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für Gemeinden nehmen zu. „Die Pro-
blemstellungen und damit auch die
Planungsansätze sind vielfältiger ge-
worden“, sagt Andreas Voigt von der
Fachbereichsleitung Örtliche Raumpla-
nung der Technischen Universität Wien.
Besonders wichtig sei eine Transfor-
mation und Erneuerung durch Innen-
entwicklung. Das bedeutet: Sicherung
des Landschafts- und Naturraumes,
Kultivierung der Mobilität, nachhalti-
ge öffentliche Verkehre, Aktivierung
der Ortskerne, Gestaltung öffentlicher
Räume und Infrastruktur – und Raum-
entwicklung. „Die ökonomische Knapp-
heit von Grund und Boden und die be-
schränkten und knappen Personen-,
Zeit- und Budgetressourcen verlangen
zukunftsfähige Konzepte, während
potentielle Nutzungskonflikte wahr-
scheinlicher werden“, sagt Voigt.
Wachstum statt Landflucht
Mit dem demographischen Wandel und
einer Landflucht haben besonders viele
Gemeinden in Österreich zu kämpfen,
die schrumpfen, weil besonders junge
Erwachsene wegziehen. In Gampern ist
das nicht der Fall – im Gegenteil. Hatte
man 2001 noch 2472 Einwohner, waren
es Anfang 2015 bereits 2812. „Grund da-
für ist unsere aktive Bodenpolitik“, sagt
Hermann Stockinger, „wir wollen mehr
Menschen ins Zentrum bringen, das
hätte auch zur Folge, dass sich leichter
ein Nahversorger anlocken lässt, der ja
eine gewisse Kundenzahl braucht“, sagt
Hermann Stockinger. Vom Nahversorger
wiederum profitieren die Bewohner und
die Wohngegend wird noch attraktiver.
Derzeit entstehen zwei Siedlungen mit
65 neuen Wohnhäusern. Auch bei den
Wohngebietswidmungen will die Ge-
meinde nur eine schwarze Null schrei-
ben, vorrangig geht es darum, weitere
Einwohner zu gewinnen. Oft gebe es
starke Einschränkungen bei den Flä-
chenwidmungen. „Häufig werden sie
nicht genehmigt, das ist schwierig, denn
man muss sich darum kümmern, dass
auch ländliche Regionen attraktiv blei-
ben und werden“, sagt Hermann Sto-
ckinger. Das sei ein limitierender Faktor.
„Wir wachsen trotzdem jedes Jahr um
etwa fünf Prozent und haben ein gutes,
konstantes Wachstum, dabei muss man
aber auch aufpassen, dass die Infra-
struktur mitwachsen kann“, sagt Her-
mann Stockinger. Für 1,5 Millionen Euro
wurde eine Schule saniert, für zwei Kin-
dergruppen baute man einen Hort, dazu
kommen zwei neue Krabbelstuben, man
sieht sich als familienfreundliche Ge-
meinde.
Natürlich gibt es bei zahlreichen neuen
Projekten auch Widerstände in der Ge-
meinde und Kritik an Neuerungen. „Man
muss viel kommunizieren und versuchen,
überall die Bevölkerung mitzunehmen“,
sagt Hermann Stockinger. Man sehe
sich nicht als Verwalter, sondern als
Dienstleiter. „Wir wollen unsere Gemein-
de wie einen Betrieb führen und auch so
weiterentwickeln. Aber wie einen Dienst-
leistungsbetrieb – den sozialen Faktor
darf man keinesfalls vergessen.“_
Wir haben mit dem neuen
Gewerbepark die Möglichkeit
gesehen, neue Unternehmen
hier her zu holen.
CHRISTOPH STOCKINGER
Amtsleiter, Gemeinde Gampern