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Elf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt sind der Automotive-Branche zuzurechnen. Doch wohin führt
der Weg, welche Trends ergeben welche
Chancen und Risiken? Dazu setzen wir uns an einen – ja,
durchaus runden – Tisch mit drei Experten: F. Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender der Miba AG, Helge
Löffler, Partner und Leiter KPMG Linz sowie Klaus Mittermair, Partner und Head of Automotive für KPMG
Österreich, unterhalten sich über die Herausforderungen der Automotive Branche.
REDAKTION_SUSANNA WURM
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_BRIGITTA BEDE
ÖSTERREICHS AUTOMOTIVE-BRANCHE:
AUF DER ÜBERHOLSPUR. ODER ÜBERHOLT?
Treffpunkt Miba AG am Standort in Laakir-
chen. Würden wir die Gesprächsteilneh-
mer fragen, wie sie hier hergekommen
sind, dann wäre die Antwort mit höchster
Wahrscheinlichkeit: mit dem Auto. Und
dieses Auto wird ebenso wahrscheinlich
mit einem klassischen Verbrennungs-
motor angetrieben. Wie aber wird die
Antwort in 30 Jahren sein? Eine Umfrage
in so kleiner Runde ist natürlich nicht re-
präsentativ. Sehr wohl aussagekräftig ist
hingegen die aktuelle KPMG-Studie, bei
der 200 Top-Manager weltweit zu ihrer
Einschätzung der Automobilindustrie be-
fragt wurden.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der
Studie, welche globalen Trends lassen
sich daraus ableiten?
MITTERMAIR_Die Mehrheit der Top-
Manager meint, dass das Wachstum in
den Emerging Markets bis 2025 weiterhin
der wesentliche Trend in der Automo-
bilindustrie sein wird. Außerdem haben
das „Downsizing“ bei den Motoren und
das Segment der kleinen Autos starkes
Wachstumspotenzial. Die großen Autos
verlieren vor allem in Europa an Bedeu-
tung. Weitere aktuelle Themen sind nach
wie vor die Verringerung des Kraftstoff-
verbrauchs, die Erhöhung der Sicherheit
und des Komforts.
Herr Mitterbauer, als Vorstandsvorsit-
zender eines internationalen Konzerns
der Automobilzuliefererbranche –
welche dieser Trends bereiten Ihnen
Kopfzerbrechen?
MITTERBAUER_Auch wir sehen, dass
eines der Hauptthemen „Downsizing“
ist. Downsizing als Mittel zum Zweck,
um die vorgeschriebene CO
2
-Reduktion
zu ermöglichen. Der Verbrennungskraft-
motor muss also effizienter werden und
auch eine Kombination mit elektrischen
Motoren wird kommen. Das ist eine der
wichtigsten Agenden der Autohersteller.
Vor zwei, drei Jahren war der Hype sehr
stark, auf Elektroautos und Batterie-
fahrzeuge zu setzen, da wird es weiter
Initiativen geben. Aber unmittelbar am
meisten kann man CO
2
-Ausstoß redu-
zieren, indem man den Verbrennungs-
motor effizienter macht.
Was bedeutet die CO
2
-Reduktion für Sie
als Zulieferer?
MITTERBAUER_Wir sind speziell mit
unseren Sinterformteilen im Verbren-
nungskraftmotor. Hier haben wir Tech-
nologien und Komponenten entwickelt,
welche bewirken, den Verbrennungs-
motor effizienter zu machen und somit
den CO
2
-Verbrauch zu reduzieren.
Der klassische Verbrennungsmotor
bleibt die nächsten 20 Jahre also vor-
herrschend?
MITTERBAUER_Das unterschreibe ich
so. Zumindest für die nächsten fünfzehn
Jahre wird der Verbrennungskraftmotor
eine ganz maßgebliche Rolle spielen.
MITTERMAIR_Auch die Studie hat er-
geben, dass zwar viel gesprochen wird
von den E-Cars, aber die Bedeutung ist
in Summe dennoch gering. Die Progno-
sen sagen voraus, dass der Marktanteil
der Elektromobilität bis 2020 unter fünf
Prozent weltweit sein wird.
Maßnahmen wie steuerliche Vergüns-
tigungen für Elektrofahrzeuge greifen
also nicht?
MITTERMAIR_Sie werden sich in Summe
wenig auswirken. Selbst in zehn Jahren
wird der Elektromobilitätsanteil nicht über
15 bis 20 Prozent sein. Damit werden die
traditionellen Antriebe wie Diesel und
Benzin dominant bleiben.
MITTERBAUER_Wiewohl wir schon se-
hen, dass die Elektrifizierung ganz ekla-
tant kommt und kommen wird. Was nicht
heißt, dass wir alle mit Batterieautos fah-
ren werden – Herr Mittermair hat absolut
Recht, dass reine Batteriefahrzeuge viel
weiter weg sind als es in der öffentlichen
Wahrnehmung erwartet wird. Ich spreche
die Elektrifizierung des Antriebstrangs,
also Hybridisierung, an. Zum Beispiel
können Nebenaggregate elektrisch ange-
trieben werden. Ein wichtiges Thema ist
auch die Kombination von Verbrennungs-
motor und Elektrik, wo der Verbrennungs-
motor der Hauptantriebsmotor ist und in
gewissen Phasen des Fahrens auf Elektrik
umgestellt wird.
Und was passiert am Steuer, wie zu-
kunftsnah sind self-driving cars?
MITTERMAIR_Bei den self-driving-cars
ist es auch so, dass es noch mehr als
20 Jahre dauern wird, bis diese wirklich
das Straßenbild beherrschen. In Japan
und Korea ist man ein bisschen optimis-
tischer: Man rechnet mit elf bis zwanzig
Jahren. Die unterstützenden Systeme wie
distance-control oder Lenkunterstützung
gibt es ja schon, doch die self-driving cars,
wo der Fahrer theoretisch am Rücksitz