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REDAKTION_SABRINA KAINRAD
FOTOGRAFIE_ MARIO RIENER
„KONZENTRIERE MICH AUF
DIE KERNFAMILIE“
Warum er sich für seine Definition vom Familienbegriff gerne kritisieren lässt, was er bei der Familienpolitik
auf Landesebene bewirken will und wo er sich als Politiker nicht vorbildhaft verhalten hat, erzählt
FP-Landeshauptmann-Stellvertreter
Manfred Haimbuchner, als wir ihm in seinem neuen Büro, dem
ehemaligen Büro von Doris Hummer, einen Besuch abstatten. Haimbuchner ist in der oberösterreichischen
Landesregierung für Familien, Naturschutz und Wohnbau zuständig.
drei Lebensjahre zu Hause sind. Wie
stehen Sie zu dieser Aussage?
HAIMBUCHNER_Ich glaube, dass es für
Kinder gut ist, wenn sie in den ersten
Lebensjahren einen intensiven Kontakt
zu den Eltern haben – in erster Linie zur
Mutter, das ist auch bewiesen, aber ich
würde auch den Vater miteinbeziehen. El-
tern wünschen sich meiner Meinung nach
auch, die Kinder bis zum dritten Lebens-
jahr im engsten Familienverband zu be-
treuen. Ich bin aber ein Freund der Wahl-
freiheit, das kann jeder selbst entscheiden.
Problematisch ist, dass diese Wahlfreiheit
aufgrund der Einkommenssituation nicht
mehr gegeben ist. Das Rollenbild hat sich
in den vergangenen Jahrzehnten auch
verändert. Was ich sicherlich nicht vertre-
te und auch die FPÖ nicht vertritt, ist eine
„Zurück an den Herd“-Politik. Das würde
dazu führen, dass sich viele Frauen nicht
für Kinder entscheiden.
Was soll sich in Ihrem Zuständigkeitsbe-
reich im Familien-Ressort ändern?
HAIMBUCHNER_Wir haben eine absolute
Benachteiligung von Familien – das hat
Der FPÖ wird von Kritikern ein veral-
teter Familienbegriff vorgeworfen. Was
verstehen Sie als Familien-Landesrat
unter dem Begriff „Familie“?
HAIMBUCHNER_Für mich besteht eine
Familie in erste Linie aus Mutter, Vater
und Kindern – das ist die Kernfamilie. Es
gibt manche Lebensformen in der heuti-
gen Zeit die sich mit anderen Lebensrea-
litäten selbst auch als Familie verstehen.
Auf Dauer kann eine Gesellschaft aber nur
dann funktionieren, wenn eine Kernfami-
lie gut aufgestellt und gefördert ist. Dafür
lasse ich mich auch gerne kritisieren. Ich
habe zu gewissen gesellschaftspoliti-
schen Fragen klare Antworten, ich verbie-
ge mich sicher nicht in meiner Definition
von Familie. Ich glaube auch, dass der
Wunsch einer überwältigenden Mehrheit
der Österreicher ein erfülltes Familienle-
ben ist – und die bezeichnen eben die Fa-
milie auch als Mutter, Vater, Kinder.
FPÖ-Chef Heinz Christian Strache sagte
in einem Interview, dass es entwick-
lungspsychologische Defizite mit sich
bringt, wenn Kinder nicht die ersten
nicht nur alleine mit dem Steuersystem
und gewissen Transferleistungen, son-
dern auch mit der Akzeptanz zu tun. Die
Kompetenz für die grundsätzlichen Än-
derungen in der Familienpolitik liegen auf
Bundesebene. Auf Landesebene können
wir in Bezug auf die Wertehaltung et-
was beitragen und das tue ich, indem ich
mich auf die Kernfamilie konzentriere. Es
ist für Mehrkind-Familien zum Beispiel
sehr schwer, auf Urlaub zu fahren. Man
hat manchmal das Gefühl, dass diese in
bestimmten Bereichen des Tourismus
gar nicht gern gesehen werden. Das Fa-
milien-Ressort ist ein Förderressort mit
allen möglichen Angeboten, wie zum Bei-
spiel der Familienkarte, Elternbildungs-
gutscheinen oder der Unterstützung von
Organisationen. Weiters unterstützen wir
Studien zur Erforschung der Situationen
der Familien. Mit 6,5 Millionen Euro ist
das Ressort nicht überbudgetiert, es geht
hauptsächlich um Bewusstseinsbildung.
Ich vergleiche das ein bisschen mit dem
Naturschutz. Mit Gesetzen alleine kann
man nicht viel bewirken. Man muss viel
Aufklärungsarbeit betreiben, immer wie-