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SPORTLER ALS WERBETRÄGER
Zu den langfristigsten Partnern von Hans Knauß zählt die Biermarke Gösser
– und damit die Brau Union. Nach welchen Kriterien werden Werbeträger aus-
gewählt? „Unsere Philosophie ist: Wir machen Sponsoring mit Personen oder
Gebieten, die Bier-affin sind“, sagt Markus Liebl, Generaldirektor der Brau
Union. „Der Fokus liegt eindeutig auf Sportarten, die mit Bier eng verbunden
sind, also Fußball und Skisport, Hochkultur passt da weniger.“ Wichtig sei ein
Zusammenhang zwischen der Person und dem Produkt. Liebl: „Wir würden
logischerweise niemanden als Bier-Testimonial nehmen, der kein Bier trinkt,
ein Testimonial muss authentisch sein.“ Grund für die erfolgreiche Karriere von
Knauß als Testimonial sei sein hoher Sympathiewert und die Authentizität.
In den USA, seit jeher Vorreiter für Trends in der Werbebranche, laufen 25
Prozent aller Kampagnen mit Prominenten, in Europa sind es etwa zwölf
Prozent. „Die Amerikaner haben da einen wesentlich stärkeren Zugang, man
kann auch beobachten, dass immer mehr Testimonials verwendet werden“,
sagt Rainer Reichl, Geschäftsführer von Oberösterreichs größter Werbeagentur,
Reichl&Partner. Er beobachtet einen Trend zu länderübergreifenden Kampa-
gnen mit sogenannten „Super-Celebrities“. So sicherte sich Nike Golf-Star
McIlroy um angeblich rund 250 Millionen Dollar.
Richtige Auswahl wichtig
In Deutschland und Österreich kommen etwa die Hälfte aller prominenten
Testimonials aus dem Sportbereich, „Sportler verfügen über einen hohen Be-
kanntheitsgrad, hohe Sympathiewerte, das erleichtert einen Imagetransfer von
der Person auf die Marke“, sagt Reichl. Der Sport habe eine enorme Reich-
weite, Sportler würden an ihre Grenzen gehen und die auch oft überschreiten.
„Solche Emotionen brauchen wir, noch dazu steht Sport für Werte wie Gesund-
heit, Dynamik und Jugend, diese Werte sind bei den Menschen beliebt“, sagt
er. In welchen Fällen empfiehlt er Unternehmen, auf prominente Werbeträger
zurückzugreifen? „Da gibt es keine Faustregel“, sagt Reichl, „wichtig ist aber
die Glaubwürdigkeit. Konsumenten merken schnell, ob im Hintergrund der
Kampagne eine Wahrheit steckt, oder ob das alles aufgesetzt ist“.
Dennoch bergen solche Engagements erhebliche Risiken und Tücken. Die
Marke profitiere nicht nur von den Sportlern, sie trage auch den Schaden, wenn
etwas schiefgeht. „Es gilt, genau abzuwägen, welche Sportler tatsächlich für
eine Kampagne infrage kommen“, sagt Reichl. Besonders problematisch wird
es, wenn der Werbeträger plötzlich negative Schlagzeilen macht.
Als Hans Knauß wegen des verunreinigten Vitaminpräparates gesperrt wurde,
war ein Ende der Zusammenarbeit für die Brau Union nicht denkbar. „Wir ha-
ben uns auf höchster Ebene darüber unterhalten und waren uns damals einig,
dass wir weiter zu ihm stehen, auch weil wir die Vorkommnisse so interpretiert
haben, dass die Ursache nicht bei ihm selbst lag“, sagt Liebl. Auch als Sturm
Graz zwischenzeitlich von der Bundesliga in die Erste Liga abstieg, blieb man
dem Klub mit der Marke Puntigamer als Sponsor treu. „Nicht jedes Problem
muss gleich negative Konsequenzen nach sich ziehen, so ist es ja auch im
Umgang mit den Mitarbeitern“, sagt Liebl.
hohem Niveau erfolgreich zu sein. Wie
geht man damit um – und was waren
deine Schwächen beim Skifahren?
KNAUSS_Überwinden ist der falsche Aus-
druck, man muss an seinen Schwächen
arbeiten. Wenn ich gemerkt habe, dass
mein linker Fuß momentan schwächer ist
als der rechte, dann hab ich ihn so lange
trainiert, bis er keine Schwachstelle mehr
war.
Wie gelingt diese Selbstdisziplin?
KNAUSS_Ich habe immer die lästigsten
Dinge am Anfang gemacht, das mache
ich auch heute noch so und rate es auch
anderen. Ungute Telefonate führen, ungu-
te Dinge erledigen, wenn man das gleich
anpackt, hat man eine Ruhe und kann sich
auf andere Dinge konzentrieren.
Konzentriert man sich jetzt als Sportler
monatelang auf einen Wettbewerb und
verliert, ist meist nicht alles vorbei,
man kann die Niederlage abhaken
und auf die nächsten Veranstaltungen
hinarbeiten. Als Unternehmer bedroht
eine Niederlage im schlimmsten Fall
den Fortbestand der eigenen Firma.
KNAUSS_Die Verantwortung ist natür-
lich schon eine andere als im Spitzen-
sport, es hängen ja oft Arbeitsplätze
und Menschen mit dran. Als Unterneh-
mer geht es um mehr als nur den per-
sönlichen Erfolg. Das ist auch das Geile
im Sport: Alles was du machst, machst
du für dich. Jedes Gewicht, das du
hebst, jeden Schritt, den du machst, du
kommst deinem persönlichen Ziel im-
mer näher.
Sportler werden für ihren Erfolg
gefeiert, stehen im Mittelpunkt. Bei
Sportler gehen an ihre
Grenzen. Solche Emotionen
brauchen wir in der Werbung.
RAINER REICHL
Geschäftsführer, Reichl und Partner