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Wenn wir Innovation-Leader
und nicht nur Follower
sind, dann können wir im
Standortwettbewerb bestehen
und auch wieder auf die
Überholspur kommen.
MICHAEL STRUGL
Wirtschafts-Landesrat OÖ
den, und zwar durch die Demographie.
Das Problem ist ja nur, dass wir zum
Teil die falsche Zuwanderung haben.
Zuwanderer sind bei uns eher älter und
weniger qualifiziert. Brauchen würden
wir Jüngere, die qualifiziert sind. Die
Gewerkschaft war auch nicht recht hilf-
reich mit langen Übergangsfristen für
neue EU-Staaten, weil die Guten sind
dann schon woanders gelandet und der
Rest bleibt uns. Es ist also ein Strate-
giefehler verantwortlich dafür, dass die
qualifizierte Zuwanderung nicht funkti-
oniert hat. Wir setzen jetzt in Oberös-
terreich auf ein eigenes Projekt für eine
bessere Willkommenskultur, das wir in
zwei Bezirken als Pilot ausprobiert ha-
ben und im Zuge des Konjunkturpake-
tes auf alle Bezirke ausweiten. Im Prin-
zip geht’s darum, Leute, die woanders
eine Ausbildung machen oder beruflich
tätig sind, zurückzuholen und neue
Leute, die wir brauchen könnten, anzu-
sprechen. Wir wollen uns als attrakti-
ver Arbeitsstandort präsentieren. Ich
glaube, dass das ein wichtiger Teil ist
für die Lösung der Fachkräftefrage. Wir
brauchen ganz einfach auch in der Zu-
wanderung eine bessere strategische
Steuerung und nicht eine Zuwanderung
mehr oder weniger per Zufall.
Gerade im Bereich Innovationen war
Österreich immer federführend. Auf der
EU-Innovationsrangliste fällt Österreich
aber regelmäßig zurück und liegt nun
nur noch auf Platz elf von 28 Mitglied-
staaten. Nehmen Sie Oberösterreich da
heraus, was läuft hier anders?
STRUGL_Oberösterreich und Öster-
reich haben gemeinsame Schwächen
wie zum Beispiel bei der Verfügbar-
keit von Venture Capital, im Bereich
der Humanressourcen oder zu ge-
ringer Patent- und Lizenzeinnahmen.
Besser ist Oberösterreich bei der For-
schungs- und Innovationstätigkeit der
Unternehmen – sie sorgen für knapp 80
Prozent der Forschungsausgaben. Bei
den Patent- und Gebrauchsmusteran-
meldungen liegt Oberösterreich auch
bundesweit vorne. Die Innovationskraft
ist unser zentraler Wettbewerbstreiber.
Eine Kernstrategie von uns ist daher, in
diese Innovationsfähigkeit zu investie-
ren – also in Bildung, Forschung und
Entwicklung, sowie in entsprechende
Rahmenbedingungen für Unternehmen.
Wichtig ist auch der ganze Bereich der
Start-up- und Gründungsszene, wo
neue Geschäftsideen und Produkte ent-
wickelt werden. Wenn es uns gelingt,
dass wir Innovation-Leader und nicht
nur Follower sind, dann können wir im
Standortwettbewerb bestehen und auch
wieder auf die Überholspur kommen.
Wie könnte sich das Ergebnis der Land-
tagswahl auf Ihren Lauf auswirken?
Richtungswechsel, Abbiegung ... womit
rechnen Sie, was wünschen Sie sich?
STRUGL_Ich wünsche mir, dass die
Dinge, die wir uns für den oberöster-
reichischen Wirtschaftsstandort vor-
genommen haben, in den nächsten
Jahren konsequent umgesetzt wer-
den können. Ich würde das auch ger-
ne selbst machen. Aber ich bin – wie
man Oberösterreichisch so schön sagt
– tiefenentspannt. Man wird sehen, was
rauskommt und wie dann die Konfigu-
ration ist, auch personell.
Könnte Ihre Laufbahn dann eventuell
auch in die Privatwirtschaft führen?
STRUGL_Ich habe in der Privatwirt-
schaft schon gearbeitet und konnte mir
immer vorstellen, dort wieder hinzu-
gehen. Aktuell ist aber mein Plan, die
wirtschaftspolitische Reformagenda in
Oberösterreich in den nächsten Jahren
umzusetzen – das ist mein politischer
Wille. Aber noch einmal: Ich bin kein
Getriebener.
Verglichen mit der Laufstrecke – was
sind die Auf- und Abs Ihrer Politikerlauf-
bahn? Was sind die Stolpersteine, die
immer wieder im Weg liegen, wo sind
die Labstellen, bei denen Sie wieder
Energie tanken können?
STRUGL_Grundsätzlich ist die politi-
sche Laufstrecke eine, die selektiv ist,
würde ich sagen. Man braucht auf der
einen Seite Ausdauer, man muss aber
auch sprinten können. Manchmal ist es
notwendig, die Schlagzahl extrem zu
erhöhen. Es gibt immer den kürzesten
Weg von A nach B, aber nicht immer
kann man ihn laufen, weil die Strecken-
führung eine andere ist. Und die Lab-
stellen, die braucht man natürlich ge-
nauso wie bei jedem anderen Bewerb.
Aber noch viel wichtiger ist, dass man
eine gute Kondition hat, sich gut vorbe-
reitet und vor allem den Willen und die
innere Einstellung zur Bewältigung hat.
Das ist mental gesehen eigentlich der
wichtigste Faktor, denn das kennt man
vom Laufen auch: Wenn man glaubt,
man kann nicht mehr, dann heißt das
noch gar nichts. Wenn man den Willen
hat, dann geht’s weiter._