81
chert, wenngleich ich kein Fanatiker in ir-
gendeine Richtung bin. Ich verstehe auch
jeden, der mit der Jagd nichts am Hut hat.
Das muss man ja auch nicht, aber ich per-
sönlich habe einen sehr intensiven Bezug
zur Natur, weil ich hier aufgewachsen bin.
Nehmen wir doch die Jagd und die
Fischerei als Metapher für die Land-
tagswahl: Welche Wähler haben Sie da
im Visier und was werfen Sie ihnen ins
Wasser, damit sie anbeißen?
HAIMBUCHNER_
(lacht) Natürlich ist der
Politiker immer auf der Jagd nach Wäh-
lerstimmen. Manch ein Politiker fischt
auch ein bisschen im Trüben – das trifft
auf mich aber nicht zu. Ich brauche keine
großen Köder auswerfen. Ich glaube, es
genügt der Mensch, der hinter dem Spit-
zenpolitiker Manfred Haimbuchner steht:
Wer mich wählt, bekommt einen völlig
authentischen Menschen, einen ehrlichen
Politiker, der sich nicht verstellen muss.
Bei der Jagd muss man sich ab und zu
tarnen, als Politiker sollte man das mei-
nes Erachtens nicht tun: Mein Köder ist,
dass ich die Dinge beim Namen nenne.
Ich finde, die Wahrheit ist den Menschen
zumutbar. Man braucht sich da nicht groß
tarnen und verstecken. Offenheit und
Klarheit sind durchaus gefragt.
Auch deshalb, weil durch Politik-Skan-
dale das Vertrauen der Wähler schwer
angeschlagen ist?
HAIMBUCHNER_Ja, absolut. Sehen Sie,
ich komme aus einem politischen Haus,
mein Vater war 24 Jahre lang Bürgermeis-
ter und ich habe die Politik von der Pike
auf gelernt. Dabei habe ich eines mitbe-
kommen: Anständigkeit und Glaubwür-
digkeit sind etwas ganz Entscheidendes.
Auf der kommunalen Ebene merkst du
den Zuspruch, die Kritik oder den Wider-
spruch des Wählers sofort. Und da hab ich
gelernt, dass Ehrlichkeit, Handschlagqua-
lität sowie Respekt etwas ganz Wichtiges
sind. Bei aller Meinungsverschiedenheit
sollte man dem anderen dennoch immer
Respekt entgegen bringen. Das erwarte
ich mir – eine Politik der Glaubwürdigkeit
und des Respekts und nicht der Beliebt-
heit. Ich bin kein Politiker der Beliebtheit
und deswegen hab ich auch kein Problem
damit, dass ich dazu stehe, dass ich Jäger
bin. Ich kommuniziere alles, was ich bin.
„Andere zögern, ich pack an“, das kom-
munizieren Sie mit Ihrem Wahlspruch.
Wo möchten Sie denn zuerst anpacken?
HAIMBUCHNER_In Wahrheit gibt es
für mich drei Punkte: Arbeit, Armut
und Ausländer, das sind die Themen,
die man anpacken muss. Das ist mein
Triple-A. Ich spreche das Thema Auslän-
der auch so offen an – manche nennen
das ja ausweichend nur noch Migration.
Überfüllte Boote, Container und Zeltla-
ger sind Symbole einer gescheiterten
Einwanderungspolitik. Der zweite Punkt
ist der, dass die Arbeitslosigkeit in Ös-
terreich so hoch ist wie noch nie seit
1945. Im Unterschied dazu hat Deutsch-
land die höchste Beschäftigungsquote
und die niedrigste Arbeitslosenrate seit
1991. Der Vergleich mit unserem Nach-
barn zeigt: Wir haben riesige Probleme
in Österreich!
Was machen wir falsch? Und was
machen die anderen richtig?
HAIMBUCHNER_Sie haben ganz anders
Reformen durchgeführt, schon vor einigen
Jahren. Bei uns geht in Wahrheit nichts
mehr weiter. Wir sind völlig verkrustet und
gelähmt in dem System seit 1945. Sowohl
die Wirtschaft als auch die Arbeitnehmer
haben immer weniger Luft zum Atmen.
Wenn man sich hingegen andere Länder
anschaut, dann gibt es da einen ganz an-
deren Optimismus und Handlungsspiel-
raum – man muss nur nach Tschechien
schauen – dort geht sehr viel mehr weiter.
Das heißt, Österreich ist nicht mehr
auf der Überholspur, sondern wird
überholt?
HAIMBUCHNER_Ja, wir sind am Pan-
nenstreifen. Es passiert eine Panne nach
der nächsten: Zentralmatura, Steuerre-
form – von der Überholspur sind wir weit
weg. Und wenn wir so weiter tun, sind
auch bald alle unsere Straßen kaputt.
Wie kann man das Ihrer Meinung nach
verhindern?
HAIMBUCHNER_Es braucht Mut zur Ver-
änderung, bezogen auf die Themen, die
ich vorhin angesprochen habe. Wir brau-
chen ein völliges Umdenken bei unserer
Steuerpolitik. Der Staat baut Schulden
über Schulden auf, hatte aber noch nie so
viele Einnahmen. Also in den vergangenen
zehn Jahren hat die Republik Österreich
100 Milliarden mehr an Schulden aufge-
baut, gleichzeitig hat aber die Republik
noch nie so viele Steuereinnahmen ver-
zeichnen können. Das heißt, der Staat
kann offensichtlich nicht mit Geld umge-
hen. Wir brauchen außerdem eine riesige
Bildungsreform.
Inwiefern kann man da auf landespoli-
tischer Ebene eingreifen?
HAIMBUCHNER_Jeder Landespolitiker,
jeder Spitzenpolitiker hat entsprechend
hohe oder wichtige Funktionen im Bund.
Ich weiß, das ist so ein beliebter und bil-
Arbeit, Armut und
Ausländer – das sind die
Themen, die man anpacken
muss. Das ist mein Triple-A.
MANFRED HAIMBUCHNER
Landesrat OÖ, Resort Bauen,
Wohnen, Naturschutz