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REDAKTION_SABRINA KAINRAD
FOTOGRAFIE_ MARIO RIENER
Mit 6,5 Millionen Euro
ist das Familien-Ressort
nicht überbudgetiert, es
geht hauptsächlich um
Bewusstseinsbildung.
MANFRED HAIMBUCHNER
Landeshauptmann-Stellvertreter
und Landesrat OÖ, Ressort Familien
der auf die wichtige Funktion einer funk-
tionierenden Familie für die Gesellschaft
hinweisen.
Um Bewusstseinsbildung geht es auch
in der aktuellen Kampagne „Ich bin
Vorbild. Kinder sind unser Abbild. Es
liegt an uns Eltern.“ Welche Werte soll-
ten Eltern vermitteln?
HAIMBUCHNER_Das Wichtigste ist, dass
man den Kindern die entsprechende Lie-
be schenkt, ihnen Gefühle und beständige
Werte vermitteln kann. Diese Werte sind
ein Sinn für Familie, Ehrlichkeit, Leistung
und Kritik. Kinder sollten nicht alles kri-
tiklos übernehmen – egal ob es von Eltern,
Lehrern oder Medien kommt. Eine optima-
le Eltern-Kind-Beziehung ist, wenn Kinder
als eigenständige Persönlichkeiten und
trotzdem auch als Kinder, denen man ge-
wisse Grenzen aufzeigen muss, betrachtet
werden. Ich bin kein Freund einer absolut
antiautoritären Erziehung. Grenzen geben
Sicherheit und ich habe manchmal das
Gefühl, dass manche Eltern ihren Kindern
überhaupt keine Grenzen mehr aufzeigen
und sich nicht durchsetzen können. Es ist
eine schwierige Gratwanderung zwischen
den Grenzen und der Freiheit.
Der Familiensprecher der Grünen
Oberösterreich, Landtagsabgeordneter
Stefan Kaineder, spricht von einer „teu-
ren Plakatkampagne“. Sie würden sich
öffentlich mit „Binsenweisheiten und
Selbstverständlichkeiten“ präsentieren.
Was sagen Sie dazu?
HAIMBUCHNER_Ich habe noch nie ge-
hört, dass jemand gesagt hat, dass die-
se Kampagne nicht gebraucht wird. Was
die Kosten anbelangt, gibt es ein klares
Öffentlichkeits-Budget und das wird von
mir mit keinem Cent überschritten. Ich
bin eines der wenigen Regierungsmitglie-
der, das die Öffentlichkeitsmittel ein Jahr
einmal nicht ausgenutzt hat, habe sogar
andere Projekte dafür gefördert. Dass jede
Bewusstseinsbildung Geld kostet, ist klar.
Aber vielleicht hat sich der Herr Kollege
Kaineder in der DDR wohler gefühlt, dort
hat es relativ wenig Plakatflächen gege-
ben.
Was die Vorbildfunktion von Politikern
anbelangt, zeigen Umfragen, dass
Politiker heutzutage kaum mehr Vorbil-
der sind. Wie erklären Sie sich dieses
Ergebnis?
HAIMBUCHNER_Die Politik sorgt berech-
tigterweise für Kritik, das ist ein Zusam-
menspiel aus einer gewissen Entwicklung
in der Politik in Verbindung mit der me-
dialen Berichterstattung. Ich hoffe, dass
sich hier das Image wieder verbessern
lässt. Jeder muss sich am Riemen reißen
– auch ich. Vorbildhaft bei mir ist zum Bei-
spiel, das ich den Besprechungstisch aus
meinem alten Büro mitgenommen und
die anderen Möbel von der Frau Hummer,
die zuerst hier im Büro war, übernommen
habe. Die Bilder sind größtenteils privat
– also die Kosten haben sich im Rahmen
gehalten. Mit meinem ersten Dienstauto
sind wir so lange gefahren, bis wir auf der
Autobahn stehen geblieben sind, weil die
Wasserpumpe kaputt war. Das war dann
aber gar nicht mehr so vorbildhaft, weil
wir nicht pünktlich gewesen sind._
PERSÖNLICH
Familienreferent und FP-Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred
Haimbuchner ist 37 Jahre alt und hat in punkto eigene Familie „den
ersten Teil bereits absolviert.“ Er ist seit Mai 2015 mit Annette verhei-
ratet. Über eigene Kinder sagt er: „Wenn Gott will, wünschen wir uns
natürlich auch Kinder – zwei gesunde Kinder wären das Schönste.“ Bei
der Familienkampagne des Landes Oberösterreich setzt der Landesrat
heuer einen Schwerpunkt auf die Vorbildwirkung der Eltern.
Was können sich Kinder von Ihnen abschauen?
Ein gewisses Leistungsbewusstsein, anderen zuzuhören und sich in an-
dere hineinzudenken – denn wenn man Empathie zeigen kann, versteht
man den anderen auch besser. Außerdem Gelassenheit, Humor, nicht
alles ernst zu nehmen und Wertschätzung.
Was sollten sich Kinder von Ihnen nicht abschauen?
Dass ich ständig mit dem Handy telefoniere und die aktuellen Nach-
richten checke und meistens spät und mitten in der Nacht nach Hause
komme.