68

Vor welchen Herausforderungen stehen 
Ärzte heute im Gegensatz zu früher?

NIEDERMOSER_Die wirkliche Heraus-
forderung ist jene, dass sich Patienten 
in Gesundheitsbelangen schon sehr gut 
vorab informieren. Was auch gut ist! Das 
bedingt, auf ihre Fragen intensiv einzuge-
hen. Diese Gesprächsmedizin – dem Be-
dürfnis zu entsprechen, über die Krank-
heit und den möglichen Heilungsprozess 
ausreichend informiert zu werden - wird 
längst praktiziert. Gemeinsam mit dem 
Patienten die richtige Entscheidung zu 
treffen, ist die tägliche Herausforderung, 
die uns beschäftigt. In Zukunft werden 
wir – auch aufgrund der Fortschritte und 
der zunehmenden Überalterung – vor 
weiteren Herausforderungen mit „neuen“ 
Krankheiten stehen und davor, die ent-
sprechende Medizin anbieten zu können 
und zu müssen. 

Sehen Sie unter der großen Anzahl 
der Flüchtlinge ein Potenzial, um dem 

Ärztemangel entgegenzuwirken?

NIEDERMOSER_Prinzipiell sicher. Ich 
weiß aus vielen persönlichen Gesprächen 
auch noch aus meiner Studienzeit, dass 
vor allem Kollegen aus Syrien eine aus-
gezeichnete Ausbildung genossen haben. 
Unter ihnen gibt es bestimmt viele, die 
nach der notwendigen Nostrifikation und 

der sehr guten Beherrschung der deut-
schen Sprache – als eine wichtige Voraus-
setzung – hier einen Arbeitsplatz finden 
können. 

Demografischer Wandel, Fehlanreize 
im Gesundheitssystem, medizintechni-
scher Fortschritt: Wie geht man in der 
Gesundheitsbranche damit um, mehr 
Effizienz zu schaffen, Kosten zu senken 
und gleichzeitig Innovationen möglich 
zu machen?

NIEDERMOSER_Manchmal ist es sehr 
schwierig, mit dieser Spagat-Situation 
umzugehen. Wir Ärzte wurden ausge-
bildet, den Menschen die beste Medizin, 
unabhängig von Alter, Geschlecht und 
finanziellen Möglichkeiten, zukommen zu 
lassen. Ich selbst möchte nie einen Arzt 
vor mir haben, der überlegt, ob sich die 
Behandlung nun rechnet oder nicht. Das 
heißt aber nicht, dass wir mit den Mitteln, 
die wir haben, nicht effizient umgehen. Es 
kann jedoch nicht sein – außer die Gesell-
schaft möchte das so – dass die Behand-
lung kranker Menschen an finanziellen 
Mitteln scheitern sollte. Wir haben derzeit 
aber leider schon die Situation, dass die 
Geldgeber die ausreichenden Mittel in 
manchen Bereichen nicht mehr zur Ver-
fügung stellen können und es sicherlich 
bereits jetzt zu Leistungseinschränkun-

Aus vielen persönlichen 

Gesprächen weiß ich, dass vor 

allem Kollegen aus Syrien eine 

ausgezeichnete Ausbildung 

genossen haben.

PETER NIEDERMOSER

Präsident,

Ärztekammer OÖ

Der gebürtige Steyrer und 
Facharzt für Pathologie am 
Krankenhaus der Barmher-
zigen Schwestern in Linz 
scheut als Interessensvertre-
ter der oberösterreichischen 
Ärzte Auseinandersetzungen 
nicht – er versteht es, seine 
Botschaften wirksam und 
beharrlich zu platzieren. 
Eine wesentliche davon: „Es 
herrscht allgemein Ärzteman-
gel, das ist nicht zu leugnen!“ 

gen kommt. Darum sollte die Politik jetzt 
endlich ehrlich sein und dies den Men-
schen auch sagen!

Wie motiviert sind Ärzte heute, sich 

selbstständig zu machen?

NIEDERMOSER_Derzeit sind sie sicher 
nicht motiviert, weil die Rahmenbedin-
gungen in manchen Bereichen nicht mehr 
optimal sind. Es gibt immer mehr Aufla-
gen, die das freie Arbeiten zunehmend 
behindern. Hier muss es zu einer Ent- 
bürokratisierung kommen, Leistung 
muss sich auszahlen. 

Was tun Sie für Ihre Gesundheit?

NIEDERMOSER_Regelmäßig laufen und 
gesund ernähren – mein Credo: Man soll-
te nicht mehr zu sich nehmen als man 
verbrauchen kann!

Stichwort 

personalisierte Medizin.

Es war schon immer unsere Aufgabe, 
personalisierte Medizin anzubieten und 
auf den Patienten und seine persön-
liche Situation einzugehen. Jetzt ist 
damit gemeint, eine punktgenaue, auf 
Basis genetischer Untersuchungen 
ausgearbeitete, Medikation anzubieten.