76
Basis, Tageszentren, die pflegende Ange-
hörige entlasten oder Mehrgenerationen-
wohnhäuser. Den Ausbau der von Tischler
angesprochenen alternativen Betreuungs-
dienste empfiehlt das Österreichische Ins-
titut für Wirtschaftsforschung (WIFO), um
den drohenden Kostenanstieg im Pflege-
bereich möglichst gering zu halten. Da sta-
tionäre Betreuung viel teurer ist als mobile
Dienste, wurde im Pflegefondsgesetz 2011
dem Ausbau mobiler und alternativer Pfle-
ge- und Betreuungsdienste Vorrang gege-
ben. Die mobilen Dienste könnten die sta-
tionären Pflegeplätze laut WIFO aber nicht
ersetzen, da Personen die mobile Dienste
in Anspruch nehmen, später eine viel hö-
here Wahrscheinlichkeit für die Aufnahme
in ein Pflegeheim haben. „Oberösterreich
habe historisch bedingt ein sehr hohes
Niveau bei den Alten- und Pflegeheim-
plätzen und ein geringes Niveau bei den
mobilen Diensten“, sagt Albert Hinterreit-
ner aus dem Büro von SP-Soziallandesrat
Reinhold Entholzer. Es wurde bereits ge-
gengesteuert: Von 2003 bis 2014 sind die
Leistungsstunden mobiler Dienste um 84,6
Prozent gestiegen, die Plätze in Alten- und
Pflegeheimen gleichzeitig aber nur um 1,1
Prozent. Ende des vergangenen Jahres
standen 11.989 Plätze in 124 Alten- und
Pflegeheimen zur Verfügung. Es entstan-
nien ab. Es wird schwieriger, wenn dieses
steigt.“
Fast 170 Prozent mehr
über 80-Jährige
Die Zahl der aktuell 116.504 70- bis 79-jäh-
rigen Oberösterreicher soll laut Statistik
des Landes Oberösterreich bis zum Jahr
2050 auf 167.694 steigen. Die Zahl der
über 80-Jährigen soll sich von 71.500 auf
191.100 sogar um 167,3 Prozent steigern.
Neben dem demographischen Wandel
sorgen auch die gesellschaftlichen Ver-
änderungen für einen erhöhten Bedarf an
Pflegepersonal. Die Einpersonenhaus-
halte nehmen aber stark zu, immer mehr
Frauen sind erwerbstätig und können nie-
manden mehr pflegen. In der Statistik der
letzten Jahre zeichnet sich bereits eine
Verschiebung hin zu professionellem Pfle-
gepersonal ab und diese wird sich noch
weiter fortsetzen. Umfragen ergaben auch,
dass 83 Prozent aller Menschen ihren Le-
bensabend gerne in ihrem Zuhause ver-
bringen möchten. „Es müssen neue For-
men der Betreuung entstehen. Die Pflege
muss sich weiterentwickeln“, sagt Tischler
über die Zukunft und nennt als Beispiele
den weiteren Ausbau der mobilen Dienste
mit Betreuungsformen auf stundenweiser
den Nettokosten (nicht durch Einnahmen
wie Pension, Pflegegeld oder Vermögen
gedeckte Kosten) von knapp über 157 Mil-
lionen Euro, wovon 75 bis 76 Prozent Per-
sonalkosten waren. Gleichzeitig betreuten
Altenfachbetreuer, Heimhelfer und Haus-
krankenpfleger 33.352 Klienten in über
1,5 Millionen Stunden. Es entstanden mit
knapp über 50 Millionen Euro deutlich ge-
ringere Kosten bei höheren Personalkosten
von 83 Prozent. Im Bereich der 24-Stunden-
Betreuung werden 60 Prozent der Aus-
gaben vom Bund und 40 Prozent von den
Ländern gedeckt – Oberösterreich rechnet
heuer mir rund 7,3 Millionen Euro an Kos-
ten. Neben den mobilen Diensten und Al-
ten- und Pflegeheimen gibt es über 3.000
betreubare Wohnungen. In der Wohnein-
richtung organisiert eine Ansprechperson
je nach Bedarf eine Pflege und sorgt dafür,
dass eine Gemeinschaft entsteht und die
Bewohner nicht vereinsamen. Im Gegen-
satz dazu ist bei den zwei Pilotprojekten für
betreute Wohnformen von sechs bis 22 Uhr
Pflege- und Betreuungspersonal vor Ort
und in der Nacht kann ein Personal vom
benachbarten Altenheim gerufen werden.
Bei den betreuten Wohnformen sei man
erst am Anfang, so Hinterreitner über die
Situation in Oberösterreich. Es bleibt eine
Herausforderung: die Pflege!_
Pflegebedarf in
Stunden pro Monat
Mehr als 65 Stunden
Mehr als 95 Stunden
Mehr als 120 Stunden
Mehr als 160 Stunden
Mehr als 180 Stunden
sowie außergewöhnlicher
Pflegeaufwand
Mehr als 180 Stunden,
wenn regelmäßig während
des Tages und der Nacht
zeitlich unkoordinierbare
Betreuungsmaßnahmen
zu erbringen sind, oder
die dauernde Anwesen-
heit einer Pflegeperson
erforderlich ist, weil eine
Eigen- oder Fremdgefähr-
dung wahrscheinlich ist
Mehr als 180 Stunden,
wenn keine zielgerichte-
ten Bewegungen der vier
Extremitäten mit funktio-
neller Umsetzung möglich
sind oder ein vergleichba-
rer Zustand vorliegt
PFLEGESTUFEN
1
2
3
4
5
6
7
Betrag ab
1. Jänner 2016
Pflegegeldbezieher
in OÖ 2014
Rund 5 % de
r
Bevölkeru
ng in Öste
rreich
bezieht Pfl
egegeld, d
as in
sieben Stu
fen nach A
usmaß des
erforderlic
hen Pflege
bedarfs
gewährt w
ird. In Obe
rösterreich
gab es im v
ergangenen J
ahr
71.804 Pfle
gegeldbez
ieher,
davon war
en
65 % Frau
en.
16.628 Personen
20.036 Personen
13.561 Personen
9.224 Personen
8.321 Personen
2.445 Personen
1.589 Personen
157,30 Euro
290,00 Euro
451,80 Euro
677,60 Euro
920,30 Euro
1.285,20 Euro
1.688,90 Euro