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in Zeiten eingeführt, als es zu wenige
Lehrstellen gab. Mittlerweile hat sich
der Trend aber umgekehrt, es gibt weit-
aus mehr offene Lehrstellen als Lehr-
stellensuchende. Man schafft hier eine
Art „Lehrlinge zweiter Klasse“, da sie
im ersten und zweiten Jahr nur eine
Deckung des Lebensunterhaltes in
Höhe von 294 Euro bekommen.
HAIDLMAIR_Berufsschulen und Unter-
nehmen sollen etwa durch Gastvor-
träge oder Firmenexkursionen mehr
kooperieren und auch die Polytechni-
schen Schulen gehören überdacht, weil
sie so nicht mehr zeitgemäß sind. Die
Jugendlichen sollen praxisnäher unter-
richtet werden.
WÜHRER_Da muss nur einmal ein Lan-
desschulinspektor den Mut haben, das
zu probieren.
Es wird aber auch Themen geben, wo
ihr verschiedener Meinung seid. Welche
sind das?
HAIDLMAIR_Diese kennen wir nicht,
denn darüber haben wir noch nicht ge-
redet. Für das gibt es die Mutterorga-
nisationen, die decken die Gegensätze
gut ab – das brauchen die Jungen nicht
auch noch machen. Wir haben eine ganz
andere Vorgehensweise: Wir stellen das
Gemeinsame voran und mit dem Ver-
trauen, das man dadurch gewinnt, kann
man das Gegensätzliche überbrücken
und zu Lösungen kommen. Wenn man
nur über das Gegensätzliche spricht, ist
man so weit entfernt, dass man das Ge-
meinsame nicht mehr erreicht und dann
passiert nichts.
WÜHRER_Die Mutterorganisationen kö-
nnen sich von uns die Zusammenar-
beit abschauen. Wir treffen uns und
reden miteinander und beschimpfen
uns nicht gegenseitig über die Medien.
Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass
dann nicht mehr nur wir zwei dasitzen,
sondern auch die Vorsitzenden unserer
Mutterorganisationen und diese dann
auch so eine Gesprächskultur wie wir
jetzt haben.
Was schätzt ihr am Wirtschaftsstandort
Oberösterreich und mit welchen Gefüh-
len blickt ihr in die Zukunft?
WÜHRER_Wir haben in Oberösterreich
eine wahnsinnig gute Basis, um etwas
daraus zu machen. Wir müssen dran
bleiben, damit sich die Ausgangssitua-
tion verbessert, denn wenn man nichts
tut, fällt man zurück.
HAIDLMAIR_Industrie 4.0 ist eine rie-
sen Chance für Oberösterreich, denn
wir haben mit den Fachhochschulen
Hagenberg, Wels, Steyr und der Johan-
nes Kepler Universität in Linz alle Dis-
ziplinen, die man dafür braucht. Mit der
neuen Medizin-Universität haben wir
etwas Zusätzliches, wo wir keine große
Industrie dahinter haben und dement-
sprechend hatte sie für uns nicht die
oberste Priorität. Aber jetzt muss man
das Beste daraus machen und das mit
der Technik vernetzen, wo wir Betriebe
haben. Ich hoffe, dass die Politik aus
dem Rad, wo sie gerade drinnen ist, wie-
der rauskommt und dann bin ich schon
optimistisch. Es gibt dafür auch zaghafte
Anzeichen. Die Themen liegen schon bei
der Regierung, aber sie bringen nichts
zusammen, weil sie davor schon über
die Gegensätze stolpern.
WÜHRER_Ich würde das mit einem Hams-
terrad vergleichen. Solange man nicht
permanent daran arbeitet, dass das Rad
stehen bleibt, indem man die anfallenden
Arbeiten erledigt, wird sich das Rad weiter-
drehen und man kommt überhaupt nicht
mehr raus. Und umso schneller sich das
Rad dreht, desto schwieriger wird es aus
diesem raus zu kommen._
ÖSTERREICHISCHE GEWERKSCHAFTSJUGEND (ÖGJ)
ORGANISATION_Die ÖGJ ist laut eigenen Angaben die größte politische
Jugendorganisation in Österreich, Ansprechstelle für Schüler, Studen-
ten und Zivildiener und kümmert sich um die Rechte in Sachen Beruf
und Ausbildung. Es gibt einen Landesvorstand, der mit den jugendlichen
Arbeitnehmern seitens der Teilgewerkschaften beschickt wird. Alle zwei
Jahre gibt es eine Landeskonferenz, wo auch das Präsidium und der
Vorsitzende der ÖGJ Oberösterreich gewählt werden. Weiters gibt es den
Frauenarbeitskreis, den Migrantenarbeitskreis und die ÖGJ Oberöster-
reich betreibt einen Jugendcenterverein.
MITGLIEDER_Alle Jugendlichen, die sich sozial- und gewerkschaftspoli-
tisch engagieren wollen, sind willkommen. In Oberösterreich gibt es ins-
gesamt 240.830 Gewerkschaftsmitglieder (Österreich: 1.198.071), davon
10.069 Jugendliche mit Stand Ende 2014. Eine fixe Altersgrenze für die
ÖGJ gibt es nicht, der älteste Jugendliche wurde in der jüngsten Vergan-
genheit mit 31 Jahren verabschiedet.
JUNGE INDUSTRIE (JI)
ORGANISATION_Die Junge Industrie (JI) ist die Nachwuchsorganisation
der freiwilligen Interessenvertretung der heimischen Industrie, der Indus-
triellenvereinigung (IV). Die JI Oberösterreich ist laut eigenen Angaben
eine Gruppe von jungen Menschen, die für eine Gesellschaft einsteht, in
der Leistung geschätzt und honoriert wird und ein Netzwerk, das sich
regelmäßig trifft, voneinander lernt und Erfahrungen austauscht.
MITGLIEDER_Unternehmer und Führungskräfte aus der Industrie zwi-
schen 18 und 40 Jahren können ein Aufnahmegesuch stellen. Österreich-
weit ist die JI in acht Landesgruppen (Niederösterreich und Burgendland
bilden eine Gruppe) mit rund 1.000 Mitgliedern organisiert. In Oberöster-
reich gibt es 140 Mitglieder, der Vorstand wird alle drei Jahre neu gewählt.
Die Mutterorganisation IV hat in ganz Österreich rund 4.200 Mitglieder.