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les unter vier Augen ausgeredet. Von den
Vätern gab es stets Rückendeckung, sagt
die heute 43-Jährige: „Sie haben uns vor
Mitarbeitern oder Kunden nie dazwi-
schengeredet – auch wenn sie sich viel-
leicht dachten, dass wir Jungen gerade
nicht nach ihren Vorstellungen handeln.“
Einmal getroffene Entscheidungen seien
nicht mehr umgestoßen worden. Und
das ist laut Humer auch ganz wesentlich:
„Insbesondere in der Übergangsphase
müssen beide Generationen nach außen
die gleiche Sprache sprechen.“
Familienholdings
Um die Eigentümersphäre der Gesellschaft
in der Familie zu halten und gleichzeitig das
Management der Firma in die Hand eines
Familienstammes zu geben, empfiehlt Hu-
mer bei Beratungen häufig die Bildung von
Familienholdings. Denn wenn mehrere Fa-
milienstämme zusammenkommen, könne
sich die Einflussnahme sehr verzweigen
und dann seien schnell Interessenskon-
flikte vorprogrammiert: „Der eine will das
Geld in die Firma investieren, der andere
will eine Dividende und der Dritte will das
Unternehmen verkaufen.“ Wenn aber etwa
bei drei Familienstämmen drei Gesell-
schaften gebildet werden und jeweils ein
Familiensprecher bestimmt wird, der in der
operativen Gesellschaft tätig wird, sei das
ein gutes Mittel, um Konfliktsituationen zu
vermeiden. In den Familiengesellschaften
könne dann individuell entschieden wer-
den, was mit dem Geld aus der operativen
Gesellschaft passiert. „Bei sehr stark auf-
gebündelten Familienunternehmen schafft
man damit wieder Ordnung“, weiß Humer.
Bei Holter gibt es bereits seit mehreren
Generationen die klare Regelung, dass aus
jedem Familienstamm ein Geschäftsführer
gestellt wird. Für Michael Holter war lan-
ge nicht klar, dass er einmal in das Unter-
nehmen einsteigen werde: „Mein Vater hat
immer gesagt, dass ich die Matura machen
und dann selber entscheiden soll, was ich
beruflich einmal machen will.“ Der heute
38-Jährige begann in Innsbruck mit einem
Jus-Studium und wechselte dann bald aus
eigenem Interesse zu Wirtschaft. „Mein Va-
ter hat mich nicht gefragt, ob ich ins Unter-
nehmen einsteigen möchte, aber während
meines Studiums hat er angefangen, mir
Briefe zu schreiben mit vage formulierten
Jobangeboten. Er hat in den Briefen im-
mer gefragt, ob ich nicht jemanden kennen
würde, der diese oder jene Aufgabe im Un-
ternehmen übernehmen möchte“, erinnert
sich Holter. Er begann dann neben seinem
Studium in einer Niederlassung von Holter
in Tirol zu arbeiten und diese Tätigkeit wur-
de „relativ schnell relativ viel mehr.“ Seine
Schwester entschied sich für ein geistes-
wissenschaftliches Studium – ihr Einstieg
in das Unternehmen sei daher nicht wirk-
lich ein Thema gewesen. Bei Jasmin Hol-
ter-Hofer war der Einstieg in das Famili-
enunternehmen als Einzelkind und mit der
Wahl ihres Handelswissenschaftsstudiums
klar. So wie die beiden Geschäftsführer der
aktuellen Generation von ihren Eltern nicht
in diese Rolle gedrängt worden sind, tun sie
das auch bei ihren derzeit noch recht jun-
gen Kindern nicht. Sie machen sich über
ihre Nachfolger noch keine Gedanken.
Kritisch gegenüber
Nachfolgern
Die jeweiligen Ehepartner sind nicht im
Betrieb tätig, doch die beiden Unterneh-
mer schätzen ihre Ehepartner manchmal
als Ratgeber mit einem „erfrischend an-
deren Zugang durch einen ganz anderen
beruflichen Background“. Eine Mitarbeit
im Unternehmen sei aber nie ein Thema
gewesen. So könne man gewisse Span-
nungen, die es in jeder Ehe gäbe, aus
dem Geschäftlichen heraushalten. Dies
bekomme Holter auch immer wieder
bei anderen Betrieben mit. Der gesam-
te Prozess der Unternehmens-übergabe
dauere laut Humer durchschnittlich rund
zwei bis fünf Jahre. Unabhängig von der
Familie sei es das Wichtigste, das bes-
te Management zu haben. Wenn man
seinen eigenen Angehörigen die Fort-
führung der Firma nicht zutraue, sollte
man ein Fremdmanagement einsetzen.
„Da müssen Unternehmer sehr kritisch
gegenüber ihren eigenen Nachfolgern
sein“, spricht Humer einen ganz schwie-
rigen Punkt bei Familienunternehmen
an und ergänzt: „Es gibt sehr viele fa-
miliengeführte Unternehmen, die mit
einem fremden Management äußerst
erfolgreich wirtschaften.“ Nur weil es
keine geeigneten Angehörigen für die
operative Leitung gebe, brauche der Be-
trieb nicht verkauft werden. Familienan-
gehörigen der nächsten Generation rät
der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater,
vor der Übernahme beruflich woanders
tätig zu werden: „Ein Fremdblick bringt
wertvolle Erfahrungen für das eigene
Unternehmen.“ Dieser Ratschlag sei
auch in Hinblick darauf ratsam, dass
Familienangehörige von der Belegschaft
viel mehr beobachtet werden als exter-
ne Personen. Michael Holter und Jasmin
Holter-Hofer haben beide vor dem Ein-
stieg in das Familienunternehmen einige
Jahre in anderen Betrieben gearbeitet.
Holter hat bei deutschen Großhändlern
im Vertrieb gearbeitet und sich dann bei
Holter zu Beginn hauptsächlich um den
Die Unternehmenskultur ist
etwas Beständiges, die sich
durchaus wehrt, wenn man
etwas verändern will.
MICHAEL HOLTER
Geschäftsführung, Holter