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„Die Leitbetriebe arbeiten bei Innovatio-

nen sehr eng mit den mittelständischen 
Unternehmen zusammen und treten 
gemeinsam am Weltmarkt auf.“ Damit 
sei man hierzulande gerade beim The-
ma Industrie 4.0 auf einem guten Weg 
und daher der Standort für die Zukunft 
gerüstet. Dass in mittelständischen Un-
ternehmen die Angst vor Veränderungen 
und damit die Scheu vor Kooperationen 
groß sei, sieht Kinast als Vorurteil. „All 
diese Unternehmen stehen im intensi-
ven Wettbewerb weltweit, da wird man 
zu seinem Glück auch gezwungen. Sonst 
hat man keine Chance, zu bestehen.“

Neugierde

Um bestehen zu können, braucht es 
auch hochqualifizierte Mitarbeiter. Der 
Kampf um diese wird immer größer. „Wir 
brauchen bei Siemens exzellente Men-
schen auf allen Ebenen der Ausbildung 

– eine Mischung aus Facharbeitern, HTL-

Absolventen und auch Akademikern. 
Aber, das ist klar zu sagen, wir brau-
chen nicht nur Akademiker“, ist Kinast 

Seit fünf Jahren schätzt Josef Kinast 
nun auch den Standort Oberösterreich – 
zumindest die Wochentage verbringt er 
hier, am Wochenende kehrt er zurück 
nach Wien, wo er gemeinsam mit seiner 
Frau wohnt. „Die Kommunikationswege 
zwischen den Unternehmensvertretern, 
der Politik und der Wissenschaft sind 
hier sehr kurz, das ist nicht selbstver-
ständlich“, sagt er. Es mache ihm gro-
ßen Spaß, für den Standort zu arbeiten, 
weil: „Siemens ist mit vielen seiner 
auch in Oberösterreich entwickelten 
und erzeugten Produkte und Lösungen 
am Weltmarkt vertreten – vor allem mit 
Automatisierungslösungen für die Au-
tomotive- und Luftfahrtindustrie sowie 

Transformatoren.“ Welche wirtschaftli-

che Bedeutung ein Weltkonzern wie Sie-
mens für den Standort Oberösterreich 
hat, sei der Gesellschaft meist gar nicht 
bewusst. „Man weiß, dass Siemens ein 
internationales Unternehmen ist – dass 
es aber zusätzliche Wertschöpfung in 
Oberösterreich schafft, geht oft unter“, 
so Kinast. 427 Millionen Euro Umsatz, 
sei aber nur eine nackte Zahl. Hinzu 
komme noch die Wertschöpfung bei an-
deren Firmen: „Durch unser Einkaufsvo-
lumen von rund 265 Millionen Euro bei 
insgesamt fast 1.800 oberösterreichi-
schen Unternehmen sichern wir eine 
Vielzahl von Arbeitsplätzen.“ Auf die 
Frage, wie sicher der Standort in Linz 
sei, antwortet Kinast: „Siemens Oberös-
terreich gibt es seit mehr als 110 Jahren 

– ich bin natürlich kein Hellseher, aber es 

gibt keine Anzeichen, dass der Standort 
gefährdet sein könnte.“

Wertschätzung

Er werde sich jedenfalls zu 100 Prozent 
für Siemens in Oberösterreich einsetzen. 
Und das mit zwei weiteren Lebensprin-
zipien. Zum einen: Begib dich nie in Ab-
hängigkeiten, egal von wem. Und zum 
anderen: Behandle deine Mitarbeiter, 
Kunden, Lieferanten und generell alle 
so, wie du selbst behandelt werden 
möchtest. „Dann geht alles sehr einfach 

– im beruflichen wie auch im privaten Le-

ben“, sagt Josef Kinast mit Nachdruck. 
Doch dann runzelt er die Stirn, überlegt 
kurz und fügt schließlich schmunzelnd 
hinzu: „Wobei ich Sie gerade ganz und 
gar nicht so behandle wie ich behandelt 
werden möchte ... weil ich Ihnen viel zu 
viel erzähle. Wie wollen Sie denn daraus 
einen Artikel machen?“_  

überzeugt. Facharbeiter zu finden, sei 
in Oberösterreich derzeit schwierig. Die 
Nachfrage ist groß, die demografische 
Entwicklung macht es noch schwieriger. 
Siemens investiert bereits sehr viel in 
Richtung Facharbeiter-Ausbildung und 
geht auch Kooperationen mit HTL-Ab-
solventen ein, um sie mit Praxis-Plätzen 
ans Unternehmen zu binden. „Aber es 
ist eine ständige Herausforderung, die 
richtigen Personen am Markt zu finden.

„Vielen fehle die Bereitschaft, interna-

tionale Erfahrungen zu sammeln. Ge-
rade bei Siemens Oberösterreich gäbe 
es spannende Exportmärkte wie China, 
USA und Mexiko, wo man etwa als Pro-
jektleiter für bestimmte Zeit tätig sein 
kann. Er selbst habe die internationale 
Vernetzung von Siemens immer ge-
schätzt: „Wenn man aus dem kleinen 
Mostviertel kommt und dann die gro-
ße weite Welt kennen lernt, ist das ein 
großes Geschenk.“ Diese Neugierde 
wünscht er auch anderen jungen Men-
schen. „Man nimmt so viel mit aus dem 
Ausland und lernt erst dann, seine Hei-
mat zu schätzen.“