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Das römische Haus betrat man meist durch das Badezimmer. Ehepaare im französischen Hochadel 
hatten immer getrennte Wohntrakte und die unterschiedlichen Räume waren nur durch Türen, nicht 
durch Gänge, getrennt. 

Wohnideen orientieren sich immer an den Grundideen der Gesellschaft und 

sind demnach ein Zeichen für die gesellschaftliche Entwicklung. Modulares Wohnen, Cohousing, Smart 
Living, Gesundheit und Nachhaltigkeit sind Stichworte für die Zukunft des Wohnens.

ZUKUNFT DES WOHNENS

Drei Zimmer, Küche, Bad. Und das 
lebenslänglich. Diese Wohnform hat 
ausgedient. Das moderne Wohnen wird 
durch die individuellen Lebensplanun-
gen bestimmt. „Wir sind mobiler, blei-
ben nicht mehr lebenslänglich am glei-
chen Ort. Menschen wechseln häufiger 
ihren Job und ziehen dafür auch einmal 
für einige Jahre ins Ausland. Die Fami-
lienverhältnisse verändern sich, Kinder 
werden später geboren, Ehepaare las-
sen sich häufiger scheiden, Patchwork-
familien entstehen“, erklärt Christiane 
Varga, Autorin der Studie „Zukunft des 
Wohnens“ vom Zukunftsinstitut (www.
zukunftsinstitut.de), dass dementspre-
chend flexibel auch unsere Wohnungen 
und Häuser werden. 

Das Wohnen der Zukunft definiert 
sich nicht mehr über Zimmeranzahl 
und Balkonfläche, sondern über einen 
Wohnraum, der je nach Wunsch und 
Lebenssituation neu zusammengestellt 
wird. Daher sollte man beim Planen 
von der Faustformel 30 Quadratme-
ter für das Wohnzimmer, 20 Quadrat-
meter für das Schlafzimmer und zehn 

REDAKTION_SABRINA KAINRAD

FOTOGRAFIE_JOSKO, WIMMER ROLAND, MARIO RIENER

Quadratmeter für das Kinderzimmer 
wegkommen und zur Formel drei Mal 
20 Quadratmeter hinkommen, erklärt 
Dietmar Steiner, Direktor im Architek-
turzentrum Wien, dass die Räume dann 
besser umfunktioniert werden können. 

Zonen statt Räume

Wohnraum ist teuer, Dinge, die man 
nicht täglich braucht, werden ausge-
lagert. „Der Haushalt der Zukunft ist 
ein Netzwerk“, erklärt Varga, dass sich 
Menschen mehr in ihrer Umgebung 
ausbreiten und dadurch ein Netzwerk 
entsteht. Wenn die ganze Familie an-
reist, mietet man sich eine Großküche. 
Man teilt sich mit den Nachbarn eine 
Waschmaschine und benutzt die Biblio-
thek nebenan. Leute schließen sich in 
Co-Housing-Projekten zusammen. Das 

Teilen und Tauschen haben die Men-

schen durch soziale Medien gelernt. 

Offene Wohnräume können der je-
weiligen Lebenslage angepasst wer-
den: Räume verschmelzen miteinan-
der – es entstehen Zonen, passend zu 

den Grundbedürfnissen: Regeneration, 
Ernährung, Kommunikation, Hygiene, 
Logistik, Unterhaltung, Liebe, Arbeit, 
Sport. Möbel helfen beim Einteilen der 
verschiedenen Zonen. Gerhard Ger-
ber, Innenarchitekt und Geschäftsfüh-
rer von Cubuz Wels, dazu: „Die Räume 
werden heller und höher.“ Bei den neu 
gebauten Häusern gebe es immer mehr 
Glasflächen, teilweise werden Wände 
komplett aus Glas errichtet. Während 
es früher Raumhöhen von 2,5 Metern 
bis 2,6 Metern gegeben habe, werden 
jetzt Räume mit einer Höhe von bis zu 
2,9 Metern gebaut. Bereits seit eini-
gen Jahren seien offene Küchen sehr 
beliebt. Küche und Esszimmer sind in 
einem Raum, teilweise wird auch noch 
das Wohnzimmer integriert. Die Kü-
chen werden eher schlicht in weiß und 
mit wenigen Farben geplant. Holzkü-
chen findet man immer weniger: „Der 
Verkauf hat sich zum Großteil auf einige 
wenige Massivholzanbieter reduziert.“ 
Im Essbereich sei eher die Tischgrup-
pe mit der geraden Sitzbank im Trend 

– Eckbänke seien derzeit weniger ge-

fragt. Im Wohnzimmer reduziere man