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Frauen verdienen in der Stunde durchschnittlich um
23 Prozent weniger als Männer. Die Alterspension
der Frauen ist um 51,8 Prozent niedriger - jede vierte alleinstehende Frau in der Pension ist von Altersarmut
bedroht. Denn Frauen achten oftmals zu wenig auf ihre individuellen Finanzen. Experten sprechen über
die Fallen in den verschiedenen Lebensphasen und erklären, was Frauen dagegen tun können, um nicht
irgendwann vor dem Nichts zu stehen.
„HÄUFIG STEHEN FRAUEN VOR
DEM NICHTS“
17 Jahre Lebensgemeinschaft. Gemein-
sam Haus gebaut. Geblieben ist der
Frau nach der Trennung davon nur ein
Blumenstock mit Übertopf. Dieser be-
sonders krasse Fall ist Andrea Jobst-
Hausleithner, Juristin des autonomen
Frauenzentrums Linz, besonders in Er-
innerung geblieben. In die Rechtsbera-
tung von Jobst-Hausleithner kommen
Frauen quer durch alle Alters- und Bil-
dungsschichten. Die anfangs beschrie-
bene Falle in der Lebensgemeinschaft,
wo es im Gegensatz zur Ehe keine
Unterhaltsansprüche und keinen An-
spruch auf eine mit der Ehescheidung
vergleichbare
Vermögensaufteilung
gibt, betreffe oft auch gut gebildete
Menschen, da es auch in dieser Gruppe
modern sei, nicht zu heiraten. Jobst-
Hausleithner berät auch Frauen, die ei-
nen hohen Lebensstandard hatten, weil
der Mann gut verdient und Vermögen
vorhanden ist – doch plötzlich kommt
es zur Trennung und die Frau hat kei-
nen Zugang mehr zum Geld. Die Frau
war Hausfrau, hat weder ein eigenes
Konto noch eigene Ersparnisse.
REDAKTION_SABRINA KAINRAD
FOTOGRAFIE_THINKSTOCK
ILLUSTRATION_THINKSTOCK
GRAFIK_MARTIN ANDERL
Aufteilung der Ausgaben
„Häufig stehen Frauen im Trennungs-
oder Scheidungsfall vor dem Nichts“,
spricht Jobst-Hausleithner aus der Er-
fahrung ihrer Beratertätigkeit. Frauen
sollten sich für die Finanzen interessie-
ren und rechtzeitig um die eigene Absi-
cherung kümmern. „Es gibt ganz typi-
sche Fallen - aber da lässt sich einiges
machen“, weiß die Juristin und nennt als
Klassiker die Aufteilung der Ausgaben
für Wohnen, Haushalt und Kinder. Häu-
fig sei es so, dass Frauen die Lebens-
mittel und alles für das Kind bezahlen
und damit Ausgaben haben, wo jeden
Monat ihr gesamtes Einkommen weg
ist. Männer hingegen zahlen die Miete
für die Wohnung oder die Kreditrate für
das Haus und die langlebigen Investiti-
onen. In der Lebensgemeinschaft führt
das im Trennungsfall zu dem anfangs
beschriebenen Fall, dass die Frau auch
nach vielen Beziehungsjahren symbo-
lisch mit dem Blumentopf rausgeht.
Doch das lässt sich verhindern, indem
von Anfang an alle Ausgaben, nach dem