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Ein jährliches Wachstum von fünf bis zehn Prozent. Die bis 2020 formulierten Ziele in Bezug auf 
Wachstum werden zum Teil bereits jetzt übertroffen. Industrie 4.0 ist kein neuer Begriff, man beschäftigt 
sich bereits seit über zehn Jahren mit Themen aus diesem Bereich. Zu Besuch bei einem der größten 
Sondermaschinenbauer im deutschsprachigem Raum: das 

Familienunternehmen Fill in Gurten.

FILL-VERSPRECHENDE AUSSICHTEN

Gut eine Stunde dauert die Autofahrt von 
Linz in die kleine Gemeinde Gurten im Be-
zirk Ried im Innkreis. Das Navi lotst durch 
das flache Innviertel bis knapp an die 
deutsche Grenze. Ziel ist einer der größ-
ten Sondermaschinenbauer im deutsch-
sprachigen Raum, der auch gleichzeitig 
der größte Arbeitgeber in der nur knapp 
über 1.000 Einwohner zählenden Gemein-
de ist. Das mittlerweile von sämtlichen 
Wirtschaftstreibenden gebetsmühlenartig 
verwendete Stichwort „Fachkräftemangel“ 
drängt sich da sofort auf. Doch Andreas 
Fill, Geschäftsführer des seit 1966 beste-
henden Familienunternehmens, gehört da 
nicht dazu. Überhaupt hält er nichts davon, 
Dinge schlecht zu reden: „Die Österrei-
cher sind Weltmeister im Jammern: Die 

Jugend ist schlecht, die wirtschaftlichen 

Rahmenbedingungen sind schlecht und 
alle anderen sind Schuld. Man kann immer 
die Schuld woanders suchen, doch sollte 
sich jeder selbst an der Nase nehmen. Es 
gibt genügend österreichische Firmen, die 
beweisen, dass es geht.“ Und Fill ist eine 
davon, wie sich beim späteren Firmen-
rundgang zeigt.

In den vergangenen Jahren ist der Son-
dermaschinenbauer über alle Bereiche 
hinweg jährlich zwischen fünf und zehn 
Prozent gewachsen. Aktuell steht man 
vor dem Abschluss einer der größten In-
vestitionswellen der 50-jährigen Firmen-

geschichte am Standort Gurten mit knapp 
30 Millionen Euro. Es wurden nicht nur 
weitere Arbeitsplätze für Fill-Mitarbeiter, 
sondern auch Raum für neue Firmen und 
damit Chancen des Know-how-Transfers 
geschaffen. Denn Öffnung und Vernetzung 
mit anderen ist eines der Erfolgsrezepte 
von Fill, wie sich im Laufe des Gespräches 
mit dem 47-jährigen Geschäftsführer zeigt.

Sukzessiver Lernprozess

Mit Themen rund um Industrie 4.0 be-
schäftige man sich bei Fill bereits seit 
über zehn Jahren, als der Begriff noch gar 
nicht in aller Munde war. 2004 wurde das 
strategische Ziel formuliert, Maschinen in 
Richtung zustandsorientierter Standhal-
tung zu entwickeln und damit der Start-
schuss gegeben. Man beschäftigte sich 
mit Themen wie Sensorik und Datenana-
lyse: „Industrie 4.0 pur“, so Fill. Auslöser 
dafür waren die immer weniger planbar 
gewordenen Services: „Wir haben uns ge-
fragt, wie man Mitarbeiter besser einteilen 
und die ungeplanten Einsätze reduzieren 
kann.“ Durch die Zusammenarbeit mit 
unterschiedlichen Kunden und Projektgrö-
ßen lerne man sukzessive dazu. Der Kun-
de bestimme, welche Daten er in punkto 
Maschinenverfolgung und Produktüber-
wachung haben will. Insgesamt gehe es 
in Richtung Just-in-time-Produktion, die 
Lieferzeiten werden kürzer und damit In-

REDAKTION_SABRINA KAINRAD

FOTOGRAFIE_MARIO RIENER

in Kooperation mit

WACHSTUM

MITTELSTAND

HERAUSFORDERUNG 

WIRTSCHAFT 4.0