GREGOR SCHANDA
Schanda Mode
Von seinem Großvater 1924 als Schneiderei gegründet,
bauten seine Eltern in den 60er-Jahren das Unternehmen zu
einem Herrenmodefachgeschäft in Kirchdorf an der Krems
aus. 2003 übernahm Gregor Schanda den Betrieb, erwei-
terte diesen mit einem Großumbau zu einem Kompetenz-
Zentrum für Männermode auf 1.300 Quadratmetern und
eröffnete 2009 auch ein Damenmodegeschäft - mit insge-
samt mehr als 30 Mitarbeitern. Neben über 50 Modemarken
bietet Schanda seinen Kunden auch Typ- und Stilberatungen.
Schönheit ist ..._Es gibt Menschen, die sind standardmäßig
schön. Das alleine ist aber nicht alles. Was wirklich anzieht,
sind Charisma und Aura. Menschen, die auf entspannte Art
und Weise zu sich stehen, finde ich sehr interessant.
Hätte es der Modehandel leichter, wenn das Internet nie
erfunden worden wäre?_Durch das Internet hat sich natür-
lich vieles verändert, aber nicht unbedingt verschlechtert. Die
Leute holen sich vor allem Inspirationen aus dem Internet.
Klar wird auch viel Mode online gekauft, aber ich glaube,
damit wurde nun der Plafond erreicht. Interneteinkäufe
bedeuten oft mehr Aufwand als Erleichterung: bestellen, pro-
bieren, retour schicken. Viele schätzen die ehrliche Beratung
im Geschäft, sie wollen die Ware sehen, fühlen und gleich
probieren. Tendenziell haben Frauen mehr Spaß am Shoppen,
Männer wollen das lieber in kurzer Zeit erledigt haben. Aber
von diesen Kunden leben wir (lacht) ... die kommen gezielt zu
uns, damit sie danach wieder eine Ruhe vom Mode-Einkau-
fen haben. Sie finden bei uns einen übersichtlichen Mix aus
gut tragbaren Marken, gemischt mit besonderen Teilen. So
einfach ist es online oft nicht. Und noch etwas bieten wir an,
das es im Internet in der Form nicht gibt: Typ- und Stilbera-
tungen in unserem neuen Panoramaraum.
Kirchdorf ist nicht unbedingt als Modemetropole bekannt.
Warum setzen Sie dennoch auf diesen Standort?_Etwa
sieben Prozent des Umsatzes gehen an die Kirchdorfer, gut
die Hälfte verteilt sich auf den gesamten Bezirk und der Rest
Ich glaube, die Wirtschaft der
Zukunft wird echter, informeller,
emotionsbetonter und weniger
fassadenhaft. Das spiegelt sich
auch in der Modebranche wider,
denn Mode ist Ausdruck der
Persönlichkeit.
GREGOR SCHANDA
Eigentümer, Schanda Mode
setzt sich aus Wels, Wels Land, Steyr, Steyr Land, Linz und
im Hochzeitsmodebereich auch aus dem Mühlviertel zu-
sammen. Wir wissen, dass wir nicht die Metropole sind, aber
das hat ja auch seinen Reiz. Wer einmal hier war, kommt
normalerweise immer wieder.
Stichwort Öffnungszeiten._Wir haben sechs Tage lang
ganztägig geöffnet. Ich glaube, es darf schon einen Tag
geben, wo der Handel ruht. Gesamtwirtschaftlich würden
Sonntagsöffnungszeiten keinen Vorteil bringen. Der Effekt
daraus wäre, dass Tourismusgebiete geschwächt werden
würden. Die Ausflugsgebiete müssten Einbußen hinnehmen,
während die Konzentration auf wenige Große zunimmt.
Preisfrage zur Kalkulation: Wie viel verdient man noch
bei 70 Prozent Abverkauf?_Ob man erfolgreich ist oder
nicht, hängt ganz entscheidend vom Einkauf ab. Es geht
darum, 80 Prozent zum regulären Preis verkaufen zu kön-
nen. Wir arbeiten bei unserer Orderplanung sehr viel mit
Statistiken, damit wir wissen, welche Stilrichtungen, welche
Größen und Warengruppen wir bestmöglich verkaufen
können. Erst wenn man genügend regulär verkauft hat,
kann man es sich leisten, Rabatte zu geben – man weiß zum
Beispiel, dass man etwa zehn Prozent mit 50 Prozent Rabatt
verkaufen kann. Das alles ist ein knappes Rechenspiel – da-
mit haben sich viele schon den Betrieb ruiniert.
Was sind die (Mode)trends der Zukunft?_Ich glaube, die
Gesellschaft und Wirtschaft der Zukunft werden echter,
informeller, emotionsbetonter, herzensbetonter und weni-
ger fassadenhaft. Das spiegelt sich auch in der Modebran-
che wider. In der Herrenmode werden die Möglichkeiten
wesentlich vielfältiger, es gibt nicht mehr nur Anzug, Sakko
und Krawatte. Die Mode wird bequemer und ist dennoch
businesstauglich – es geht mehr in Richtung Jersey-Sakkos,
Casual Look, Schal statt Krawatte, kräftigere Farben und
wird generell cooler, männlicher, bequemer und trotzdem
gepflegt. Bei den Damen sind die Trends extrem viel-
schichtig. Es geht immer mehr darum, sich typspezifisch
zu kleiden und dafür gibt es eine unglaubliche Vielfalt an
Trends. Es gilt nicht mehr nur eine Aussage als Trend, vieles
ist parallel möglich.