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AUF ALTEN PFADEN NEUE WEGE FINDEN

Es gibt kein Patentrezept für eine 

erfolgreiche Unternehmensnachfolge. Es gibt aber sehr wohl einige 

Punkte, die man beachten sollte. Vier junge Unternehmer erzählen über ihren bereits abgeschlossenen oder 
noch zu absolvierenden Weg in das Unternehmertum. Über negative Seiten, fehlendes Selbstbewusstsein, 
den richtigen Schlussstrich und die nötige Leidenschaft in einem Familienbetrieb.

REDAKTION_SABRINA KAINRAD

FOTOGRAFIE_MARIO RIENER

ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK

Anna Kneidinger hat die Herausforderun-
gen eines Familienbetriebs schon früh 

kennengelernt. Das gemeinsame Mit-
tagessen am Sonntag war oft ein halbes 
Geschäftsessen. Darum war für die heute 
34-jährige 

Bezirksvorsitzende-Stellver-

treterin der Jungen Wirtschaft (JW) in 
Rohrbach die Nachfolge im Betrieb der 
Eltern zunächst kein fixer Bestandteil in 
ihrem Lebensplan. Nach dem Studium 
in Wien wollte sie unbedingt einmal in 
der Großstadt leben und arbeitete dort in 
großen Konzernen. „Da habe ich gesehen, 
wie schwierig es ist, sich in einem großen 
Konzern hochzuarbeiten und wie viele 
Freiheiten man in einem Familienbetrieb 
hat“, erklärt Kneidinger, warum es dann 
doch anders gekommen ist und sie mitt-
lerweile Geschäftsführerin im Kneidinger 
Center mit Sitz in Rohrbach ist. Der Vater 
habe sie nie zur Übernahme des Betrie-
bes gedrängt, aber seinen beiden Töch-
tern den Weg in das Familienunterneh-
men immer offen gehalten. 

45.700 Klein- und Mittelbetriebe (KMU), 
davon 6.900 in Oberösterreich stehen 

im Zeitraum von 2014 bis 2023 vor der 
Herausforderung, einen Nachfolger zu 
finden. Das sind 27 Prozent aller KMUs 
der gewerblichen Wirtschaft ohne Ein-
Personen-Unternehmen (EPU). Bei die-
sen stehen mit 9.000 noch einmal drei 
Prozent aller EPUs in den nächsten acht 

Jahren vor einer Übernahme, so die KMU 

Forschung Austria. 

Richtige Vorbereitung

Gerda Ferch-Fischer vom Service-Center 
der Wirtschaftskammer Oberösterreich 
(WKOÖ) rät Firmeneigentümern rund fünf 

Jahre vor der Pensionierung mit der Vor-

bereitung der Übergabe zu beginnen. „Je 
früher man sich die Unternehmensnach-
folge überlegt, desto besser“, sagt Ferch-
Fischer. Für die rechtlichen Fragestel-
lungen empfiehlt die Expertin als einen 
ersten Schritt eine Nachfolge-Rechtsbe-
ratung bei der WKOÖ. Denn bei der Über-
nahme kommen mehrere Rechtsbereiche 

zusammen und dafür steht ein dreiköp-
figes Beraterteam zur Verfügung. „Ver-
gleichbar ist die Beratung mit mehreren 
Zahnrädern, die perfekt ineinandergrei-

fen müssen, damit sich zum Schluss alle 
drehen.“ Die eine, perfekte Lösung für 
die erfolgreiche Unternehmensnachfolge 
gebe es nicht. Es müssen verschiedene 
Varianten mit Vor- und Nachteilen geprüft 
und die beste Version für alle Beteiligten 
gesucht werden. Allen Beteiligten müsse 
auch klar sein, dass mit einer Bespre-
chung nicht alles geklärt werden könne: 

„Die Leute brauchen Zeit für Denkprozesse 

und Entscheidungen.“ Als schwere Fehler 
nennt Ferch-Fischer, wenn die nächste 
Generation vor deren Start als Firmenei-
gentümer zu wenig in das Unternehmen 
einbezogen wird und die Nachfolger zu 
wenige Informationen haben. „Gewisse 
Schritte brauchen eine bestimmte Vor-
bereitungszeit. Wenn man dann erst nach 
der Übergabe draufkommt, kann man oft 
nichts mehr richten.“ Ein Beispiel dafür 
seien etwaige gewerberechtliche Voraus-
setzungen, ohne die Übergeber dann auf 
einen gewerberechtlichen Geschäftsfüh-
rer zurückgreifen müssen. 

Unter den 6.900 KMUs, die in Oberöster-
reich vor einer Übernahme stehen, befin-
det sich auch die Agentur Kapeller und 
Partner in Enns. „Mein Vater hat noch ein