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Was jetzt ein Surren und Hämmern ist, soll
ab Dezember von quietschvergnügtem
Kinderlachen abgelöst werden. In Gosau
am Dachsteingebirge sind auf der aktuell
größten Hotelbaustelle Österreichs gera-
de zahlreiche Tischler am Werk, um den
Innenausbau des zukünftigen Familien-
ressorts voranzutreiben. Eine nachhaltige
Bauweise mit optimaler Wärmeisolierung,
eigener Pelletheizung, LED-Beleuchtun-
gen mit intelligenten Steuerungen sowie
kompletter Wärmerückgewinnung aus
allen technischen Anlagen war für Hote-
lier Florian Mayer von Anfang an klar. Die
höheren Kosten würden sich in den kom-
menden Jahren durch einen geringeren
Energieverbrauch lohnen, ist er überzeugt.
Und das nicht nur wegen der eingespar-
ten Energiekosten, sondern auch wegen
dem hochwertigen Angebot für seine Gäs-
te. Denn Nachhaltigkeit gehöre in dem
neuen Familienhotel zum Grundkonzept.
„Aktuell ist die nachhaltige Ausrichtung
eines Betriebes nicht buchungsentschei-
dend, hinterlässt aber trotzdem ein gutes
Gefühl, durch diese Entscheidung einen
positiven Beitrag zum großen Ganzen zu
leisten. Die Anzahl der Gäste, welche Wert
auf Nachhaltigkeit legen, steigt jedenfalls
von Jahr zu Jahr“, sagt Mayer.
Das sieht Markus Widauer genauso. Er
empfängt seine Gäste im Vier-Sterne-Su-
perior Holzhotel Forsthofalm in Leogang
mitten auf der Alm – und grün ist hier nicht
nur die Wiese rundherum, sondern auch
das Konzept. „Ich sehe Nachhaltigkeit als
Basis. Denn egal in welcher Branche –
eine Firma, die nicht umweltfreundlich ar-
beitet, wird Kunden verlieren“, so Widauer.
Dessen ist man sich auch in der Werbung
bewusst. Ulrike Rauch-Keschmann von
der Österreich Werbung: „Nachhaltigkeit
als Kompetenz- und Wertethema ist für
den österreichischen Tourismus ein Pro-
filierungsthema und eine Chance, neue
Impulse für die Produktentwicklung und
Absicherung des wirtschaftlichen Erfolges
der Branche zu setzen.“ Denn geprägt von
den gesellschaftlichen und wirtschaft-
lichen Veränderungen der Gegenwart,
würden auch im Urlaub von vielen Gästen
neue Maßstäbe bei der Reiseentschei-
dung gesetzt werden. „Nachhaltige Pro-
dukte und Leistungen werden dabei nicht
auf den ökologischen Blickwinkel redu-
ziert, sondern auch unter sozialen und
ökonomischen Aspekten betrachtet, so
Rauch-Keschmann.
Vom Begriff zum Erlebnis
Der Begriff Nachhaltigkeit an sich löst
beim Gast aber natürlich noch keine gro-
ßen Emotionen aus – selbst wenn dieser
auf einem gut sichtbaren Zertifikat neben
dem Hoteleingang platziert ist. Nach-
haltigkeit müsse vielmehr erleb- und
wahrnehmbar gemacht werden. „Der
nachhaltige Umgang mit ökologischen,
ökonomischen und sozialen Aspekten
kann über Dienst- und Erlebnisleistun-
gen vermittelt werden“, sagt die Touris-
musexpertin. Etwa, indem der Gast ein
altes Handwerk wieder erlernt oder auch
mit einem Nationalpark-Ranger in die
Natur geht und vor Ort Wissen vermit-
telt bekommt. Der Tourismus sei dabei
gefordert, sich beim Thema Nachhaltig-
keit auf Angebote und Leistungen in sei-
nem Kerngeschäft zu fokussieren. „Nur
so kann auch die Wettbewerbsposition
des Urlaubslandes Österreich gestei-
gert werden.“ Eine Verbrauchsreduktion
fossiler Brennstoffe zählt beispielsweise
zum Kerngeschäft der regionalen Wär-
meversorgung, nicht jedoch zu jenem
des Tourismus. Nachhaltige Mobilitäts-
lösungen für Gäste und ein nachhaltiger
Umgang mit kulturellen oder natürlichen
Ressourcen touristischer Bedeutung hin-
gegen zählen zum touristischen Kern-
geschäft. „Unternehmen, Regionen oder
Kooperationen können auf Basis solcher
Erlebnisleistungen – die man natürlich
auch nach außen kommunizieren muss
– ein Alleinstellungsmerkmal erwerben,
gleichzeitig für den Standort positiv wir-
ken und wichtige Impulse setzen“, erklärt
Rauch-Keschmann. Doch was, wenn die
Kunden Luxus erwarten – stehen Nach-
haltigkeit und Luxus nicht im Wider-
spruch? „Unsere größte Herausforderung
ist, im Luxussegment umweltverträgliche
Grenzen zu setzen, ohne dass die Kunden
dies als Sparmaßnahme auffassen“, sagt
Florian Mayer. Doch die meisten Gäste
würden nachhaltige Verzichtmaßnahmen
gar nicht merken: „Da wir ausschließlich
All Inclusive anbieten, kann jeder Gast
täglich aus einer großen Speisen-Vielfalt
wählen, so dass es vielen gar nicht auffal-
len wird, wenn zum Beispiel die Erdbeeren
im Winter fehlen“, erklärt Mayer. Attrakti-
onen wie die 100 Meter lange Wasserrut-
sche sowie die In- und Outdoor-Pools, die
große Energieräuber sind, werden zeitlich
so gesteuert, dass sie nur zu Stoßzeiten
in Betrieb sind und nicht rund um die Uhr
umsonst laufen.
Luxus und Nachhaltigkeit:
ein Widerspruch?
Auch das Holzhotel Forsthofalm ist ein an-
schaulicher Beweis dafür, dass Nachhal-
tigkeit nicht Verzicht bedeuten muss. Life-
style und Genuss haben hier im mit dem
Umweltzeichen ausgezeichneten Hotel
nämlich dennoch einen hohen Stellenwert.
„Bio war früher sehr politisch verbunden.
Hochwertiger Genuss und ein hochwerti-
ges Angebot mit gutem Gewissen – das ist
der neue Öko-Gedanke“, erklärt Hotelier
Markus Widauer. Ohnehin gehe es in der
modernen Definition von Luxus nicht um
goldene Wasserhähne, sondern vielmehr
um immaterielle Werte. „Wir kommuni-
zieren im neuen Dachsteinkönig ganz klar,
dass Luxus für uns nicht nur Vier-Sterne-
Superior bedeutet, sondern vor allem
wertvolle Familien-Zeit, echte Aufmerk-
samkeit, Zufriedenheit und Respekt“, sagt
Mayer. Nachhaltig entspannt und zufrie-
den vom Urlaub heimzukehren, das spielt
aber wohl auch heute schon eine bedeu-
tende Rolle bei der Reiseentscheidung.
WIE TOURISTEN IHR GRÜNES
WUNDER ERLEBEN
Nachhaltigkeit spielt (noch) keine Hauptrolle im Tourismus, zumindest nicht bei der Entscheidung, wohin
die Reise geht. Sehr wohl aber beim Urlaubs- oder Eventerlebnis und beim Image des Unternehmens.
Warum
Nachhaltigkeit ein Wert ist, der heute viele Menschen bewegt. Und damit vieles in der
(Tourismus)wirtschaft in Bewegung setzt.