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auch bis Puchenau. Konzentriert schaut
Christoph Wurm auf die Wasseroberflä-
che der Donau und geht dann langsam
ins Wasser. Er hält das Boot fest, steigt
hinein und beginnt sofort zügig mit dem
Doppelpaddel stromaufwärts zu fah-
ren. Das Wasser habe ihn immer schon
fasziniert, vor allem wegen der Ener-
gie, die darin steckt. „Man muss sich
einen guten Weg überlegen, damit man
die Kraft und Energie des Wassers nüt-
zen kann – einfach nur treiben lassen,
funktioniert nicht; gegen die Kraft des
Wassers immer anzukämpfen, funktio-
niert auch nicht. So ist es auch im Le-
ben – man muss die Energie nutzen, die
da ist. Dauerhaft anzukämpfen, wäre zu
anstrengend, nur treiben lassen, bringt
einen aber auch nicht weiter“, erzählt
der 47-Jährige.
Stromaufwärts
Einfach treiben lassen wäre in einem
wilden Gewässer, wie es die Finanzwelt
ist, ohnehin sehr gefährlich. „Aus heu-
tiger Sicht steht Österreichs Finanz-
wirtschaft zwar für ein wohlüberlegtes,
stabiles System, welches aber natürlich
VON GELDFLÜSSEN
UND ANDEREN GEWÄSSERN
Kurze Hose, sommerliches T-Shirt, ein Kajak auf der Schulter und ein Paddel in der Hand ... vielleicht ein
etwas ungewöhnliches Bild eines Bankdirektors. Doch bei genauerem Hinsehen wird schnell klar: Es ist
durchaus hilfreich, wenn sich ein Manager einer Bank mit wilden Gewässern auskennt. „Sowohl in der
Finanzwelt als auch am Wasser geht’s darum, dass man weiß, wo die Grenzen sind – man muss sich
intensiv damit auseinandersetzen, man muss vordenken und sich der Verantwortung bewusst sein“,
sagt
Christoph Wurm, Generaldirektor der VKB-Bank.
REDAKTION_SUSANNA WURM
ART DIRECTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
Groß ist seine Verantwortung schon seit
2008, als er in den Vorstand der VKB-
Bank berufen wurde. Dieses Jahr ist sie
aber noch ein Stück weit gewachsen,
denn seit Februar 2015 ist Christoph
Wurm in seiner Funktion als neuer VKB-
Generaldirektor für rund 510 Mitarbei-
ter und 35 VKB-Filialen in ganz Oberös-
terreich verantwortlich. Anlass für den
Führungswechsel in der VKB-Bank war
der Bergunfall von Ex-General Albert
Wagner. „Am Anfang war es doppelt
schwierig für mich!“ In dieser schwieri-
gen Zeit setzte Wurm vor allem auf den
Zusammenhalt im Team. „Und jetzt ist
es auch wieder schwierig, wir bedauern
die Vorgehensweise unseres ehemali-
gen Generaldirektors zutiefst.“
Mit herausfordernden Situationen ist
der gebürtige Linzer auch im Sport
vertraut – er ist staatlich geprüfter Raf-
ting-Bootsführer, Canyoning-Guide und
Hochseil-Trainer, mindestens einmal in
der Woche fährt er mit seinem Kajak aus.
Meist startet er seine Bootsfahrten im
Winterhafen – da, wo wir ihn auch heu-
te zum Fotoshooting treffen – und fährt
bis zur Nibelungenbrücke, manchmal
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