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pfeiler kann man nicht versetzen, man
muss sie als Gegebenheit hinnehmen
und richtig darauf reagieren. Wie eben
auch als Manager einer Regionalbank.
Wenn etwa die Europäische Zentralbank
60 Milliarden Euro pro Monat bis min-
destens September 2016 in die Märkte
pumpt, um damit die Wirtschaft im Eu-
roraum anzukurbeln, dann wirkt sich
das indirekt auch auf eine Regionalbank
wie die VKB-Bank aus: „Durch die Maß-
nahmen der EZB ist das Zinsniveau auf
ein sehr, sehr niedriges Niveau gesun-
ken, diese Null-Zins-Politik ist sicher
ein historisches Ereignis. Und nachdem
die Niedrigzinspolitik überhaupt schon
längere Zeit jetzt doch tendenziell greift,
hat das ganz sicher Auswirkungen auf
unser Finanzsystem allgemein. All un-
sere Vorsorgemodelle sind ja auf Zinsen
in der Veranlagung aufgebaut“, sagt
Wurm. Wenn nun also diese Modelle
über längere Zeit nicht funktionieren,
würde das auch Auswirkungen auf die
Vorsorge haben. Die Frage sei, so Wurm
weiter, wie ausgewogen man einerseits
die Wirtschaft beleben und gleichzeitig
die richtige Dosierung für Vorsorge-
programme finden könne. „Das ist eine
große Herausforderung und dort trifft
es uns sozusagen indirekt. Weil natür-
lich alle Geschäftsmodelle von Banken
darauf aufbauen, dass Zinsen zur Ver-
fügung stehen. Bei einer Nullzinspolitik
ist der Spielraum entsprechend einge-
engt.“ Wie er darauf reagiere? „Wenn
eine Niedrigzinspolitik über viele Jahre
gegeben ist, dann ist es sehr schwer,
größere Renditen zu erwirtschaften. Wir
versuchen, für unsere Kunden Lösun-
gen zu entwickeln, mit denen man nicht
voreilig in größere Risikoformen aus-
weicht, nur um Renditen zu erzielen. Da
die Balance zu halten, ist durchaus eine
große Herausforderung.“
Auf zu neuen Ufern
Eine ähnlich große Herausforderung ist
es wohl auch für den Wirtschaftsstand-
ort Oberösterreich, das Ziel zu errei-
chen, bis 2020 der bedeutendste Stand-
ort für Start-up-Gründer in Europa zu
werden. Doch wie können all die inno-
vativen Ideen finanziert werden? Genau
das ist schließlich einer der zentralen
Kritikpunkte von Start-up-Gründern in
Österreich – risikoreiche Gründungen
gehen nicht konform mit verschärften
regulatorischen Vorschriften der Ban-
ken. „Ich glaube, in jeder Entwicklungs-
phase eines Unternehmens entscheidet
immer der richtige Finanzierungsmix“,
sagt Christoph Wurm. „Banken können
einerseits die Konzeption des Finanzie-
rungsmix leisten und Banken können
dann auch einzelne Teile davon zur Ver-
fügung stellen.“ Ein zweites Standbein
aufzubauen, das sich gezielt Start-up-
Finanzierungen widmet, könne er sich
im Moment nicht vorstellen, doch „Fakt
ist, dass wir versuchen, uns auch in
diesem Zusammenhang weiterzuentwi-
ckeln und Lösungen für neue Bedürfnis-
se und neue Entwicklungen zu finden.“
Mut und Demut sind wichtige
Eigenschaften, um in einer
Bank eine Management- und
Führungsrolle übernehmen zu
können.
CHRISTOPH WURM
Generaldirektor, VKB-Bank