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Es schüttet wie aus Kübeln, wir treffen 

Josef Pühringer also mit Anzug und 

Krawatte anstatt mit Wanderhemd und 
Rucksack im Trockenen. Gepäck hat er 
trotzdem einiges mit – jede Menge Auf-
gaben, denen er sich in Zukunft stellen 
will. Josef Pühringer möchte auch wei-
terhin gerne zeitlos sein. Zeitlos, was 
seine Freizeit betrifft. Und zeitlos, was 
seine Arbeitsweise und Einstellung be-
trifft. Denn dass er älter geworden ist, 
falle ihm nur auf, wenn er einen Blick 
auf seine Geburtsurkunde wirft. 

Was ist für Sie das Schöne am 
Wandern?

PÜHRINGER_Wandern ist Entspan-
nung, Naturerlebnis, Bewegung an der 
frischen Luft. Beim Wandern kann man 
Abstand bekommen und die Dinge et-
was aus der Entfernung beurteilen. 

Als Politiker wandern Sie schon seit 

vielen Jahren bergauf – kommt da nicht 
die Zeit, in der man sich endlich auch 
auf den gemütlichen Abstieg freut? 

PÜHRINGER_Das ist wie beim Wan-
dern. Die Ruhepausen sind kurz. Und 
dann freut man sich wieder auf’s Wei-
termarschieren. Ich denke jetzt nicht 
ans Aufhören, sondern ich denke an 
die nächste Funktionsperiode, für die 
ich mich bereit erklärt habe. Weil ich 
glaube, dass ich noch einiges einbrin-
gen kann, mir fallen immer noch gute 
Ideen ein, mir macht’s Freude und ich 
tu’s gerne. 

Da sieht man an Ihrem Terminkalen-
der, denn dieser ist rund um die Uhr 
gefüllt, sieben Tage die Woche. Ernten 
Sie mehr Anerkennung oder mehr 

Verwunderung für Ihren unermüdlichen 

Einsatz? Ist Leistung in Österreich eher 
positiv oder negativ besetzt?

PÜHRINGER_Leistung ist aus meiner 
Sicht immer etwas Positives, wenn-
gleich man’s auch übertreiben kann. 
Und wenngleich man auch mit jenen, 
die aus irgendwelchen Gründen nicht 
leistungsstark sind, fair umgehen 
muss, das ist eine Hauptaufgabe der 

Politik. Aber für mich ist, etwas leisten 
zu können, etwas weiterbringen zu kön-
nen, etwas zu lösen, einfach ein posi-
tives Gefühl, dabei fühl ich mich wohl. 
Und ich denke, ein Politiker muss auch 
leistungsorientiert sein. Denn seine 
Aufgabe ist es, wie ein Seismograph 
die Sorgen und Anliegen der Menschen 
rechtzeitig wahrzunehmen und dann 
auch rasch Lösungen zu finden. 

Sie kennen die Arbeit als Politiker 
schon seit 1973.

PÜHRINGER_Ja, da hab ich als Stadtrat 
in Traun begonnen.

Inwiefern hat sich die Arbeit eines 
Politikers in diesen Jahren verändert? 

PÜHRINGER_Sie ist vielfach anders 
geworden, aber in manchen Dingen 
gleich geblieben. Das Entscheidende 
ist immer, dass du die Menschen ernst 
nimmst, dass du sie magst und dass du 
versuchst, sie zu verstehen. Dann ver-
stehst du auch, was sie bewegt und das 
muss auch die Politik bewegen. Diese 
Formel ist gleich geblieben. Max Weber 
hat gesagt, Politik ist das Bohren von 
harten Brettern mit Augenmaß, Leiden-
schaft und Verantwortung. Das wird es 
immer bleiben. Was anders geworden 
ist, sind die Kommunikationswege – es 
sind unendlich viele geworden. Frü-
her gab ein Politiker im Jahr vielleicht 
zehn Pressekonferenzen, heute gibt 
er zehn im Monat oder mehr. Wir sind 
eine offene Gesellschaft geworden, die 
Bürgerbeteiligung wurde wesentlich 
ausgebaut, die Politik ist transparenter 
geworden. Das hat viele, viele Vorteile. 
Und das muss man auch so leben. 

Ist es schwierig, junge Wähler an-

zusprechen, wenn man selbst einer 
älteren Generation angehört? 

PÜHRINGER_Da hab ich überhaupt 
kein Problem. Ich fühle mich in Jugend-
diskussionen pudelwohl, irgendwie bin 
ich immer der Obmann der Jungen 
ÖVP geblieben. Erst vor kurzem bin ich 
um halb eins in der Früh nach Hause 
gekommen, als gerade mein Sohn mit 

seinen Studienkollegen beisammen 
gesessen ist – er studiert an der Linzer 
Uni. Ich habe mich dazugesetzt und mit 
ihnen noch eine Stunde diskutiert. 

Worin merken Sie, dass Sie einer älte-

ren Generation angehören?

PÜHRINGER_An der Geburtsurkunde. 

Im aktuellen APA/OGM-Vertrauens-
index führen Sie ganz klar mit einem 
Plus von 42 Punkten vor allen anderen 
oberösterreichischen Politikern. Ver-
glichen mit 2009 haben Sie aber zehn 
Punkte im Vertrauen verloren. Warum, 
glauben Sie, ist das so?

PÜHRINGER_Das darf man nicht isoliert 
sehen. Die gesamte Tabelle ist auf einem 
niedrigeren Niveau – die Politik hat in den 
letzten Jahren offensichtlich an Vertrau-
en abgebaut. Und momentan beherrscht 
das Asylthema die gesamte Politik und 
die Politik hat dabei noch zu wenig Lö-
sungsqualität gezeigt. Wenn man zu ei-
nem Zeitpunkt fragt, wo es kein offenes 

Thema gibt, schaut die Umfrage ganz an-

ders aus. Aber das Entscheidende ist im-
mer der Abstand. Und wissen Sie, wenn 
die politischen Mitbewerber zum Teil 25 
und 30 Prozent entfernt liegen, dann bin 
ich mit diesem Wert sehr zufrieden. 

Aber ist nicht generell ein Wunsch nach 
Veränderung in der Politik spürbar? 

Helge Löffler, Partner der KPMG Linz, 
sagt zum Beispiel: „Die Wirtschaft ver-
ändert sich heute wesentlich schneller 
als vor zehn, zwanzig Jahren. Die 
Komplexität und die Geschwindigkeit 
sind gestiegen und daran müssen sich 
auch die politischen Rahmenbedingun-
gen orientieren.“ Wie werden Sie dem 

Wunsch nach Veränderung gerecht? 

PÜHRINGER_Ich glaube nicht, dass wir 
in Oberösterreich den Vorwurf verdie-
nen, dass wir uns nicht rasch und flexi-
bel zeigen in der Politik. Natürlich, und 
da hat Herr Löffler Recht, durch un-
ser demokratisches System und durch 
die Ebenen Europa und Nationalstaat, 
ist ein Zeitproblem gegeben und man 
muss überlegen, wie man hier rascher