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mistischer Leiter des Instituts für Psy-
chotherapie in der Landes-Nervenklinik
Wagner-Jauregg in Linz: „Der Mensch
versucht im Spannungsfeld einerseits
seine einzigartige Individualität zu leben
und andererseits die Sehnsucht nach
Gemeinschaft zu befriedigen.“ Indivi-
dualität werde negativ, wenn man den
Blickwinkel auf die anderen und den
Bezug zur Gesellschaft verliert. In der
Gesellschaft herrscht oft dieses Bild.
Architektin und Künstlerin Isa Stein
spricht von „der Kehrseite der Individua-
lität“: „Man sagt zwar, es ist positiv, dass
Sepp Peninger, 66 Jahre
EX-STEUERBERATER, ALPAKAZÜCHTER / AHORN IM MÜHLVIERTEL
Der Mühlviertler tauscht mit 65 Jahren Anzug und Krawatte gegen Stallge-
wand und Gummistiefel. Früher hat Sepp Peninger als Steuerberater mit
Zahlen im Büro gearbeitet, jetzt sind es Tiere in der Natur. Bei einer Reise in
Argentinien verliebt er sich in Alpakas: „Es war Liebe auf den ersten Blick.“
Er hängt seinen Beruf als Steuerberater an den Nagel und verkauft seine
Kanzlei. „Ich habe mit meiner Lebensgefährtin relativ spontan drei Alpakas
gekauft“, erinnert er sich. Diese waren zuerst bei einem Züchter in der Nähe
untergestellt. Als die Jungen auf die Welt kommen, wollen Sepp Peninger
und Ingrid Friedl sie aber aufwachsen sehen: „Daher haben wir unsere Tiere
neben unserem Wohnhaus auf zwei leeren Parzellen einquartiert.“ 2010 kauft
sich das Paar dann einen alten Hof in Ahorn im Mühlviertel, renoviert diesen
komplett und baut einen neuen Stall. Das Haus in Bad Leonfelden ist seit 2014
an den Nachfolger der Steuerberatungs-Kanzlei vermietet.
„Ich habe bis zum Verkauf meiner Kanzlei Spaß an der Arbeit gehabt“, erklärt
Peninger. Seinem früheren Beruf trauert er aber nicht nach – er habe jetzt
„eine neue Aufgabe“ gefunden. Einen Bezug zu Tieren hatten die beiden schon
immer – es gab aber vorher nie die Möglichkeit, etwas mit Tieren zu machen.
Peninger wäre nicht Peninger, hätte er nicht gleich einen Verein für österrei-
chische Alpakazüchter, die Alpaca Association Austria, mitgegründet. In Öster-
reich werden rund 2.500 Alpakas gehalten, für Peninger ist die Farm eigentlich
nur ein Hobby. „Um wirklich Geld verdienen zu können, muss man eine große
Zucht mit bis zu 70 Tieren betreiben“, sagt er.
man seinen eigenen Weg geht, aber auf
der anderen Seite klingt das auch nach
Einzelkämpfer, ignorant und egoistisch
zu sein.“
Zwang zum
Individualismus
Eine totale Individualisierung wäre auch
unmöglich, so Jugendkulturforscher
Philipp Ikrath. Der Mensch sei ein so-
ziales Wesen und brauche etwas, wor-
an er sich orientieren kann – die einen
mehr, die anderen weniger. Als Faust-
Es war Liebe auf
den ersten Blick.
SEPP PENINGER
Alpakazüchter aus Leidenschaft
Es reicht nicht, wenn man so
viel macht wie alle anderen
auch. Wenn man Erfolg haben
will, muss man mehr machen.
MARKUS HENGSTSCHLÄGER
Genetiker