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te, um ein Online-Unternehmen zu grün-
den, weil viele Erwartungen von Investo-
ren nicht erfüllt werden können, kommt 
es zur Dotcom-Blase, fast die gesamte 
Branche ist verunsichert. Allerdings nicht 

Twyn: „Der Unterschied zwischen uns und 

anderen Unternehmen war, dass wir ge-
gründet wurden, um konkrete Kunden-
bedürfnisse zu stillen, zahlreiche andere 
Online-Unternehmen zu der Zeit hatten 
keine soliden Geschäftsmodelle“, sagt 
Mayrhofer. Allerdings muss er zugeben, 
dass eine ähnliche Mentalität wie jene 
der Unternehmen, die später oft nicht 
überlebt haben, auch in der Twyn Group 
eine Zeit lang Einzug hielt. „Damals war 
man der Meinung, man müsse so viele 
Kapazitäten wie möglich in die Entwick-
lung stecken, damit man den Takt angibt, 
schließlich ist das Internet und die Welt 
grenzenlos“, erinnert sich Mayrhofer. Da-
mals hatte das Unternehmen 70 Mitar-
beiter, die Zahl wurde dann wieder auf die 
heutigen etwa 30 reduziert, um sich auf 
die Kernthemen zu konzentrieren. Neben 
dem Welser Standort ist man auch in Wien 

wurde er vor zehn Jahren Partner einer 
Private Equity-Firma, die in technologi-

sche Unternehmen investiert. „Seit vier 

Jahren bin ich nun hier Eigentümer und 

gleichzeitig Geschäftsführer, wir wollten 
nicht nur investieren, sondern selbst auch 
Hand anlegen“, sagt er.

Für Hartl ist digitales Marketing eine 
Kombination aus Offline-Marketing und 
Logistik. Ähnlich wie in der Logistik sind 
die Prozesse immer stärker an den Ver-
braucher angepasst. „Das Internet wird 
immer individualisierter, besonders im 
Bereich der Online-Werbung“, sagt Hartl. 
Waren Anzeigen und Banner am Anfang 
für alle Nutzer nahezu identisch, ist die 
Werbung jetzt auf den Konsumenten  
zugeschnitten. Und: Durch eine im-
mer höhere Leistung können die Daten  
ständig genauer berechnet und verarbei-
tet werden.

Ein Blick in die Zukunft

Wie gelingt es da, ständig nicht nur am 
aktuellen Stand, sondern der Konkurrenz 
auch noch einen Schritt voraus zu sein? 

„Es ist wichtig, eine Atmosphäre der Inno-

vation zu schaffen“, sagt Mayrhofer, „ge-
rade als Unternehmen, das in so einem 
Segment Marktführer ist, das Produkte 
internationalisieren will und nicht im  

zuhause. „In unserer Branche braucht 
man dort Präsenz“, sagt Mayrhofer, „die 
Entscheider der fast gesamten österrei-
chischen Medienindustrie wie auch viele 
große Kunden sitzen in Wien.“ Für die 
Vernetzung innerhalb der Branche sei die 
Hauptstadt unabdingbar, weswegen dort 
zwölf Mitarbeiter tätig sind. 

Neue Anforderungen

Mittlerweile feiert die Twyn Group ihr fünf-
zehnjähriges Bestehen, das Geschäfts-
modell ist in der Zeit zwar fast identisch 
geblieben, dennoch verändern sich die 
Anforderungen für das Unternehmen 
ständig. „Es geht weiterhin um Klicks und 
die Sichtkontakte der Zielgruppe, aber die 
Qualität hat sich stark verändert“, sagt 
Hartl. Der 45-Jährige ist seit mehr als 
vierzehn Jahren bei der Twyn Group und 
gehört damit nicht nur zu den Urgestei-
nen des Unternehmens, sondern auch 
des Online-Marketings. Davor war er als 
IT-Verantwortlicher im Logistik-Bereich 
tätig. „Ich dachte anfangs, dass Online-
Marketing ein ganz anderes Milieu ist als 
die Logistik“, sagt Hartl, „aber in Wirk-
lichkeit sind die Bereiche sehr ähnlich.“ 
Auch Mayrhofer hat ähnliche Wurzeln. 
Nach zehn Jahren beim global agieren-
den Elektronikkonzern Phillips, ebenfalls 
im Logistik-Bereich und Produkt-Vertrieb, 

Das Internet wird immer 

individualisierter, besonders im 

Bereich der Online-Werbung.

CHRISTIAN HARTL
CTO, Twyn Group