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einen Raum für sich alleine – zur Verfü-
gung gestellt werden. „Eine 24-Stunden-
Betreuung kann sich nicht jeder leisten. 
Oftmals zahlt die Familie zusammen“, 
sagt Tischler. Häufig wird in der Öffentlich-
keit kritisiert, dass man die Pflegekräfte in 
die Selbstständigkeit drängt, doch anders 

wäre diese Art der Pflege gar nicht leistbar, 
wenn man etwa an die Lohnnebenkosten 

oder einen Kollektivvertrag mit 13. und 14. 
Gehalt denkt. Im Vergleich dazu kostet ein 
Altenheimplatz zwischen 2.400 und 3.000 
Euro. Je nach Einkommen zahlt der Pfle-
gebedürftige 80 Prozent seiner Pension 
und das Pflegegeld an das Altenheim, den 
Rest der Kosten zahlt die öffentliche Hand. 

Krankheit und Tod

Penova ist ausgebildete Lehrerin und hat 
fünf Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet. 
Als sie vor einigen Jahren für die Pflege 
nach Österreich gegangen ist, wollte sie 
in erster Linie ihre Deutschkenntnisse ver-
bessern und neue Erfahrungen sammeln. 
Doch dann ist sie bei der Pflege hängen 
geblieben und möchte damit auch in Pen-
sion gehen. „Die Arbeit macht mir Spaß“, 
sagt Penova und wenn sie ihrem Klienten 
liebevoll über die Wange streicht und von 
ihrem Tagesablauf erzählt, sieht man das 
auch ganz deutlich. In der Slowakei wür-
de sie als Lehrerin 500 bis 600 Euro Brutto 
verdienen. In Österreich sei es zwar „etwas 
mehr“, aber durch die ständig steigenden 
Abgaben „nicht so viel mehr“. Nur wegen 
dem Geld könne man den Beruf auch gar 
nicht ausüben. „Man muss die Arbeit mit 
Liebe machen, damit sich die Menschen 
wohlfühlen und dann bekommt man 
auch alles zurück“, sagt Penova und erin-
nert sich an ihre Anfangszeit zurück: „Ich 
wollte alles schneller machen, doch die 
Menschen haben mir gelernt, ruhiger und 
langsamer zu arbeiten. Man muss sich an 

die Menschen anpassen und dafür viel mit 
der Familie reden, wie die alten Menschen 
früher gelebt haben.“ Daher sei auch eine 
gute Beziehung zur Familie der pflege-
bedürftigen Person sehr wichtig. Tischler 
stimmt dem zu: „Nicht jeder ist für einen 
Pflegeberuf geeignet.“ Daher sei es auch 
relativ, wenn es immer wieder den Ruf 
nach Attraktivierung des Berufsfeldes 
gebe.

Der Umgang mit Krankheiten und dem 

Tod gehört zum Pflegeberuf dazu. Einmal 

musste eine Frau im letzten Stadium von 
Alzheimer in ein spezielles Heim – Penova 
musste die 24-Stunden-Betreuung abbre-
chen, da die Klientin besonders aggressiv 
wurde: „Meistens sind die Menschen aber 
sehr ruhig und dankbar, wenn ich kom-
me.“ Den Tod von Klienten verarbeitet sie 
zu Hause: „Wenn so etwas passiert, dann 
muss ich länger zu Hause bleiben.“ An-
gesprochen auf die immer weit entfernte 
Familie, sagt Penova: „Manchmal über-
kommt mich das Gefühl, dass mir meine 
sozialen Kontakte fehlen und ich gerne et-
was mit meinen Kindern machen möchte.“ 
Penova muss sich dann aber bis zu zwei 
Wochen gedulden, bis sie wieder für zwei 

Wochen in die Slowakei zu ihrer Familie 
fahren kann. Sie braucht dafür fünf Stun-
den mit einem von der Agentur organi-
sierten Taxi. Die Kinder der Slowakin sind 
mittlerweile über 20 Jahre und waren auch 
nicht mehr so klein, als sie in Österreich zu 
arbeiten begonnen hatte. Der Wechsel der 
Pflegerinnen alle zwei Wochen mit einer 
Kollegin ist die Norm. Da viele aber einen 
längeren Weg als Penova zu ihrem Ar-
beitsplatz haben und wegen des erhöhten 
Bedarfs an Pflegepersonal in Österreich 
der Weg immer länger werde, würden ei-
nige auch nur alle vier Wochen tauschen 
und heimfahren. Betrachtet man die Zah-
len der positiv erledigten Förderanträge in 
den vergangenen Jahren, sieht man eine 
deutliche Steigerung. Ende September 
2015 haben rund 22.400 Personen eine 
Förderung zur 24-Stunden-Betreuung be-
kommen. Ende 2014 waren es noch nicht 
ganz 21.000 – das waren aber bereits um 

18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum 

und mehr als doppelt so viele wie im Jahr 
2010. Ob der Bedarf an selbstständigen 
Pflegekräften auch zukünftig gedeckt wer-
den könne, sei ungewiss, so Tischer: „Das 
hängt auch stark mit der Entwicklung des 
Lohnniveaus in der Slowakei und Rumä-

Es müssen neue Formen der 

Betreuung älterer Menschen 

entstehen.

VIKTORIA TISCHLER
Fachgruppenobfrau Personenberatung & Personenbetreuung, 
Berufsgruppensprecherin Personenbetreuung der WKOÖ,  
Geschäftsführerin, OÖ. Hilfswerk

INFORMATIONSSTELLEN FÜR BETREUUNG 

PFLEGEBEDÜRFTIGER MENSCHEN

Sozialberatungsstellen bei den Bezirkshauptmannschaften

Gemeinden

Überleitungspflege im Krankenhaus bei der Entlassung 

Betreuungseinrichtungen wie Hilfswerk, Caritas oder Volkshilfe

24-Stunden-Betreuung: www.amliebstenzuhause.at