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Es ist sehr wichtig für mich,
genau zu wissen, wo unsere
Nahrungsmittel herkommen.
KATRIN MAYRHOFER-SCHMIRL
Unternehmerin, Katrins Kulinarik
auf Kriege und den NSA-Skandal ist also
die Flucht in das Bewährte. Dieser Trend
zeigt sich in Deutschland bereits auf dem
Wohnungsmarkt. Wäre der Großstadt-
mensch bisher ein Individualist gewesen,
könne man mittlerweile eine verstärkte
Gruppenbildung beobachten. Während
der Bau gewerblicher Gebäude und Ver-
waltungsgebäude leicht zurückging, stieg
2013 besonders stark die Zahl der neu ge-
bauten Wohnungen in Mehrfamilienhäu-
sern und Doppelhäusern.
Weitere Ursache für den zunehmen-
den Rückzug ist für Barth die steigende
Wahrnehmung von internationalen Krisen
und komplexen Ereignissen. „Die Infor-
mationsaufnahme über soziale Medien
ist oftmals sehr zugespitzt und verdich-
tet, sodass bei den Menschen ein Gefühl
des Kontrollverlusts aufkommt“, sagt er.
Überforderung muss aber nicht unbedingt
die Ursache für den Rückzug ins eigene
Heim sein. „In einer sehr komplex gewor-
denen Welt wird der eigene Garten, das
eigene Heim auch bewusst dazu genutzt,
um Kraft zu tanken und die Batterien auf-
zuladen“, sagt Varga.
Kontrollverlust ist kaum der Grund, wa-
rum Mayrhofer-Schmirl in ihrem Garten
tember gäbe es eine Trendumkehr. „Das
Bedürfnis nach Sicherheit und Verläss-
lichkeit ist größer geworden“, sagt Barth.
Mehr als 2.000 Interviews hat Integral seit
2011 geführt. Das Ergebnis: 62 Prozent der
Befragten stimmen mittlerweile der Aus-
sage „Ich suche Halt im Leben“ zu – das
sind neun Prozent mehr als noch 2011. Bei
den unter 30-Jährigen ist die Zustimmung
in diesem Zeitraum besonders gestiegen,
und zwar gleich um vierzehn Prozent auf
insgesamt 68 Prozent.
Die Flucht ins
Kontrollierbare
Einen Rückzug in die Alltäglichkeit, eine
„Neo-Biedermeier-Zeit", beschreibt der
Immobilienreport 2015 des Zukunfts-
instituts mit Sitz in Wien, München und
Frankfurt. Wie schon im 19. Jahrhundert
gäbe es auch jetzt durch politische Res-
triktionen, gesellschaftliche Turbulenzen
und Umwälzungen einen Rückzug des
Bürgertums in die „scheinbare Sicherheit“
des Heims. „Die Menschen schaffen sich
in ihren eigenen vier Wänden ein Umfeld,
dass sie wieder kontrollieren können“,
sagt Christiane Varga vom Zukunftsinsti-
tut. „Man fängt wieder an, Marmelade ein-
zukochen und zu garteln“. Die Reaktion
nun Hühner hält. Aber die Motivation dazu
begründet sie auch etwa in Lebensmit-
telskandalen. „In Zeiten von spanischen
Gemüseskandalen und wo niederländi-
sche Nutztiere bereits auf Containerschif-
fen gehalten werden, damit die Ställe nicht
ausgemistet werden müssen, ist es sehr
wichtig für mich, genau zu wissen, wo un-
sere Nahrungsmittel herkommen“, sagt
sie. Im Garten finden sich nicht nur Hüh-
ner, sondern auch ein Hoch- und Kräuter-
beet sowie Beerensträucher. Auch viele
ihrer Freunde hätten sich bereits einen
großen Gemüsegarten zugelegt. Für die
Unternehmerin ein Statement gegen den
Billig- und Massenkonsum und für ein
bewussteres Leben. Mayrhofer-Schmirl
studierte im Ausland und lebte in Groß-
städten. „Ich schätze zwar die Nähe zu
solchen Zentren, aber würde mittlerweile
nicht mehr in einer Stadt wohnen wollen“,
sagt sie, „dazu genieße ich das ländliche
Umfeld und die Ruhe an einem lauen
Sommerabend im Garten zu sehr“. Der
Garten soll übrigens bald ein paar neue
Bewohner bekommen – noch weitere
Hühner. Diesmal wahrscheinlich Grünle-
ger, also Haushühner, die Eier mit grüner
Eierschale legen. Der Vorteil: Das mor-
gendliche Spiegelei enthält dann weniger
Cholesterin._