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Dass die Zeit immer schnelllebiger wird, beweist die Automobilindustrie einmal mehr: War „autonomes
Fahren“ vor kurzem noch Zukunftsmusik, spielen so manche Autohersteller längst die ersten Takte. Deren
technische Innovationen sind allerdings etwas schneller als das Gesetz erlaubt. Mercedes nennt dies
„Intelligent Drive“ - theoretisch könnte einen
die neue E-Klasse völlig autonom von Linz nach Wien
befördern, darf es offiziell aber natürlich noch nicht. Na ja, man wird ja wohl noch träumen dürfen ...
ZUKUNFTSTRAUM AUTONOMES FAHREN?
... es dämmert schon, als ich aus dem
Büro stürme und in meiner Tasche nach
dem Autoschlüssel krame. Unauffindbar.
Immerhin finde ich mein Handy. Und lei-
der auch zwei Autos, die mich auf beiden
Seiten komplett zugeparkt haben. Selbst
nach einer mehrwöchigen Nulldiät wäre
das Hindurchquetschen zur Fahrertür
kaum möglich. Also gut, diese kurze
Traumsequenz könnte aus meinem re-
alen täglichen Leben entnommen sein.
Aber jetzt wird’s wirklich kurios in die-
sem Traum: Ich zucke total entspannt
mit meinen Schultern und aktiviere am
Smartphone die App Remote Park-Pilot.
Mit einer Fingerbewegung startet der
Motor, die Multibeam Led Scheinwerfer
blitzen auf und mein Auto (wenn ich mich
nicht recht täusche, handelt es sich bei
dem Gefährt um eine funkelnagelneue
E-Klasse) gleitet langsam aus der Park-
lücke. Gerade nach hinten raus. Ich halte
mein Handy an den Griff, die Tür entrie-
gelt, ich steige ein und fahre los – der Au-
toschlüssel befindet sich immer noch in
den Abgründen meiner Tasche, aber das
ist egal.
Entspannung im Stau
Ziemlich egal ist mir auch der Abendver-
kehr. Was wirklich surreal ist, denn als
chronisch ungeduldiger Mensch kann ich
ständige Bremsbewegungen nur schwer
ertragen. Schon gar nicht, wenn mir be-
wusst ist, dass noch unzählige ungele-
sene E-Mails auf mich warten. Die lasse
ich mir aber völlig entspannt über Lingu-
atronic auf dem Media-Display anzeigen
und vorlesen – während der Drive Pilot
sich selbständig durch den Stop-and-
Go-Verkehr bewegt: stoppt, fährt wieder
an, den Vordermann im Blick des Radars
und der beiden Kameraaugen. Dieser
REDAKTION_SUSANNA WURM
KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER