszukommen“. Durch
eine breite Aufstellung – sowohl was die
Produkte als auch die Märkte betrifft – sei
das Unternehmen in den vergangenen
Jahren auch „krisensicherer“ geworden.
„Wir können nicht darauf vertrauen, dass
es immer überall gut läuft. Es gibt viele
Rahmenbedingungen, die wir nicht be-
herrschen können, sondern einfach ak-
zeptieren müssen.“
Seit einigen Jahren habe sich die Marke
am internationalen Markt durchgesetzt.
„Wir sind jetzt bei den ‚Großen’ angekom-
men und werden als internationaler Player
anerkannt“, so Hanisch. Dies bedeute aber
auch, dass man „sich nie ausruhen darf,
immer noch einen Schritt weitergehen und
nach Exzellenz streben“ müsse. Das sei
auch Teil der Unternehmenskultur, damit
könne man gegen die großen Unterneh-
men mit denen man in Konkurrenz stehe,
punkten. Rubble Master verkaufe nicht nur
ein Produkt, sondern auch alle Serviceleis-
tungen rundherum. Dies alles sei aber nur
mit dem guten Team möglich, so Hanisch:
„Das Unternehmen steht nur wegen des
Einsatzes und Commitment der Mitarbeiter
da, wo es jetzt steht.“ Und so wie der Fir-
Den Banken war meine
Geschäftsidee anfangs suspekt.
GERALD HANISCH
Firmengründer und Eigentümer,
Rubble Master HMH
mengründer über sein Team spricht und
deren Bedeutung während des gesamten
Gesprächs immer wieder betont, ist deut-
lich zu spüren, dass dies nicht nur Schlag-
worte für die Öffentlichkeit sind, sondern es
der Eigentümer wirklich ernst meint.
Verbindung von Produktion
und Büroarbeit
Die Unternehmenskultur komme auch bei
der Firmenzentrale zum Ausdruck. Ha-
nisch beschäftigt sich seit seiner Jugend
mit Architektur und Kunst und wollte mit
dem Bau ein bewusstes Zeichen setzen.
„Jeder sieht die Prozesse und weiß wor-
an wir arbeiten. In vielen Firmen sehen
Mitarbeiter das fertige Produkt nie“, sagt
Hanisch über die Idee, Produktion und
Büroarbeit sichtbar zu verbinden. Die Fer-
tigungshalle ist nur mit einer rauch- und
brandsicheren Glaswand von den Büro-
räumen getrennt. So sind die Lohnver-
rechnerin und der Marketingmitarbeiter
hautnah dabei, wenn Teile zusammenge-
schweißt oder der Motor eingebaut wer-
den und auch umgekehrt können die Ar-
beiter in der Produktion den Angestellten
bei der Arbeit am PC zuschauen. Weiters
hat Hanisch im Firmengebäude ein Kunst-
forum geschaffen und gibt damit Künst-
lern Raum, um sich zu präsentieren und
den Beschäftigten die Möglichkeit, Kunst
zu erleben. „Ich habe mich immer gefragt,
wie ich das Kreativpotential meiner Mitar-
beiter fördern kann. Kunst kann Leute bis
zu einem gewissen Grad auf neue Gedan-
ken und Ideen bringen.“
Die neuen Gedanken und Ideen kommen
aktuell gerade bei der Planung für die
nächsten Jahre zum Einsatz. Das Inte-
resse nach Brechern aus Linz ist riesig.
Rubble Master HMH kommt mit der Pro-
duktion gar nicht nach, kann die Nachfra-
ge bei weitem nicht stillen. Die Ziele für
2020 werden bereits im nächsten Jahr er-
reicht. Die Firmenzentrale soll weiter aus-
gebaut werden. Das Unternehmen steht
im 25-jährigen Bestandsjahr wieder ein-
mal an der Kippe – zum Sprung auf eine
dreistellige Umsatzzahl: In den nächsten
fünf Jahren soll die 100 Millionen Euro-
Grenze geknackt und damit der aktuelle
Umsatz verdoppelt werden._