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Form von Roboter-Recruiting am Ende
der Personalchef oder der Unternehmer
selbst – anders ist es in Amerika. Hier
trifft man den neuen Mitarbeiter oft erst
am ersten Arbeitstag persönlich. „Davon
würde ich zum jetzigen Zeitpunkt noch
abraten, weil die Technologien noch nicht
genügend ausgereift sind – es werden
aber zur Zeit Studien durchgeführt, um
zu vergleichen, wie erfolgreich ein Ro-
boter bei der Personalbeschaffung im
Vergleich zum Personaler ist“, sagt Roth.
Momentan seien die Testergebnisse rela-
tiv ausgeglichen, die Systeme lernen aber
hinzu, die Menschen werden immer frei-
giebiger mit ihren Daten, sodass ein Ro-
boter immer mehr Informationen finden
könne. Die amerikanischen Systeme wür-
den zwar noch einige Gefahren mit sich
bringen, hätten aber ganz klare Vorteile:
„Man geht damit weg vom Bauchgefühl,
hin zu mehr Objektivität. Klar wissen wir,
dass der erste Eindruck zählt. Wir wissen
aber auch, dass der erste Eindruck meist
trügt. Ein Roboter kann hingegen ganz
viele Eindrücke auf einmal gewinnen und
damit ein aussagekräftigeres Bild geben“,
erklärt der IT-Experte. Die Schauspieler
unter uns, die ein ausgeprägtes Talent
haben, sich selbst beim Bewerbungsge-
spräch perfekt in Szene zu setzen, haben
es damit also schwer – ein Roboter lässt
sich davon nicht beeindrucken.
Jetzt kommt die Frage, die ja kommen
musste: Wenn Roboter also in Zukunft
auch hierzulande vielleicht die besseren
Personal-Recruiter sind, brauchen wir
dann bald keine Personalchefs mehr?
Im Gegenteil, meint Markus Roth: „Rec-
ruiting ist nur ein Teil eines Personalers,
seine wesentliche Aufgabe ist es viel-
mehr, das Personal dahingehend zu ent-
wickeln, dass es perfekt eingesetzt wird.
Das Wertvollste überhaupt ist ein Mitar-
beiter, der lange im Unternehmen bleibt.“
Gerade durch den Fachkräftemangel, die
demographische Entwicklung und die
Tatsache, dass Mitarbeiter heute viel be-
reitwilliger den Arbeitgeber wechseln als
früher, werden Personaler vor große He-
rausforderungen gestellt. „Da kann man
die Unterstützung eines Roboters im
Recruiting-Prozess sehr gut gebrauchen,
um die Zeitressourcen in diese wichtigen
Bereiche zu verschieben“, erklärt Roth.
Auch Bernhard Winkler, geschäftsfüh-
render Gesellschafter der Betriebsbe-
ratungsfirma Trescon, sieht den Robo-
ter nicht als Feind sondern vielmehr als
Freund. „Die Kompetenzen und Verant-
wortungsbereiche eines Personalers
verschieben sich, es kommt zu einem
Upgrade – da kann ein Roboter natür-
lich in der Akquisition sehr hilfreich sein.“
Zumindest dann, wenn eine Vielzahl an
Bewerbungen bearbeitet werden muss.
„Dort kann man so ein System sehr gut
einsetzen“, sagt Winkler. In jenen Be-
reichen – etwa in der Technik – wo ein
Mangel an Bewerbern herrsche, seien
Personaler gefragter denn je zuvor. Hier
ginge es zunächst einmal darum, das In-
teresse an der ausgeschriebenen Stelle
zu wecken, eine hervorragende Arbeit-
gebermarke zu entwickeln und entdeckte
Talente im Unternehmen zu halten. „Frü-
her hatten wir einen starken Arbeitge-
bermarkt – die Unternehmen konnten in
sämtlichen Bereichen aus vielen Bewer-
bern wählen. Heute haben wir einen Kan-
didatenmarkt – Kandidaten mit gefragten
Qualifikationen können sich aussuchen,
wo sie arbeiten möchten“, erzählt Wink-
ler, der seit über 20 Jahren im Perso-
nalbereich tätig ist. Umso wichtiger sei
es, auch während des gesamten Bewer-
bungsprozesses einen guten Eindruck
als Unternehmen bei allen Bewerbern zu
hinterlassen, um die Arbeitgebermarke
zu stärken. „Recruiting-Software-Tools
bringen auch den Vorteil mit sich, dass
der Recruiting-Prozess professionell ab-
läuft und es nicht passieren kann, dass
am Ende ein Bewerber plötzlich einen ex-
trem schlechten Eindruck vom Unterneh-
men hat – worüber er zudem fast immer
im Bekanntenkreis spricht.“ Im KMU-
Bereich sei es immer noch Realität, dass
Bewerber nicht einmal eine Reaktion auf
ihre Bewerbung bekommen. „Schnelle
und agile Entscheidungsprozesse sind
aber im Recruiting ganz wesentlich“,
weiß Winkler.
Sechs Sinne versus
tausende Analysen
Damit das gelingt, lagern viele Unterneh-
men das Thema Personalbeschaffung aus
– ob in Zukunft vermehrt auf Roboter oder
weiterhin auf Personalberatungsunter-
nehmen – diese Entscheidung muss jeder
Unternehmer selbst treffen. Und sie wird
nicht immer einfach sein, denn während
der Roboter zwar im Sammeln und Analy-
sieren von Daten klar die Nase (sofern er
eine besitzt) vorn hat, bleibt die mensch-
liche Komponente eindeutig der große
Vorteil von Personal-Experten. Denn wer
Jahrzehnte lang Erfahrungen im Umgang
mit Bewerbern gesammelt hat, der lässt
sich weder von schauspielerischen Ta-
lenten blenden, noch vom Foto täuschen,
noch übersieht er außergewöhnliche Qua-
lifikationen, die sich eben nicht mit kurzen
Schlagworten erklären lassen. Außerdem
könne ein Bewerber im persönlichen Ge-
spräch mit einem Personalexperten keine
08-15-Tricks anwenden – für die optima-
le Bewerbung an den Roboter gebe es
in Amerika aber bereits jetzt jede Men-
ge Tipps, weiß Markus Roth. Vielleicht
braucht es eben doch vielmehr Men-
schenkenntnis und Gespür, um besondere
Menschen und damit wertvolle Mitarbeiter
zu entdecken. Der Roboter würde darauf
wohl erwidern: „Bedenken Sie aber: Irren
ist menschlich. Und irrtümlich eingestell-
te Mitarbeiter sind teuer.“_
Im KMU-Bereich ist es immer
noch Realität, dass Bewerber
nicht einmal eine Reaktion auf
ihre Bewerbung bekommen.
BERNHARD WINKLER
Geschäftsführeder Gesellschafter, Trescon
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