42

Salzburgs älteste Brauerei hat sich zu einer 

Spezialitäten-Manufaktur entwickelt. In Kaltenhausen 

erfindet Braumeister Günther Seeleitner neue Rezepturen. Das Unternehmen ist ein Beispiel dafür, dass sich 
Bier vom Durstlöscher und Stimmungsmacher immer mehr zum Genussmittel für gehobene Ansprüche 
entwickelt. 

KLASSE STATT MASSE 

Im Braugasthof sitzen bereits die ersten 
Gäste, trinken andächtig ihr Bier und 
studieren die Karte, die gelben Häuser 
der Brauerei Kaltenhausen scheinen 
sich geradezu an den 851 Meter hohen 
Barmstein zu schmiegen. Jahrhunder-
telang befand sich hier eine der größten 
Brauereien der Region. Warum das so ist, 
ist kein Zufall: Der Standort brachte vor 
allem früher einen einzigartigen Vorteil 
gegenüber der Konkurrenz. Windröhren 
im Berg sorgten für einen Luftwechsel, 
selbst im Sommer waren die Tempera-
turen am Fuße optimal, um dort jederzeit 
Bier kühlen zu können. 

Auch in der Gegenwart hat der Standort 
ein Alleinstellungsmerkmal. 2011 wur-
de die Produktion großer Mengen her-

kömmlicher Biersorten eingestellt, es 
entstehen hier neue Bierkreationen un-
ter Aufsicht des Braumeisters Günther 
Seeleitner. Auch heute wird großteils 
handwerklich produziert. „Wir füllen jede 
Flasche händisch ab und etikettieren 
auch so“, sagt Seeleitner. Neben den drei 
Hauptsorten Kaltenhauser Kellerbier, 
Original und 1475 Pale Ale wird seit 2012 

mit besonderen Geschmacksrichtungen 
experimentiert. Erster Versuch: „Cherry 
Style“ – zur Gärung wurde Kirschsaft-
konzentrat von Sauerkirschen verwen-
det. Wir spazieren mit Seeleitner in den 
Ausstellungsbereich, in dem Gäste bei 
Führungen über die geschichtsträchtige 
Vergangenheit der Brauerei informiert 
werden, natürlich wird auch Bier verkos-
tet. 

Neue gesellschaftliche 

Akzeptanz 

Der Braumeister stellt uns seine erste 
Kreation, das Cherry Style, in einem ge-
schwungenen Glas mit dünnem Stil auf 
den Tisch. Aus herkömmlichen Seidel- 
und Halbegläsern werden die Spezial-
sorten nicht getrunken, in den Gläsern, 
in denen man normalerweise Wein er-
warten würde, soll das Geschmackser-
lebnis intensiver sein. Und wie ist die-
ses Geschmackserlebnis nun? Fruchtig, 
leicht säuerlich, definitiv nicht zu verglei-
chen mit den bisherigen Bieren im Leben 
des Autors dieser Zeilen. „Am Anfang 
waren einige unserer Gäste etwas scho-

REDAKTION_VALENTIN LISCHKA

ART DIRECTION_ALEXANDRA AUBÖCK

FOTOGRAFIE_MARIO RIENER