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paar Jahre bis zur Pension und überträgt
zur Vorbereitung langsam immer mehr
Verantwortung auf mich“, sagt Jürgen
Kapeller, stellvertretender Agenturleiter
und JW-Bezirksvorsitzender Linz-Land.
Anders als bei Kneidinger war es schon
immer sein Lebensplan, dem Vater nach-
zufolgen und so hat er auch bei ihm die
Lehrausbildung absolviert. In Hinblick
auf die Unternehmensnachfolge sagt
der 28-Jährige: „Mir ist es wichtig, das
Gespräch mit meinem Vater zu suchen,
aber gleichzeitig auch persönlich und
unabhängig davon zu schauen, wie der
Betrieb dasteht und wo es noch Potential
gibt.“ Sehr wertvoll für eine erfolgreiche
Übernahme sei auch der Austausch im
Netzwerk der JW, wo junge Unternehmer
vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Mehrere Übernehmer
Auch Kneidingers Vater war vorbildlich
bei der Vorbereitung der Übergabe und
hat einige Jahre vor seiner Pensionierung
um die Tochter geworben, die dann 2010
in den Betrieb eingestiegen und 2012 in
die Geschäftsführung aufgestiegen ist.
Gleichzeitig fing 2012 auch ihre Schwes-
ter Maria an, im Betrieb zu arbeiten. Das
Unternehmen wurde infolge der Über-
nahme geteilt, der Bereich Landtechnik
an den Cousin abgespalten und das Auto-
haus mit den Schwestern Anna und Maria
Kneidinger gegründet.
Ob eine Nachfolge mit mehreren Über-
nehmern erfolgreich ist, hänge immer
vom Einzelfall ab. „Je mehr Personen
führen und beteiligt sind, desto mehr re-
den mit und desto schwieriger kann es
bei Beschlussfassungen werden“, spricht
Ferch-Fischer aus Erfahrung. Eine gute
Symbiose könne sich ergeben, wenn un-
ter den Kindern ein Techniker und ein
Betriebswirt sind. „Es kann aber genauso
gut schieflaufen. Es gibt kein Patentrezept
und daher ist es schwer, Ratschläge zu
geben“, so Ferch-Fischer. Bei Maria und
Anna Kneidinger ist es genau die von der
WKOÖ-Expertin angesprochene Symbiose.
Und auch Carl Alexander und Clemens
Marius Selmer, die beiden Geschäftsfüh-
rer von Selmer Objekteinrichtungen mit
Sitz in Köstendorf bei Salzburg, haben
jeder seinen Schwerpunkt woanders. „Wir
ergänzen uns daher sehr gut“, sagt der
33-Jährige Carl Alexander Selmer. Die
beiden Geschwisterpaare sind sich einig,
dass man zu externen Geschäftspartner
nicht so leicht ein solches Vertrauensver-
hältnis wie in der eigenen Familie aufbau-
en könne und dass es eine klare Aufga-
benteilung brauche. „Auch die Mitarbeiter
müssen wissen, mit welchen Themen sie
zu wem gehen müssen. Sonst pendelt es
sich schnell einmal ein, dass sie zu dem-
jenigen gehen, wo es für sie am leichtes-
ten geht“, so Kneidinger. Das Verhältnis
vor der Zusammenarbeit hat mit einer
späteren guten Zusammenarbeit nicht
unbedingt etwas zu tun: Denn während
die beiden Schwestern schon immer ein
„sehr enges, freundschaftliches Verhält-
nis“ gehabt hätten, hat die Brüder erst
die Firma „richtig zusammengeschweißt“.
„Wir hatten noch nie so ein gutes Verhält-
nis wie jetzt“, sagt Selmer. Ein Nachteil ist
für Kneidinger, dass private Gespräche
schnell einmal ins Geschäftliche abrut-
schen. Um eine gewisse Trennung von
Firma und Privat zu erreichen, hätten die
Schwestern ihre Partner bewusst nicht in
die Firma mitreingenommen und es gebe
auch einen Abstand zwischen Wohnhaus
und Firmengelände. Denn auch wenn die
Arbeit Spaß macht, brauche man einen
gewissen Ausgleich und daneben auch
noch etwas anderes im Leben. Diese Mei-
nung teilt auch Anna Kapsamer-Fellner,
Geschäftsleiterin Marketing und Vertrieb
der Joka-Werke und JW-Bezirksvorsit-
zende-Stellvertreterin in Vöcklabruck:
„Meine drei jüngeren Geschwister sind
nicht im Familienunternehmen tätig und
gerade deswegen ist es wichtig, dass der
gemeinsame Esstisch nicht immer zum
verlängerten Besprechungstisch wird.“
Rolle des Vorgängers
Für die Rolle des Vorgängers während
und nach der Übergabe gibt es wie in al-
len anderen Bereichen auch kein Patent-
rezept. „Das Know-how der alten Genera-
Mir ist es wichtig, das
Gespräch mit meinem Vater zu
suchen, aber gleichzeitig auch
persönlich und unabhängig
davon zu schauen, wie der
Betrieb dasteht.
JÜRGEN KAPELLER
Stellvertretender Agenturleiter,
Agentur Kapeller & Partner und
JW-Bezirksvorsitzender Linz-Land
Frauen haben das kleine Manko,
dass sie sich manchmal zu
wenig zutrauen, während
Männer oft schon in jungen
Jahren sehr selbstbewusst sind.
ANNA KNEIDINGER
Geschäftsführerin, Kneidinger Center
und JW-Bezirksvorsitzende-
Stellvertreterin in Rohrbach