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MEGATREND GESUNDHEIT:
zu Risiken und Nebenwirkungen
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Nie zuvor hatte Gesundheit einen so hohen Stellenwert – der
Gesundheitsmarkt nimmt längst eine der wichtigsten Rollen in der
Wirtschaft ein und entwickelt sich vom regulierten Angebotsmarkt
zum vielseitigen Nachfragemarkt. Wohin führt dieses steigende
Gesundheitsbewusstsein? Welche Chancen ergeben sich dabei
für die Wirtschaft? Welchen Einfluss haben Individualisierung
und Digitalisierung auf die Medizin? Und wie wird sich unser
Gesundheitssystem entwickeln? Fragen über Fragen - an Experten
aus verschiedenen Branchen. Denn Gesundheit betrifft alle Bereiche.
REDAKTION_SUSANNA WURM
FOTOGRAFIE_HORX: KLAUS VYHNALEK FOTOGRAFIE,
MARIO RIENER, AKOÖ/LARESSER, OÖ TOURISMUS
Sie sprechen von Healthness als großen
Trend. Ist Wellness denn von gestern?
HORX_Der Begriff Wellness hat sich in
einer geradezu üblen Weise inflationiert –
heute sind schon Badelatschen in einem
Hotel „Wellness“. Aber eigentlich bedeu-
tet der Begriff inzwischen „passiver Ge-
nuss“, man lässt sich verwöhnen – das
war in Hotels aber immer schon der Fall.
Beim Healthness-Trend geht es hingegen
um die Steigerung der aktiven Gesund-
heit. Um eine Verbesserung meiner per-
sönlichen Integrität und Widerstandkraft,
auch in seelischer Hinsicht.
Hat die Kur ausgedient?
HORX_Kuren rutschen leider stark in
Richtung „Wellness-Bespielung“ ab. Sie
müssten das Thema der Selbstwirksam-
keit viel mehr in den Vordergrund rücken,
also die Frage, wie Menschen ihr eigenes
Leben AKTIV verändern können. Solche
Angebote gibt es heute schon, aber meis-
tens am Rande oder im privaten Sektor
wie etwa Selbstfindung beim Wandern
oder Ayurveda plus Achtsamkeits-Trai-
ning. Wir brauchen neue psychologische
Modelle und Programme, die das Indivi-
duum und seine Ganzheitlichkeit stärken.
Viele chronische Krankheiten haben ja
einen tatsächlich seelischen Hintergrund.
Vom passiven Kunden zum aktiven
Mitgestalter. Wohin führt das noch?
HORX_Wir stehen vor einem Paradig-
menwechsel im Gesundheitswesen – vom
taylorisierten Reparaturbetrieb zum ver-
netzten, proaktiven, interdisziplinären Ge-
sundheitswesen. Es geht um neue Strate-
gien der Vorsorge, die allerdings nicht die
Medizin allein liefern kann. Wir brauchen
gesunde Städte, gesunde Arbeitswelten,
gesunde Ernährungswelten, gesunde
Mindsets, die nicht so sehr von Ängsten
und Pessimismus erfüllt sind.
Wie müsste das Österreichische Ge-
sundheitssystem aufgebaut sein, damit
es mit dem Megatrend Gesundheit
konform geht?
HORX_Es müsste ein Gesundheits-
System sein! Heute ist es ein Krankheits-
System, das vor allem die Schäden an
Körper, Geist und Seele verwaltet, wobei
unendlich viele Lobbys sich ein Stück aus
dem Geldkuchen herausschneiden wol-
len. Das ist teuer und meistens nicht sehr
effektiv.
Wir brauchen ein Gesundheits-
System. Heute haben wir ein
Krankheits-System.
MATTHIAS HORX
Trend- und
Zukunftsforscher
Er ist Inhaber des von ihm ge-
gründeten Zukunftsinstituts
mit Sitz in Frankfurt, Mün-
chen und Wien. Zum Jahres-
ende gibt Horx jährlich den
Zukunftsreport heraus, außer-
dem erscheint im Dezember
die aktuelle Megatrend-Doku-
mentation: www.zukunftsin-
stitut.de, www.horx.com
Stichwort
Digitalisierung.
Richtig eingesetzt, ist sie ein Gewinn.
Sie wird aber auch überschätzt – man
kann menschliche Begegnung nicht
durch Maschinen ersetzen. Der Pfle-
geroboter ist eine gefährliche Illusion.
Und das Messen der eigenen Körper-
funktionen ist heute eher ein Thema für
Gesunde, für Sportler. Diejenigen, die
ungesund leben und es nötig hätten,
ihre Blutwerte und Fitnessdaten zu
kennen, lehnen das eher ab.