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Wolfgang-
see
Mit unserem
Weihnachtsmann-Verbot haben
wir sogar in den USA und
Vietnam Schlagzeilen gemacht.
HANS WIESER
Geschäftsführer,
Wolfgangsee Tourismus
Wolfgangseer Advent. Gäbe es den
Weihnachtsmann wirklich, er wäre gut
beraten, in der Weihnachtszeit die Gegend
rund um den Wolfgangsee zu meiden.
Denn in St. Gilgen, Strobl und St. Wolfgang
setzt man beim gemeinsamen „Advent am
See“, strikt, ja schon fast radikal auf die
traditionellen Weihnachtsbräuche. „Damit
haben wir sogar Schlagzeilen in den USA
oder in Vietnam gemacht“, erzählt Hans
Wieser, Geschäftsführer der Wolfgangsee
Tourismus GmbH. Man versuche penibel,
die Städte Weihnachtsmann-frei zu hal-
ten. Und wenn Wieser penibel sagt, meint
er auch penibel. „Natürlich gibt es immer
Menschen, die uns ärgern wollen. Einmal
hat ein Anwohner nahe der Schiffsanlege-
stelle von Strobl einen fünf Meter hohen
aufblasbaren und beleuchteten Weih-
nachtsmann aufgestellt“, erinnert er sich.
Wieser setzte alles in Bewegung, damit
er wieder verschwindet, kontaktierte den
Bürgermeister. Innerhalb von einer Nacht
war der Weihnachtsmann wieder weg.
„Bei allem über zwei Meter braucht man
eine Genehmigung der Bauschutzbehör-
de, und die gab es dafür natürlich nicht“,
sagt Wieser und lacht.
Kooperation zwischen
Gemeinde, Tourismus,
Unternehmen
Nicht nur in der Weihnachtsmann-Frage,
auch sonst will man am Wolfgangsee
nichts dem Zufall überlassen. Bratwürstel,
Pommes oder gar Langos an den Weih-
nachts-Ständen? Völlig undenbkar. „Der
Geschmack muss zum Advent passen.“
Für die musikalische Begleitung sorgen
ausschließlich Adventlieder. Das ist seit
2003 so – davor gab es in St. Wolfang
überhaupt kein derartiges Angebot. „Für
uns war das damals gewissermaßen ein
Vorteil, weil wir bei Null beginnen konn-
ten, mit unserem eigenen Konzept“, sagt
Wieser. Im vergangenen Jahr kamen etwa
300.000 bis 350.000 Besucher in der Weih-
nachtszeit an den See, etwa 35.000 über-
nachteten gleich in Hotels in der Gegend.
„Wir wissen ziemlich genau, was die Gäs-
te bei uns ausgeben. Vor einigen Jahren
waren es 42,52 Euro pro Kopf“, sagt Wie-
ser. Der Wolfgangsee habe sich zu einem
enormen, zusätzlichen Wirtschaftsfaktor
für die Region entwickelt. Den Erfolg sieht
der Geschäftsführer vor allem in der in-
tensiven Zusammenarbeit in der Gegend.
„Unternehmen, Tourismusverband und
Gemeinde bewegen gemeinsam etwas“,
sagt Wieser, „für die Zeit des Advents ge-
ben die Gemeinden das Marktrecht ab.“
So kann genau bestimmt werden, wer
welche Produkte verkaufen darf, um eine
hohe Qualität sicherzustellen. Auch die
Verteilung der Stände ist genau festgelegt.
Maximal ein Drittel darf Essen und Ge-
tränke verkaufen.
Bei den Gästen kommt das gut an: Die
meisten kommen aus der Gegend Linz
bis Salzburg, aber auch aus Südbayern,
in den vergangenen Jahren steigt die
Zahl der Tagesgäste aus Niederösterreich,
Steiermark, Wien, und Tschechien. Wieser
schmunzelt. „Vor ein paar Jahren hätte
man noch nackt in der Adventszeit durch
den Ort laufen können, und niemanden
wär das aufgefallen, heute ist das nicht
mehr möglich.“_