58

pfeiler kann man nicht versetzen, man 
muss sie als Gegebenheit hinnehmen 
und richtig darauf reagieren. Wie eben 
auch als Manager einer Regionalbank. 
Wenn etwa die Europäische Zentralbank 
60 Milliarden Euro pro Monat bis min-
destens September 2016 in die Märkte 
pumpt, um damit die Wirtschaft im Eu-
roraum anzukurbeln, dann wirkt sich 
das indirekt auch auf eine Regionalbank 
wie die VKB-Bank aus: „Durch die Maß-
nahmen der EZB ist das Zinsniveau auf 
ein sehr, sehr niedriges Niveau gesun-
ken, diese Null-Zins-Politik ist sicher 
ein historisches Ereignis. Und nachdem 
die Niedrigzinspolitik überhaupt schon 
längere Zeit jetzt doch tendenziell greift, 
hat das ganz sicher Auswirkungen auf 
unser Finanzsystem allgemein. All un-
sere Vorsorgemodelle sind ja auf Zinsen 
in der Veranlagung aufgebaut“, sagt 
Wurm. Wenn nun also  diese Modelle 
über längere Zeit nicht funktionieren, 
würde das auch Auswirkungen auf die 
Vorsorge haben. Die Frage sei, so Wurm 

weiter, wie ausgewogen man einerseits 
die Wirtschaft beleben und gleichzeitig 
die richtige Dosierung für Vorsorge-
programme finden könne. „Das ist eine 
große Herausforderung und dort trifft 

es uns sozusagen indirekt. Weil natür-
lich alle Geschäftsmodelle von Banken 
darauf aufbauen, dass Zinsen zur Ver-
fügung stehen. Bei einer Nullzinspolitik 
ist der Spielraum entsprechend einge-
engt.“ Wie er darauf reagiere? „Wenn 
eine Niedrigzinspolitik über viele Jahre 
gegeben ist, dann ist es sehr schwer, 
größere Renditen zu erwirtschaften. Wir 
versuchen, für unsere Kunden Lösun-
gen zu entwickeln, mit denen man nicht 
voreilig in größere Risikoformen aus-

weicht, nur um Renditen zu erzielen. Da 
die Balance zu halten, ist durchaus eine 
große Herausforderung.“ 

Auf zu neuen Ufern

Eine ähnlich große Herausforderung ist 
es wohl auch für den Wirtschaftsstand-
ort Oberösterreich, das Ziel zu errei-
chen, bis 2020 der bedeutendste Stand-
ort für Start-up-Gründer in Europa zu 
werden. Doch wie können all die inno-
vativen Ideen finanziert werden? Genau 
das ist schließlich einer der zentralen 
Kritikpunkte von Start-up-Gründern in 
Österreich – risikoreiche Gründungen 
gehen nicht konform mit verschärften 
regulatorischen Vorschriften der Ban-
ken. „Ich glaube, in jeder Entwicklungs-
phase eines Unternehmens entscheidet 
immer der richtige Finanzierungsmix“, 
sagt Christoph Wurm. „Banken können 
einerseits die Konzeption des Finanzie-
rungsmix leisten und Banken können 
dann auch einzelne Teile davon zur Ver-
fügung stellen.“ Ein zweites Standbein 
aufzubauen, das sich gezielt Start-up-
Finanzierungen widmet, könne er sich 
im Moment nicht vorstellen, doch „Fakt 
ist, dass wir versuchen, uns auch in 
diesem Zusammenhang weiterzuentwi-
ckeln und Lösungen für neue Bedürfnis-
se und neue Entwicklungen zu finden.“ 

Mut und Demut sind wichtige 

Eigenschaften, um in einer 

Bank eine Management- und 

Führungsrolle übernehmen zu 

können.

CHRISTOPH WURM

Generaldirektor, VKB-Bank